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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Erfolg. Wenn die vor einer Jury aus Clanton auftreten, ist das handschriftliche Testament bald nichts weiter als ein schlechter Scherz.«
    »Das leuchtet mir ein. Lassen Sie uns auf die fünfundsiebzigtausend Dollar Unkosten zurückkommen. Ich dachte, Kanzleien strecken ihre Aufwendungen vor und entschädigen sich dann nach dem Urteil aus der erstrittenen Summe.«
    »Ja, manchmal tun wir das.«
    »Ach, zieren Sie sich doch nicht so, Wade. Sie tun das andauernd, weil die meisten Ihrer Mandanten pleite sind, Malocher mit Arbeitsunfällen und solche Sachen.«
    »Ja, aber bei Ihnen ist es etwas anderes, Ian. Sie können es sich leisten, die Klage zu finanzieren, im Gegensatz zu anderen. Die Moral gebietet es, dass ein Mandant die Unkosten trägt, wenn er es sich finanziell erlauben kann.«
    »Moral?«, wiederholte Ian so anzüglich, dass es fast beleidigend war.
    Doch Lanier nahm keinen Anstoß daran. Begriffe wie Moral und Berufsethos gingen ihm leicht von den Lippen, solange er einen Nutzen davon hatte. Ansonsten ignorierte er sie. Er fuhr fort: »Kommen Sie, Ian. Es sind nur fünfundsiebzigtau send, und die werden sich über das ganze kommende Jahr verteilen.«
    »Ich zahle maximal fünfundzwanzigtausend. Alles darüber hinaus strecken Sie vor. Am Schluss wird abgerechnet.«
    »Okay. Wie Sie wollen. Wir regeln das später. Im Augenblick haben wir größere Probleme, Herschel zum Beispiel. Wenn er nicht seinen Anwalt entlässt und mich nimmt, sehe ich mich gezwungen, mich nach anderen Fällen umzusehen. War das deut lich genug?«
    »Ich denke schon. Ich kann es nur versuchen.«

14
    Die Berring Lumber Company war ein Haufen Blechbaracken, die mit zwei Meter fünfzig hohem Maschendraht eingezäunt und mit schweren Toren gesichert waren. Besucher schienen offenbar nicht willkommen zu sein. Die Anlage befand sich eineinhalb Kilometer von der Grenze zu Tyler County am Ende einer langen asphaltierten Einfahrt, die vom Highway 21 aus nicht zu sehen war. Gleich hinter dem Haupttor schlossen sich auf der linken Seite Bürogebäude an, während sich rechter Hand kubikmeterweise Rohholz auftürmte. Geradeaus standen dicht nebeneinander mehrere Bauten, in denen Fichten- und Hartholz gesäubert, geschnitten und behandelt wurde, bevor es in Lagerhallen kam. Der Parkplatz rechts war voller ramponierter Pick-ups – ein Zeichen dafür, dass der Laden lief. Die Leute hatten Arbeit, eine Seltenheit in diesem Teil des Landes.
    Seth Hubbard hatte dieses Sägewerk bei seiner zweiten Scheidung verloren, es aber wenige Jahre später zurückgekauft. Harry Rex war derjenige gewesen, der den Zwangsverkauf eingefädelt und den Erlös von zweihunderttausend Dollar eingestrichen hatte, natürlich nur zugunsten seiner Mandantin. In seiner typischen Art hatte Seth geduldig die nächste Konjunkturflaute abgewartet und den Betrieb dann zum Schnäppchenpreis wieder erworben. Niemand wusste, woher der Name Berring stammte. Jake erfuhr, dass Seth sich die Namen für seine Fir men völlig willkürlich ausgedacht hatte. Als das Werk zum ersten Mal in seinem Besitz war, hatte er es Palmyra Lumber genannt, beim zweiten Mal jedoch zur allgemeinen Verwirrung in Berring Lumber umgetauft.
    Die Berring Lumber Company war sein Hauptsitz gewesen, wobei er streckenweise auch andere Firmen als Zentrale genutzt hatte. Nach dem großen Ausverkauf und der Diagnose Lungenkrebs hatte er seine Buchhaltungen zusammengelegt und sich hauptsächlich bei Berring aufgehalten. Am Tag nach seinem Tod war Sheriff Ozzie Walls vorbeigekommen, hatte sich mit den Angestellten unterhalten und ihnen dringend empfohlen, nichts anzufassen. Die Anwälte würden bald kommen, und von da an werde alles ziemlich kompliziert werden.
    Jake hatte zweimal mit Seths Sekretärin Arlene Trotter telefoniert. Sie war einigermaßen verbindlich gewesen, wenn auch nicht überschwänglich hilfsbereit. Am Freitag, knapp zwei Wochen nach dem Selbstmord, trat er durch den Haupteingang in den Empfangsbereich der Firma. Hinter dem zentral stehenden Schreibtisch saß eine aufgedonnerte junge Frau mit wilden schwarzen Haaren, engem Pulli und einem Blick, der alles über ihre Moral sagte. Ein Messingschild verriet ihren Vornamen – Kamila –, und Jake fand, dass der exotische Name gut zu ihr passte. Als sie ihn anstrahlte, fiel ihm sofort Harry Rex’ Bemerkung ein: »Seth hatte seinen Hosenladen nicht im Griff.«
    Er stellte sich vor. Kamila stand nicht auf, nahm aber die Hand, die er ihr hinhielt. »Arlene

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