Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
die Freundin und Spielgefährtin ihrer Kindheit, und Asantir ist was? Eine Einberufung, die aus den Grenzfesten zu uns kam. « Erneut schnaubte sie. » Die Grenzfesten, die uns niemals ihre Besten schicken, wenn die Burg ruft. Stattdessen bekommen wir ihre Abgänge, diejenigen, die zu alt für den aktiven Dienst sind, und die halbwüchsigen Jünglinge und Mädchen. Das ist alles, was Asantir war, als sie zu uns kam! «
Ein Hauch von Missbilligung erschien in Haimyrs Augen. » Damals, vielleicht, doch jetzt nicht mehr. Außerdem habe ich gehört, dass es gute Gründe für diese Vorgehensweise gibt, denn die, die gut ausgebildet und im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, kann man bei den Grenzwachen nicht entbehren. Außerdem scheinen die Gründe, warum Asantir bleiben durfte, eindeutig. Angesichts Eures Derai-Gesetzes gab es niemanden, der es sonst hätte tun können. «
Nhairin zuckte mit den Schultern. » Weil die Einberufung, der Niemand, jetzt Hauptmann der Ehrengarde ist. Oh, ich weiß, es ist töricht von mir, sich ausgeschlossen zu fühlen; noch törichter, da Asantir tatsächlich der Hauptmann der Ehrengarde und damit am besten qualifiziert ist, Tasarion zu beschützen. « Sie hielt inne. Ihr Mund war nur noch eine dünne, scharfe Linie in ihrem vernarbten Gesicht. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. » Es stört mich einfach nur manchmal, sonst nichts « , murmelte sie und sah Haimyr nicht an.
Dieser legte eine Hand auf ihre Schulter. » Ich weiß « , sagte er. » Im Gegensatz zu Teron bin ich nicht blind. Es muss wirklich schwer für Euch sein zuzuschauen, wie Eure früheren Kameraden herumrennen und kämpfen, während Ihr sicher hinter den Linien sitzt und Euch fragt, ob sie Euch retten werden oder nicht. Genauso hart muss es sein zu sehen, dass die Kameradin aus Eurer Soldatenzeit – egal, ob sie Eure Freundin ist – ehrenvoll befördert wird, während Ihr einem Weg folgen müsst, auf dem Ruhm bestenfalls unwahrscheinlich ist. «
Nhairin stieß ein kurzes Lachen aus. » Sehr unwahrscheinlich, wie die letzte Nacht gezeigt hat. Und Ihr habt mit beidem recht. Ja, Asantir und ich sind Freundinnen. Und nein, das macht es nicht einfacher, unser beider Situation zu akzeptieren. « Niedergeschlagen starrte sie den Flur hinunter und zuckte dann kurz mit den Schultern, als ob sie ihre Stimmung abschütteln wollte. » Aber wie ich bereits sagte, das ist alles töricht, und es macht mir keine Ehre. Wir müssen alle das Beste aus dem machen, was wir haben und wer wir sind. «
» Und außerdem « , sagte Haimyr, » müsst Ihr Euch den Ausschluss aus der Kleinen Kammer nicht so zu Herzen nehmen. Sogar Rowan Birkenmond wurde hinausgeschickt. «
Nhairins Augen blitzten auf. » Sie ist keine … « , begann sie und schluckte dann ihre Worte hinunter.
Haimyr zuckte lächelnd mit den Schultern. » Derai « , beendete er für sie den Satz. » Nein, natürlich nicht. « Nhairin wurde rot und schaute weg. » Doch da wir gerade über die Derai sprechen « , fuhr der Barde fort, » wir müssen uns noch über etwas unterhalten, das Jiron ins Spiel gebracht hat. Aufspürer. «
» Aufspürer? « , wiederholte Nhairin unbehaglich. » Was gibt es da zu reden? Wie Tasarion schon sagte, wir haben keine. «
» Aber was wäre « , sagte Haimyr der Goldene, » wenn ich wüsste, wo einer zu finden ist? «
» Wie bitte? « , rief Nhairin aus. » Aber das ist unmöglich! «
» Vielleicht, vielleicht auch nicht « , murmelte Haimyr. » Doch darüber sollten wir nicht hier sprechen. « Er ging davon. Nhairin humpelte hinter ihm her.
» Was meint Ihr damit? « , verlangte sie zu wissen. » Es gibt keine Aufspürer, Haimyr, jedenfalls nicht im Haus der Nacht. «
Er zog seine Augenbrauen ein Stück hoch. » Was sollte ich damit wohl meinen, außer eine bessere Chance, unsere Malian zu finden? Doch zunächst muss ich mit dem Kammerherrn sprechen. «
Sie fanden ihn in seinem Büro. Er murmelte immer noch etwas von der Unterbrechung der Ratsversammlung vor sich hin. » Das wird nicht gut enden « , sagte er, sobald er Nhairin sah. » Der Graf hätte nicht den Rat seiner erprobten Berater beiseiteschieben sollen, um dem geschwollenen Gerede eines Priesters zuzuhören, Oberste Abstammung hin oder her. Schon gar nicht in Zeiten wie diesen. «
» Sippe und Blut « , sagte Nhairin, setzte sich und nahm mit einem leisen Seufzen das Gewicht von ihrem Bein. » Er hatte keine Wahl. «
Der Kammerherr sah verdrossen aus. » Es ist wohl
Weitere Kostenlose Bücher