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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Aufgabe erfülle, bekommt sie ihr Geld. Es gibt überhaupt keinen Grund für sie, einen Anwalt zu nehmen.«
    »Haben Sie ihr das erklärt?«
    »Ja, und ich dachte, sie hätte es auch verstanden.«
    »Und was ist dann passiert? Warum hat sie jetzt doch Anwälte?«
    Jake trank noch einen Schluck und ermahnte sich zur Vorsicht. Er tauschte oft Insiderwissen mit Dell, doch mit heiklen Details musste er sich zurückhalten. »Ich weiß nicht, aber ich vermute, die Geschichte von dem Testament ist irgendwie bis Memphis vorgedrungen, wo Booker Sistrunk davon Wind bekam. Weil er Geld roch, hat er sich auf den Weg gemacht, seinen schwarzen Rolls-Royce vor ihrer Tür geparkt und sie überrumpelt. Er hat ihr das Blaue vom Himmel versprochen, und dafür bekommt er einen Anteil.«
    »Wie viel?«
    »Solche Infos sind vertraulich. Das wissen nur die Beteiligten.«
    »Ein schwarzer Rolls-Royce? Ist das Ihr Ernst, Jake?«
    »Allerdings. Er ist gestern vor dem Gericht damit vorgefahren und hat dann vor der Security Bank geparkt. Sistrunk saß am Steuer, sein Partner neben ihm, Lettie hinten neben einem Typ im dunklen Anzug, vermutlich eine Art Bodyguard. Sie ziehen eine Show ab, und Lettie fällt darauf rein.«
    »Kapier ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Prather meinte heute Morgen, sie würden vielleicht versuchen, das Verfahren in ein anderes County zu verlegen, wo sie mehr schwarze Geschworene finden würden. Stimmt das, Jake?«
    »Ist nur ein Gerücht, glaube ich. Sie kennen Prather. Ich könnte wetten, die Hälfte aller Gerüchte in der Stadt stammen von ihm. Sonst noch was im Umlauf?«
    »O ja, jede Menge. Die Leute wechseln das Thema, wenn Sie reinkommen, aber sobald Sie weg sind, reden sie über nichts anderes.« Die Tür ging auf, und zwei Finanzbeamte traten ein und setzten sich an einen Tisch in der Nähe. Jake kannte sie und nickte höflich hinüber. Sie saßen nah genug, um alles zu hören, und würden mit Sicherheit die Ohren spitzen.
    Er beugte sich näher zu Dell und sagte leise: »Passen Sie weiter gut auf, okay?«
    »Jake, mein Süßer, mir entgeht nichts.«
    »Ich weiß.« Jake legte einen Dollar für den Kaffee auf die Theke und verabschiedete sich.
    Weil er noch keine Lust hatte, an seinen Schreibtisch zurückzukehren, schlenderte er über den Platz zu Nick Norton, der wie er seine Kanzlei allein führte und in dem Jahr an der Ole Miss Examen gemacht hatte, als Jake dort anfing. Nick hatte die Kanzlei von einem Onkel geerbt und war – trotz aller Parallelen zu Jake – etwas mehr beschäftigt als dieser. Seit zehn Jahren vermittelten sie einander Mandanten und waren bislang reibungslos miteinander ausgekommen.
    Zwei Jahre zuvor hatte Nick Marvis Lang vertreten, als der wegen Drogenhandels und Angriffs mit einer tödlichen Waffe vor Gericht stand. Die Familie hatte fünftausend Dollar Honorar bezahlt, weniger, als Nick sich vorgestellt hatte, aber mehr, als die meisten seiner Mandanten aufbringen konnten. Nick hatte nicht viel für den Jungen tun können, denn dessen Schuld war unbestritten gewesen, zumal er seine Mitan geklagten nicht belasten wollte. Nick hatte schließlich zwölf Jahre Haft ausgehandelt. Vor vier Tagen beim Mittagessen hatte er Jake alles über die Lang-Familie und Sohn Marvis erzählt.
    Im Augenblick saß er mit einem Mandanten zusammen, doch die Sekretärin hatte die Akte bereits herausgesucht. Jake versprach, zu kopieren, was er brauchte, und sie dann so bald wie möglich zurückzubringen. Nur keine Eile, sagte die Sekretärin. Der Fall sei schon lange abgeschlossen.
    Zum Mittagessen ging Wade Lanier am liebsten ins Hal & Mal’s, eines der alteingesessenen Restaurants von Jackson, nur ein paar Straßen vom Kapitol entfernt und zehn Minuten zu Fuß von seinem Büro in der State Street. Er wählte seinen Lieblingstisch, bestellte ein Glas Tee und wartete fünf Minuten lang ungeduldig, bis Ian Dafoe durch die Tür trat und sich zu ihm setzte. Sie bestellten Sandwichs, besprachen Wetter und Football und kamen dann alsbald zur Sache. »Wir bringen den Fall vor Gericht«, sagte Lanier ernst und in kaum hörbarem Flüstern, als würde er ein brisantes Geheimnis verraten.
    Ian deutete ein Nicken an und zuckte die Schultern. »Schön zu hören.« Alles andere hätte ihn auch gewundert. Es gab in diesem Staat nicht so oft einen Jackpot wie diesen zu knacken, und viel zu viele Anwälte lagen bereits auf der Lauer.
    »Aber wir brauchen keine Schützenhilfe«, sagte Lanier. »Herschel hat diesen

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