Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
, sagte Asantir und sprach den Grafen an, » ist sicher. Das Quartier des Erben wurde bis zum Morgengrauen von den Eindringlingen befreit. Wir haben jetzt den gesamten Bereich des Tempels und die ihn umgebenden Abschnitte ebenfalls gesäubert. Nur eine Handvoll Angreifer hat überlebt und ist in die Alte Burg geflohen. Ich kann allerdings nicht sagen, ob sie dort noch Verstärkung haben. « Sie wollte gerade mit den Schultern zucken und hielt dann inne, weil frisches Blut durch die gepolsterte Bandage sickerte. » Wir haben jedes Tor zwischen den beiden Burgen gesichert, aber wir haben schwere Verluste erlitten. Wir können einfach noch keine Truppen für die Alte Burg entbehren. « Sie hielt inne und blickte dem Grafen geradewegs in die Augen. » Habt Ihr meine Botschaft den Tod von Kommandant Gerenth betreffend erhalten? «
Der Graf nickte. » Das habe ich. Und ich pflichte Eurer Entscheidung bei, das Kommando über die Burggarnison zu übernehmen. « Seine Finger trommelten auf der Tischplatte. » Wie es scheint, haben wir Euch vieles zu verdanken. Nicht zuletzt, dass Ihr die Ehrengarde letzte Nacht auf ein außerplanmäßiges Manöver geschickt habt. «
Nhairin zog die Augenbrauen hoch. Das hatte sie nicht gewusst. Doch Asantir schüttelte den Kopf, als ob sie ein besonderes Lob ablehnte. » Es war hilfreich, mein Lord, dass wir uns auf den Bollwerken befanden, statt in den Kasernen zu schlafen. Doch die Bollwerke sind viel zu weit von dort entfernt, wo die eigentliche Invasion stattfand. Wäre der Alarm nicht ausgelöst worden, hätte uns die Tatsache, dass wir wach und bewaffnet waren, überhaupt nichts genützt, bis es zu spät gewesen wäre. « Erneut hielt sie inne. » Aufgrund der Tatsache, dass wir als Erste reagierten, ist der Tribut der Ehrengarde sehr hoch. Kurz gesagt werden wir Eure Wachen wohl mit den Truppen der Burggarnison aufstocken müssen. «
Der Graf nickte. » Tut, was immer Ihr für richtig haltet, Hauptmann. « Sein Blick wurde wieder hart und forschend. » Doch Ihr habt die Erbin noch nicht erwähnt. Weiß denn niemand etwas über ihren Verbleib oder wo sie sein könnte? «
Nicht »Malian«, dachte Nhairin, oder »meine Tochter«, sondern »die Erbin«. Sie beugte sich vor, um ihr schmerzendes Bein zu reiben und dabei ihren Ausdruck zu verbergen.
» Wir haben die Neue Burg durchsucht, Feinde zur Strecke gebracht und nach Lady Malian gesucht. « Asantirs Blick hielt dem des Grafen die ganze Zeit stand. » Sie ist nicht hier, mein Lord. Ich glaube, dass sie sich in der Alten Burg befindet und während des Angriffs dorthin geflohen ist. «
» Unter den Umständen « , murmelte Haimyr, » sind das keine guten Nachrichten. « Er stand mit einer goldenen Schulter an die Wand gelehnt. Der Graf warf ihm einen kurzen, kalten Blick zu, bevor er Asantir wieder anschaute.
» Geflohen oder mit Gewalt dorthin gebracht « , verlangte er zu wissen, » da alle Berichte davon ausgehen, dass die Eindringlinge durch die Alte Burg kamen? «
» Mein Lord, ich glaube nicht, dass sie gefangen genommen wurde. « Vorsichtig wiederholte Asantir die Argumente, die sie bereits Nhairin in den Trümmern der letzten Linie der Eindringlinge vorgetragen hatte. Trotzdem blieb der Blick des Grafen finster.
» Wie auch immer « , sagte er schließlich. » Wir müssen mit Sicherheit herausfinden, ob die Erbin geflohen oder gefangen ist. « Er zögerte. » Ob sie lebt oder tot ist. Wir müssen sie aufspüren – und zwar schnell. Ich verlasse mich auf Euch, Asantir! «
Der Hauptmann der Ehrengarde nickte. » Ich habe bereits in der Feste des Sturms um Wyrhunde ersucht « , antwortete sie. » Doch es wird einige Tage dauern, bevor sie ankommen. Malian kann nicht so lange warten; nicht, wenn sie sich in der Alten Burg mit den verbliebenen Angreifern befindet. Und wir können Euch und die Neue Burg nicht schutzlos zurücklassen. « Sie runzelte die Stirn. » Am Ende können wir wahrscheinlich nicht mehr tun, als die Alte Burg zu durchsuchen, weil wir nicht genug Truppen haben. Wir riskieren, auch diese Späher zu verlieren, wenn der Feind noch Reserven hat. «
Der Graf betrachtete sie aufmerksam. Seine schwarzen Augen waren ausdruckslos. Nhairin räusperte sich. » Was ich nicht verstehe « , sagte sie mit heiserer Stimme, während alle Gesichter sich ihr zuwandten, » ist, wie sie überhaupt in die Alte Burg hineingekommen sind. Sie soll doch das Herz, die unangreifbare Quelle für die Macht der Nacht sein. Dennoch
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