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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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entlang, prüfte den Wirbel der Macht der Finsterschwinge, hielt ihn aber nicht auf. Das dunkle Portal füllte jetzt beinahe den Raum, und die vogelartige Form der Finsterschwinge wurde jetzt deutlicher. Malian spürte durch das Goldene Feuer, dass sie am Rande eines riesigen Abgrundes hing, in den alles Leben und jede Materie floss.
    Hinter ihr weinte jemand. Tarathan stand jetzt neben ihr und war vollkommen mit dem Goldenen Feuer vereint. Malian kannte die Blitze, die um ihn herumzuckten, aus dem letzten Kampf mit der Finsterschwinge. Seine Stimme verwob sich mit dem Feuer und löste sich wieder von ihm, wurde zu einem Teil des Zischens und Flüsterns der Flammen. » Wir müssen sie jetzt angreifen. Durch Euch, aber mit all unserer Stärke, oder es wird zu spät sein. «
    Langsam hob Malian die Arme und legte ihre Fingerspitzen aneinander. Den Scheitelpunkt richtete sie gegen das Zentrum des dunklen Tors. Eine lange Feuerzunge leckte über ihre Arme, schwebte darüber und wand sich wie eine Schlange um sie.
    Finsternis sickerte aus dem Portal der Finsterschwinge, als der Vogelkopf nach unten stieß, sich seitlich legte und sie mit einem unheilvollen Starren ansah. » Seht ihr nicht in die Augen « , warnte Hylcarian, » oder sie wird euch voll und ganz mit Geist und Seele verschlingen. «
    Unter dem Zischen und Knacken des Goldenen Feuers sang eine neue Stimme. Sie hatte einen dunklen Klang und steigerte sich schnell zu einem glanzvollen, bedrohlichen Summen, als ob ein Hornissennest in ihrer Mitte ärgerlich und kampfbereit erwacht wäre. Die Stimme schürte Malians Willen, der Finsterschwinge zu widerstehen. Gleichzeitig musste sie alle Selbstdisziplin aufbieten, um nicht die Konzentration zu verlieren und die Quelle der Stimme zu suchen.
    » Bei den Neun! « , rief Korin und klang erschrocken. » Was ist das? «
    » Ein Vorteil « , sagte Asantir kalt wie Stahl und trat vor. In ihrer Hand lag ein Kriegsspeer mit einem schwarzen Schaft. Sie lächelte. Dieses Lächeln war so furchtbar, dass sogar Malian ihre Augen abwenden wollte. Der Speer ließ sie erzittern. Die Spitze war schwarz wie die Nacht und wie eine Flamme geformt. Das Hornissenlied, dieses wütende, feurige Kampfgebrumm, war das Lied des Speers.
    Hinterher konnte niemand mehr sagen, was als Nächstes geschehen war; nur, dass alles gleichzeitig passierte. Die Finsterschwinge füllte das Portal vollkommen aus und stieß mit ihrem Schnabel und den halb offenen Flügeln vorwärts, um sich endgültig in den Raum zu drängen. Dann explodierte das Goldene Feuer. Flammen stachen aus den ausgestreckten Armen Malians. Im selben Moment warf Asantir den schwarzen Speer mit einer glatten, kräftigen Bewegung. Speer und Feuer jagten gemeinsam auf einem tödlichen Kurs durch die Luft, rissen Rauch und Schatten auseinander und durchbohrten das Herz der Finsterschwinge.
    Die Finsterschwinge schrie. Der wütende Aufschrei wurde mehrfach zurückgeworfen, und alle schlugen sich die Hände über die Ohren. Die Vogelgestalt schoss zur Decke hinauf. Ihre weiten Schwingen flatterten, als das Goldene Feuer erneut zuschlug. Risse zeigten sich in der Decke, und Mörtel fiel herab. Eine Feuersbrunst brach in der Tiefe der Finsterschwinge aus. Ihr Schrei wurde zu einem Kreischen, als der Dämon zurückgesogen wurde und am Rande seines eigenen Abgrunds hing. Das Portal bebte, und dann explodierte die feurige Finsternis in seiner Mitte. Das Tor der Finsterschwinge brach zusammen und verschwand vollkommen.
    » Na also! « , sagte Hylcarian ausschließlich zu Malian. Dann spürte sie, wie sich sein Fokus auf den Ehrenhauptmann richtete, der auf dem Steinboden kniete und den Kopf gesenkt hielt. » Ja, den Speer zu werfen wird sie wohl ausgelaugt haben. «
    Asantir hob den Kopf » Seht nur! « , stieß sie hervor. » Seht, was geschieht! «
    Alle folgten ihrem nach oben gerichteten Blick und sahen, dass die Risse des zusammengebrochenen Portals sich über die Wände und die Decke ausbreiteten. » Flieht! « , rief Hylcarian aus. » Schnell – durch das Tor! Ich werde hierbleiben und den Zusammenbruch aufhalten, damit nicht beide Burgen einstürzen, die Neue und die Alte. « Ein tragender Stein fiel aus der Decke und zerschellte auf dem Boden. » Lauft! « , drängte Hylcarian erneut. » Ich kann Euch nicht dabei helfen, das Tor offen zu halten und diesen Ort gleichzeitig stabilisieren. Nicht lange jedenfalls. «
    Sie rannten. Die Gesunden und Starken schnappten sich die Ausrüstung und

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