Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
Doch jetzt müssen wir sie sicher in die Neue Burg bringen, bevor unsere Feinde zurückkehren. Also vorwärts! «
Unterdrücktes Gemurmel war zu hören, während die Gruppe ihre Rucksäcke einsammelte und die Verwundeten fertig verband. Asantir ging hinüber zu den Herolden und umarmte sie förmlich; erst Tarathan und dann Jehane Mor. » Dieser Streifzug mag noch nicht vorbei sein « , sagte sie, » doch seid meines Dankes versichert für alles, was Ihr getan habt. Ich stehe in Eurer Schuld, falls solch eine Schuld jemals beglichen werden kann. «
Tarathan schüttelte den Kopf und lächelte. » Wie Ihr bereits sagtet – wir sind noch nicht zurück. « Er betrachtete die Verwundeten und Toten, und sein Ausdruck wurde nüchtern. » Wie ich sehe, ist es Euch hier schlimm ergangen. «
» Es hätte noch viel schlimmer kommen können « , sagte Asantir grimmig. » Doch was ist mit Euch beiden? Seid Ihr in der Lage, sofort aufzubrechen? «
» Wir sind beide müde, doch noch lange nicht erschöpft. « Die Antwort Jehane Mors kam leise. » Wir können es uns auch nicht leisten. Die Gefahr hier ist immer noch groß, Hauptmann. «
Kalan warf Malian einen Blick zu und fragte sich, ob sie den leisen Kommentar gehört hatte. Malian beobachtete allerdings die Priester, die ihr Schildmuster aufgelöst hatten. Erst jetzt bemerkten sie, dass zwei von ihnen tot waren. Eria lüftete die Umhänge von Ilors und Serins Gesichtern und hielt sich die Hände vor ihren Mund, um einen Entsetzensschrei zu ersticken. Armar kniete neben ihr und bedeckte mit beiden Händen sein Gesicht. Tisanthe weinte. Die anderen schienen starr vor Schrecken. Nach einer Weile begann Armar vorwärts und rückwärts zu schaukeln, den Kopf von einer Seite zur anderen zu drehen und durch seine Hände zu murmeln. Malian warf Kalan einen Blick zu, der eine wortlose Frage ausdrückte. Kalan schüttelte den Kopf. Er hörte, was Armar sagte, konnte aber seine Worte nicht laut wiederholen.
» Ich spürte, wie sie gingen « , murmelte Armar. » Spürte, wie sie fortgerissen wurden, ausgelöscht wurden, doch ich konnte nichts tun. Ich war nicht stark genug, um sie festzuhalten – mögen die Neun Götter mir vergeben! Ich habe es versucht, aber es gelang mir nicht. «
» Wir haben es alle versucht « , sagte Torin dumpf. » Keiner von uns war stark genug. «
Seine Worte waren deutlich. Malian machte einen Schritt vorwärts. Kalan streckte seine Hand aus und hielt sie auf. » Der Hauptmann und die Herolde sind näher dran « , flüsterte er. » Ich glaube, wir sollten es ihnen überlassen. «
Asantir erreichte Armar tatsächlich als Erste. Die Herolde waren nur einen halben Schritt hinter ihr. Sie kniete sich hin und nahm Armars Hände von seinem Gesicht. Sie hielt ihn fest und zwang ihn, sie anzusehen. » Vergesst nicht « , sagte sie zu ihm, » dass der Rest von Euch den Schild aufrechterhielt, als Eure Kameraden fielen. Ihr habt das Feuer herbeigerufen, das unsere Feinde in die Flucht schlug. Sogar danach habt Ihr den Schild nicht fahren lassen, sondern habt Eure Aufgabe erfüllt, bis die Herolde sicher zurückkehrten. Ich sehe keinen Grund, sich dafür zu schämen. «
Armar sagte nichts, aber seine Schultern sackten herab, und er wehrte sich nicht länger gegen ihren Griff. » Aber « , sagte Torin unsicher, » ich glaube nicht, dass wir das Feuer gerufen haben. Es kam von ganz alleine. «
» Vielleicht « , sagte Tarathan hinter Asantirs Schulter. » Doch es kam durch Euch. Und wenn Ihr versagt hättet, wären unsere Körper getötet und unsere Geister dort, wo sie wandelten, ausgelöscht worden. «
» Wir haben Euch eine schwere Aufgabe aufgebürdet « , fügte Jehane Mor hinzu. » Doch Ihr habt nicht versagt. Wie der Hauptmann schon sagte: Ihr habt keinen Grund, Euch zu schämen oder Vorwürfe zu machen. «
» Um genau zu sein « , sagte Asantir, » solltet Ihr stolz auf Euch sein. Ohne Euch wären wir alle hier gefallen, und die Erbin wäre möglicherweise nie gefunden worden. Ihr habt Eure erste Schlacht geschlagen – und im Kampf fallen Kameraden. Wir trauern über diesen Verlust, doch zum Überleben müssen wir weitermachen. Das müsst Ihr jetzt alle, denn wir sind noch nicht außer Gefahr. Auch Ihr müsst Euch darauf vorbereiten aufzubrechen. «
Die Priester nickten schweigend und wandten sich von ihren Toten ab. Kalan hatte die Veränderung in ihren Gesichtern bemerkt, während Asantir und die Herolde sprachen: eine Mischung aus Verwunderung und
Weitere Kostenlose Bücher