Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
Vom Netzwerk:
erkannte sie, dass sie zum ersten Mal in den drei Tagen, die sie jetzt vollkommen wach war, das Knistern des Feuers hören konnte. Das Brüllen des Sturms hatte nachgelassen.
    » Das muss das Auge sein « , murmelte Malian. Sie wusste, dass drei Tage für einen Wallsturm zu wenig waren, um sich auszutoben. Die Ruhe konnte nicht lange dauern. Die tobenden Winde würden bald wiederkommen, bevor das herumwirbelnde Wallgeröll, das die Burg umgab, sich wieder legte. Malian schauderte und dachte an Dorias Geschichten über die Dämonen des Finsteren Schwarms, die kreischend auf diesen Winden ritten. Sie glaubte die Geschichten des Kindermädchens immer noch nicht so ganz. Doch nach allem, was seit dem Angriff geschehen war, wollte sie keine Möglichkeit voreilig ausschließen.
    Vor der Tür war hektische Betriebsamkeit zu hören. In der unerwarteten Stille schien sie sehr laut. Malian lauschte angestrengt und stieß ihren Atem halb lachend aus, als sie das Klingeln goldener Glöckchen hörte. Die Tür wurde aufgerissen, und Haimyr stand auf der Schwelle. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und hielt den Kopf hoch. In seinen goldenen Augen glitzerte es.
    » Er hat seinen Auftritt « , dachte Malian belustigt. Ihre Laune besserte sich.
    Haimyr wartete und schaute sie einfach an. Ein Wachmann beugte sich vor und schloss die Tür hinter ihm. Dann machte der Barde einen Schritt vorwärts und breitete seine Arme weit aus. Langsam und erschöpft trat Malian in den goldenen Kreis. » Oh, Haimyr « , sagte sie. Das war alles.
    » Glaubtest du, ich hätte dich verlassen, meine Malian? « Sie konnte seinen gleichmäßigen Herzschlag und den vertrauten Spott in seiner Stimme hören. » Leider hatte dein Vater in seiner unendlichen Weisheit eine volle Ehreneskorte für die Herolde bis zur Grenze befohlen. Als Anerkennung für die Dienste, die sie der Nacht erwiesen haben, sagte er. Ich war einer derjenigen, die er gebeten hatte mitzureiten. Und Asantir hat die Wachen höchstpersönlich befehligt. «
    Malian trat einen Schritt zurück. » Das war in der Tat eine Ehre « , sagte sie verwirrt, » sogar für die, die dem Haus der Nacht einen großen Dienst erwiesen haben. Vollkommen ungewöhnlich für meinen Vater. «
    Haimyr sah mit einem schiefen Lächeln auf sie hinunter. » Meinst du? Ich würde sagen, dass er den Kräften der Herolde nicht traut, die denen unserer Priester so ähnlich sind. Und er fürchtet, dass sie noch mehr Einfluss auf dich nehmen könnten. Gleichzeitig erlaubt ihm seine Ehre als Graf nicht zu leugnen, was sie unter Einsatz ihres eigenen Lebens für dein Haus getan haben. Also mussten wir alle mitreiten – durch die engen Hohlwege und Pfade, die sich durch das Gebirge des Walls ziehen. Über uns war das Geheul des Sturms, und das alles nur, um die Herolde der Gilde sicher zur Derai-Grenze zu bringen. Weit weg von dieser Burg und von dir. «
    » Ich verstehe « , sagte Malian langsam. Wenn man es so sah, passte es. Sie zitterte bei dem Gedanken, in der bedrohlichen Finsternis des Sturms durch diese engen, gewundenen Wege zu reiten. » Nun, ich bin sehr froh, dass du jetzt hier bist. «
    » Ja « , antwortete der Barde. Ausnahmsweise war kein Spott auf seinem Gesicht zu sehen. » Das kann ich sehen. War es sehr schlimm, meine Malian? «
    Malian sah ihm in die Augen. » Ja « , sagte sie schlicht, » sehr schlimm. Ich dachte, dass du und Asantir mich verlassen habt. «
    Er zog sie zu einem Sofa, das dem Armsessel gegenüberstand. Sie hatten so oft, seitdem sie ein kleines Kind war, hier zusammengesessen. » Das hatte ich befürchtet « , sagte er. » Ich glaube, Asantir ging es genauso, wenn ich ihr erbittertes Schweigen richtig deute. Doch sogar Ehrenhauptleute und Barden müssen dem Befehl des Grafen gehorchen, wenigstens manchmal. «
    Malian lächelte ein wenig steif. » Tasarion der Furchtbare. Das würde Nhairin sagen. «
    » Würde sie? « , fragte Haimyr. » Sie ist mutig, unsere Nhairin. Allerdings kennen sie und dein Vater sich auch von Kindesbeinen an. Außenstehende wie ich und Gaukler, die eine Münze des Lords erhaschen wollen, müssen da umsichtiger sein. «
    » Du? « , fragte Malian. » Umsichtig? Das glaube ich weniger, Haimyr der Goldene. «
    » Wirklich? « , sagte er. » Ich versichere dir, es ist riskant, ein Barde am Hofe eines großen und strengen Lords zu sein, eines Grafen der furchtbaren und kriegerischen Derai. Es gibt Tage, da wage ich fast keine Note zu singen, aus Angst, ich

Weitere Kostenlose Bücher