Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe

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aufkeimendem Respekt vor sich selbst. Er konnte nicht anders, als sie trotz ihrer Trauer ein wenig zu beneiden. Sie waren Teil dieses Kampfes gewesen, Waffenbrüder mit Asantir und ihren Wachen. Er schob die dunklen Gedanken beiseite – die Erinnerung an das, was sein Vater gesagt hatte, als er herausfand, dass sein jüngster Sohn priesterliche Kräfte hatte. Es waren harte, verächtliche Worte über Feigheit und Verschmutzung gewesen.
    Am besten, man vergaß sie, sagte Kalan sich.
    Dennoch konnte er nicht anders, als Asantir anzustarren und sich zu fragen, ob sie wirklich glaubte, dass die jungen Priester sich ehrenvoll geschlagen hatten. Oder sagte sie nur das, was sie hören mussten, weil die Situation es erforderte? Der Ehrenhauptmann sah auf, als ob sie den prüfenden Blick bemerkt hätte, und zog eine Augenbraue fragend hoch. Eilig sah Kalan fort und spürte, dass Eria ihn ebenfalls beobachtete.
    » Also du bist Kalan, richtig? « , sagte sie. » Ich dachte mir doch, dass unter all dem Schmutz eine Novizenrobe steckt. «
    Er nickte und ging halb unwillig zu ihr hinüber. Novizen hielten sich generell fern von den Geweihten und den bereits eingeschworenen Priestern, es sei denn, diese waren Lehrer. Eria kannte er nicht sehr gut. Sie schien allerdings erfreut, ihn zu sehen. » Wir glaubten alle, du wärest tot « , sagte sie, » obwohl wir deine Leiche nicht finden konnten. Aber es gab so viele Tote und so viele Leichen … « Ihre Stimme brach ab.
    » Aber wie um Haarths willen « , sagte Var, der Kalan aus seinen schmalen Augen scharf beobachtet hatte, » bist du mit der Erbin zusammengekommen? «
    » Das ist eine lange Geschichte. « Kalan zappelte unbehaglich herum. » Doch was war mit eurem Kampf? Habt ihr wirklich das Goldene Feuer herbeigerufen? «
    » Anscheinend « , hob Var an. Doch Eria bremste ihn mit einer kleinen, müden Geste.
    » Das wissen wir nicht. Es könnte auch einfach der Überrest der Macht dieser Lampen gewesen sein, die in den Tagen, als wir das Feuer noch hatten, erschaffen wurden. Es kam allerdings aus dem Nichts, wie in all den Geschichten. «
    » Um genau zu sein « , fügte Torin trocken hinzu, » schien es eher von uns Besitz zu ergreifen als andersherum. Es war, als ob wir mitten in einem unkontrollierten Feuer gewesen wären. Wir spürten die Hitze und die Kraft, wurden aber nicht verbrannt. «
    Die anderen Geweihten murmelten ihre Zustimmung. Einer der Wachmänner, der gerade in ihrer Nähe einen Sack zuschnürte, drehte den Kopf. » Nun, es hat einige andere verbrannt, und das gerade rechtzeitig. Sonst wären noch mehr von uns jetzt Hundefutter « , sagte er barsch und wartete nicht auf eine Antwort. Er warf sich den Sack über und ging zu den anderen Wachen bei Sarus.
    Eria fuhr sich mit der Hand über das zerzauste Haar. » Das ist Garan « , murmelte sie. » Er war … beinahe freundlich … auf dieser Reise. «
    » Reisen wie diese verändern die Dinge. Und die Menschen « , sagte Kalan. Er war der Meinung, dass das vielleicht möglich war. » Es tut mir aber leid wegen Serin und Ilor. «
    Eria sah hinauf zur Decke und runzelte die Stirn. Es dauerte einen Moment, bis Kalan erkannte, dass sie versuchte, nicht zu weinen. » Wenigstens sind sie gestorben, als sie versuchten, etwas Erstrebenswertes zu tun. Das ist mehr, als den Toten im Tempel letzte Nacht vergönnt war, denen die Seele im Schlaf ausgesaugt wurde. « Sie sah wieder hinunter und blickte ihm in die Augen. » Wir dachten, du wärest ebenfalls auf diese Weise gestorben und dass wir irgendwann deine Leiche oder das, was davon übrig ist, in einem deiner vielen Verstecke finden würden. «
    Kalan errötete bei dem Gedanken, dass seine Verstecke allgemein bekannt waren. Doch er fühlte sich noch unbehaglicher, als sie ihm von der Verwüstung erzählte, die die Finsterschwinge angerichtet hatte. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er mehr hätte tun müssen; sich mehr anstrengen hätte müssen, um den Tempel vor dem drohenden Angriff zu warnen. Er suchte nach einem Ausweg und sah sich um. Malian unterhielt sich mit den Herolden. Er fing ihren Blick auf. Sie lächelte, und er schob sich in ihre Nähe. Hier fühlte er sich ein bisschen besser, wenn er darüber nachdachte, dass er ihr geholfen hatte, der Werjagd zu entkommen, und auch seinen Teil dazu beigetragen hatte, die Burg aufzuwecken.
    Malian hatte sich umgedreht und schaute düster auf die mit ihren Umhängen bedeckten Leichen. » Werden wir sie