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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Zirkus range karrt, Fahrgeschäfte für die Kinder, dann ein schickes Essen mit eingeflogenem Hummer, Krabben und teuren Weinen. Als die Party vorbei war, sind sämtliche Schecks von ihm geplatzt. Er stand kurz davor, Konkurs anzumelden, als er bei irgendeinem Öltankerunfall einen Vergleich über zehn Millionen ausgehandelt und alle ausgezahlt hat. Bei ihm geht es ständig rauf und runter.«
    Das erregte ihre Aufmerksamkeit und gab ihnen zu denken. Die Kellnerin füllte ihre Tassen mit brühend heißem Kaffee auf.
    Der Immobilienmakler sah den Anwalt an und sagte: »Du hast doch nicht wirklich für Michael Dukakis gestimmt, oder?« Die Frage war reine Provokation.
    »Ich habe für ihn gestimmt, und ich werde es wieder tun«, erwiderte der Anwalt, wofür er schallendes Gelächter erntete. Der Anwalt war einer von zwei anwesenden Demokraten. Bush hatte in Ford County eine Mehrheit von fünfundsechzig Prozent.
    Der andere Demokrat, einer der Senioren, wechselte das Thema. »Wann wird denn jetzt ein Verzeichnis der Vermögensgegenstände in Hubbards Nachlass eingereicht? Wir müssen doch wissen, woraus der Nachlass besteht, oder? Schließlich sitzen wir hier und tratschen über seinen Nachlass und sein Testament und so. Haben wir als Bürger und Steuerzahler nicht das Recht, genau zu wissen, was in dem Nachlass ist? Wegen der Informationsfreiheit und so.«
    »Das geht dich gar nichts an«, meinte der Ladenbesitzer.
    »Kann sein, aber ich würde es wirklich gern wissen. Du nicht?«
    »Es ist mir völlig egal«, erwiderte der Ladenbesitzer. Das führte dazu, dass die anderen sich lautstark über ihn lustig machten.
    Als die Zwischenrufe verstummten, sagte der Anwalt: »Der Verwalter muss ein Nachlassverzeichnis einreichen, wenn der Richter das anordnet. Dafür gibt es keine gesetzlich festgelegte Frist. Bei einem Erbe dieser Größenordnung dürfte der Nachlassverwalter aber eine Menge Zeit bekommen, um alle Vermögensgegenstände zu finden und ihren Wert ermitteln zu lassen.«
    »Von welcher Größenordnung redest du?«
    »Die gleiche Größenordnung, über die alle reden. Genau werden wir es erst wissen, wenn der Verwalter das Nachlassverzeich nis einreicht.«
    »Ich dachte, das heißt Testamentsvollstrecker?«
    »Nicht wenn der Testamentsvollstrecker hingeworfen hat, was hier der Fall ist. Dann ernennt das Gericht einen Nachlassverwalter, der sich um alles kümmert. Der Neue ist ein Anwalt aus Smithfield, Quince Lundy, ein alter Freund von Richter Atlee. Ich glaube, er ist schon halb im Ruhestand.«
    »Wird er aus dem Nachlass bezahlt?«
    »Wo sollte das Geld sonst herkommen?«
    »Okay. Und wer wird sonst noch aus dem Nachlass bezahlt?«
    Der Anwalt überlegte einen Moment. »Der Nachlassanwalt, das wäre dann bis auf Weiteres Jake, allerdings weiß ich nicht, ob das von Dauer ist. Gerüchten zufolge hat er von den Anwälten aus Memphis bereits die Nase voll und überlegt, ob er hinwerfen soll. Der Verwalter bekommt Geld aus dem Nachlass. Wirtschaftsprüfer, Gutachter, Steuerberater, solche Leute eben.«
    »Wer bezahlt Sistrunk?«
    »Ich nehme an, er hat einen Vertrag mit dieser Frau. Wenn sie den Prozess gewinnt, bekommt er einen bestimmten Prozent satz des Nachlasses.«
    »Warum zum Teufel schleicht Rufus Buckley um den Fall rum?«
    »Er ist der Korrespondenzanwalt von Sistrunk.«
    »Ach du Scheiße. Wollen die eigentlich jeden in Ford County beleidigen?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Wir reden hier von einem Geschworenenprozess, richtig?«
    »O ja«, antwortete der Anwalt. »Offenbar wollen alle einen Geschworenenprozess, einschließlich Richter Atlee.«
    »Warum der Richter?«
    »Ganz einfach. Auf die Art zieht er sich elegant aus der Affäre. Er muss keine Entscheidung treffen. Bei diesem Fall wird es große Gewinner und große Verlierer geben, und bei einem Geschworenenurteil kann man dem Richter nichts vorwerfen.«
    »Ich wette zehn zu eins, dass die Geschworenen nicht zugunsten dieser Frau entscheiden werden.«
    »Lasst uns noch warten, okay?«, meinte der Anwalt. »Geben wir Richter Atlee ein paar Monate, damit er Zeit hat, die Aufgaben zu verteilen, alles zu organisieren und einen Termin für den Prozess zu bestimmen. Kurz vor Prozessbeginn wetten wir und legen die Quoten fest. Ich nehme euer Geld gern. Bei den letzten vier Superbowls habe ich immer richtiggelegen.«
    »Wie wollen sie zwölf Leute finden, die nichts über den Fall wissen? Jeder, den ich kenne, hat eine Meinung dazu, und ihr könnt verdammt

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