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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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der Gegenseite das aus dem Zusammenhang reißen würden, wenn sie es zugab. Sie würden ihr das Wort im Mund umdrehen, maßlos übertreiben und es als tödliche Waffe gegen sie verwenden.
    Also haben Sie mit ihm über sein Testament gesprochen!, würde Lanier vor dem Geschworenengericht brüllen.
    Manche Dinge blieben besser ungesagt. Niemand würde je davon erfahren. Seth war tot, und Lettie schwieg.
    »Hat er je mit Ihnen über seine Krankheit und die Tatsache, dass er unheilbar krank war, gesprochen?«, fragte Jake.
    Sie holte tief Luft und überlegte. »Natürlich. Manchmal hatte er so starke Schmerzen, dass er am liebsten sterben wollte. Das ist wahrscheinlich nur natürlich. In seinen letzten Tagen wusste Mr. Hubbard, dass das Ende nahe war. Er bat mich, mit ihm zu beten.«
    »Sie haben mit ihm gebetet?«
    »Ja. Mr. Hubbard besaß ein tiefes Gottvertrauen. Er wollte die Dinge in Ordnung bringen, bevor er starb.«
    Jake legte eine kurze dramatische Pause ein, damit die Geschworenen die Vorstellung, wie Lettie und ihr Arbeitgeber miteinander beteten, statt das zu treiben, was die meisten Leute dachten, gründlich verdauen konnten. Dann kam er auf den Morgen des 1. Oktobers zu sprechen, und Lettie erzählte ihre Geschichte. Sie hatten das Haus gegen neun Uhr verlassen, Lettie hatte am Steuer von Mr. Hubbards neuem Cadillac gesessen. Sie hatte ihn nie zuvor gefahren, er hatte sie nie darum gebeten. Es war das erste und einzige Mal, dass sie im selben Auto saßen. Während sie das Haus verlassen hatten, hatte sie eine alberne Bemerkung darüber gemacht, dass sie noch nie einen Cadillac gefahren habe, deswegen hatte er darauf bestanden. Sie war nervös und fuhr langsam. Er trank Kaffee aus einem Pappbecher. Er wirkte entspannt und schien keine Schmerzen zu haben, außerdem hatte er offenbar seinen Spaß daran, dass Lettie so nervös war, obwohl sie auf dem Highway praktisch allein unterwegs waren.
    Jake erkundigte sich, worüber sie während der zehnminütigen Fahrt gesprochen hatten. Sie überlegte einen Augenblick und sah dann die Geschworenen an, die geradezu an ihren Lippen hingen.
    »Über Autos. Er hat gesagt, viele Weiße wollen keinen Cadillac mehr, weil heutzutage so viele Schwarze einen haben. Er wollte wissen, warum ein Cadillac Schwarzen so wichtig ist, und ich habe gesagt, da fragt er die Falsche, weil ich nie einen wollte und auch nie einen haben werde. Mein Pontiac ist zwölf Jahre alt, habe ich gesagt. Aber dann habe ich gesagt, weil das die schönsten Autos sind und man den Leuten damit zeigen kann, dass man es geschafft hat. Man hat einen Job, hat ein bisschen Geld in der Tasche, ein bisschen Erfolg im Leben. Ir gendwas hat man richtig gemacht. Das ist alles. Er hat gesagt, er fand Cadillacs auch immer gut. Den ersten hätte er bei seiner ersten Scheidung verloren, den zweiten bei der zweiten Scheidung, aber seit er das Heiraten aufgegeben hätte, hätten er und seine Cadillacs Ruhe. Irgendwie hat er sich über sich selbst lustig gemacht.«
    »Er war also guter Stimmung und machte Witze?«, fragte Jake.
    »In sehr guter Stimmung war er an dem Morgen, ja, das war er. Er hat über mich und meinen Fahrstil gelacht.«
    »Und er war klar im Kopf?«
    »Glasklar. Er hat gesagt, ich fahre seinen siebten Cadillac und er kann sich an alle erinnern. Er hat gesagt, alle zwei Jahre gibt er sein Auto in Zahlung.«
    »Wissen Sie, ob er an dem Morgen Schmerzmittel genommen hatte?«
    »Nein, das weiß ich nicht. Mit seinen Tabletten war er komisch. Er wollte sie nicht nehmen und hatte sie in seinem Aktenkoffer, wo ich nicht drankonnte. Ich habe sie nur gesehen, wenn es ihm so hundeelend ging, dass er nicht aufstehen konnte und ich sie ihm holen musste. Aber nein, er hat an dem Morgen nicht so ausgesehen, als hätte er Schmerzmittel genommen.«
    Unter Jakes Führung setzte sie ihre Schilderung fort. Sie trafen bei der Berring Lumber Company ein – es war ihr erster und einziger Besuch dort –, und während er sich hinter verschlossener Tür in seinem Büro aufhielt, putzte sie. Sie saugte, wischte Staub, putzte einen Großteil der Fenster, sortierte die Illustrierten und spülte sogar das Geschirr in der kleinen Küche. Nein, die Papierkörbe hatte sie nicht geleert. Von dem Augenblick an, als sie die Büros betraten, hatte sie Mr. Hubbard nicht mehr gesehen und auch nicht mit ihm gesprochen. Sie hatte keine Ahnung, was er in seinem Büro tat, ihr kam gar nicht der Ge danke, ihn zu fragen. Er ging mit einem

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