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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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hat das auch kein anderer Novize oder geweihter Priester im Tempelviertel getan. «
    Nhairin runzelte die Stirn. » Das ist doch sicherlich eine Auslegung der Worte, um den Zweck des Schwurs auszuhebeln, der seit fünfhundert Jahren klar genug ist. «
    Korriyas Blick war düster. » Und seht, wo es uns alle hingebracht hat! Davon abgesehen zählt das, was das Gesetz tatsächlich sagt, und nicht das, von dem wir glauben, was es sagen sollte. So sprach Thiandriath der Gesetzgeber in den ersten Zeiten, und das Edikt hat sich im Laufe unserer Geschichte als vernünftig erwiesen. « Sie beugte sich wieder vor. » Ich dachte, dass gerade Ihr darüber glücklich sein würdet, Nhairin. «
    Die Hofmarschallin streckte die Arme aus und verschränkte sie dann wieder. Ihr Gesicht war finster und besorgt. Malian, die sie beobachtete, erkannte, dass Nhairin wohl mit Korriya und ihrem Vater aufgewachsen war und die Priesterin einst gut gekannt haben musste. » Warum habt Ihr das nicht alles schon vor zwölf Jahren dargelegt? « , fragte Nhairin schließlich.
    » Das hat sie versucht « , sagte Asantir leise, » doch der Alte Graf hat sie nicht einmal zu sich vorgelassen, geschweige denn ihr zugehört. Er sagte, dass er sie für den Versuch hätte töten lassen, wenn sie nicht von Oberster Abstammung gewesen wäre. Ihr wart verwundet, als das alles geschah, und bis Ihr Euch wieder erholt hattet, war das bereits eine alte Geschichte. «
    » Ich verstehe « , sagte Nhairin düster. Malian streckte eine Hand nach ihr aus.
    » Willst du nicht, dass ich gehe, Nhairin? « , fragte sie sanft. » Denn ich glaube wirklich nicht, dass es für mich sicher ist, wenn ich bleibe. «
    Nhairin humpelte zu ihr hinüber und nahm ihre Hand in die ihre. » Ich bin eine Närrin, das ist alles. Ich halte mich zu sehr mit alten, bitteren Geschichten auf. Ich weiß, dass Asantir und Korriya recht haben. Du musst gehen, und zwar schnell. « Sie sah Asantir an. » Und was tun wir jetzt? «
    » Wir werfen die Würfel, die wir in der Hand halten « , antwortete der Ehrenhauptmann. » Doch wir müssen uns beeilen und verschwiegen sein, oder der Wurf wird misslingen, noch bevor alles anfängt. Deshalb habe ich die anderen fortgeschickt, sogar diejenigen, die geschworen haben, Malians Leben mit ihrem eigenen zu verteidigen. «
    » Ja « , murmelte Haimyr, » denn Verrat kommt von hier, nicht von den Außenlanden. «
    » Da stimme ich zu « , sagte Asantir und schnitt Nhairins Protest ab. » Denn was ist ein weiteres Mädchen unter den Millionen in Haarth? Man wäre besser dran, wenn man ein Staubkörnchen in einem Wallsturm suchen müsste. Doch was ist mit Kalan? Sollen wir ihn mit dir schicken, meine Malian? «
    » Ja « , sagte Malian und schluckte. Denn jetzt war die Flucht Wirklichkeit und stand kurz bevor. Dadurch schien sie wesentlich beängstigender.
    Korriya stand auf und schüttelte die Falten ihrer Robe aus. » Also gut. Er soll gehen, wenn wir ihn sicher aus seinem Traum zurückholen können. « Ihr Blick blieb allerdings auf Asantir haften. » Doch vielleicht hat Nhairin recht. Seid Ihr sicher, dass Ihr die Verantwortung hierfür übernehmen wollt? Sie würde wesentlich leichter auf meinen Schultern ruhen als auf Euren. «
    Asantir lächelte. Das Aufblitzen war so schnell vorüber, wie es gekommen war. » Nichts ruht im Moment leicht auf meiner Schulter. Sie tut verdammt weh. « Haimyr lachte. Korriya und Nhairin runzelten die Stirn. Der vorwurfsvolle Blick der beiden war identisch. » Was den Rest angeht … « Asantir zuckte mit den Schultern. » Ich werde in diesem Spiel meinen eigenen Wurf machen und damit leben, was er bringt. Alles, worum ich bitte, Schwester Korriya, ist, dass Ihr mir Kalan wie vereinbart bringt. Doch sagt Garan und Nerys, sie sollen mit Euch gehen, falls es zwischen hier und dem Tempelquartier irgendwelche Vorfälle gibt. «
    Korriya neigte ihren Kopf. » So sei es « , sagte sie. Malian zitterte und dachte, dass die Worte wie die förmliche Bestätigung des Verderbens klangen. Sogar Haimyr schien ernster als sonst, als die Priesterin den Raum verließ. Als er sprach, war sein Tonfall allerdings unbeschwert.
    » Und was ist mit Nhairin und mir? Welche Rolle spielen wir jetzt, oh Ehrenhauptmann? «
    » Wenn Malians Abreise ein Geheimnis bleiben soll « , antwortete Asantir, » dann darf niemand sehen, dass sie diesen Raum verlässt. Und es darf auch nur einen Tatsachenbericht für die Burg geben, wenn ihre Flucht erst entdeckt

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