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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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aufsaugen « , stimmte er finster zu. » Wir atmen sie mit der Luft ein. Sie ist ein untrennbarer Teil von dem, wer und was wir sind. Ich glaube, dass ich zum ersten Mal infrage stelle, ob diese bittere Trennung, an der wir festhalten, nicht unsere größte Torheit ist. «
    » Und du « , sagte sie, » bist ein denkender Mann. « Sie zögerte und fuhr dann fort: » Doch ich, die keine Derai bin, hätte nicht gedacht, dass die Priesterin Korriya deine Feindin ist. «
    Er gähnte und reckte sich. » Ich auch nicht. Das ist ein Teil, der mich beunruhigt. Obwohl Korriya meine Angehörige ist und wir uns von Kindesbeinen an kennen. Doch ich kann die Gesichter der Geweihten, die mit Asantir in die Alte Burg gegangen sind, nicht vergessen. Keiner von ihnen wagte es, mich anzusehen, als ich die Suchgruppe verabschiedete. Ich habe allerdings bemerkt, wie alle mich aus dem Augenwinkel beobachteten, wie die neuen Rekruten, die wir in der Kaserne bekommen. Sie waren zum Äußersten entschlossen, um ihren Wert unter Beweis zu stellen und der Nacht zu dienen. Und jetzt « , schloss er leise, » sehe ich die Gesichter der Toten, derjenigen, die nicht zurückkehrten. «
    Rowan Birkenmond streckte ihre Hand aus und nahm die seine. » So viele sind bei dem Angriff gestorben, besonders im Tempelviertel, wo der Dämon jagte. Wenigstens wussten Serin und Ilor, wofür sie starben. «
    Der Graf hob die Augenbrauen. » Serin und Ilor « , wiederholte er. » Ja, so hat Asantir sie genannt. Doch mir geht es ja um ihren Tod. Sie sind für das Haus und die Burg gestorben, genau wie die Krieger. Ich wäre blind, wenn ich das nicht sehen könnte. Doch gleichzeitig höre ich die Stimme meines Vaters, der die Priester als unseren inneren Feind verdammte, als einen Feind, der so schlimm sei wie der Schwarm. «
    » Obwohl du das auch bisher nicht geglaubt hast. « Das war eine Feststellung, keine Frage. Er nickte.
    » Nein « , sagte er und starrte vor sich hin. Sein Mund trug einen harschen Zug, als er an die Halle der Toten dachte und an die Leichen der Gefallenen, die dort aufgereiht waren. Er war an jeder Reihe entlanggegangen und hatte jedes Gesicht betrachtet. Es waren so viele, Reihe an Reihe von Kriegern mit ihren tödlichen Wunden – und Priestern, die schreiend gestorben waren, als die Finsterschwinge ihre Seelen aussog. Am längsten verweilte er bei den Toten, die aus dem Haushalt der Erbin stammten und die beim ersten Ansturm getötet wurden. Sie waren von den Alarmvorrichtungen der Burg verraten worden, die dem Angriff gegenüber blind und taub gewesen waren.
    » Schwarmmagie, die gegen uns verwendet wurde « , dachte der Graf. Doch seine Bitterkeit konnte weder Nesta und Doria zurückbringen noch die Pagen, deren tote Körper mitleiderregend ausgesehen hatten, noch irgendwelche der anderen Diener, die im Viertel des Erben gefallen waren.
    » Wahre Treue « , hatte er zu dem Zeitpunkt gedacht und tat es immer noch, denn sie hatten versucht, die Angreifer ohne Waffen oder Alte Kräfte zurückzuhalten. » Ehrenhaftigkeit « , war ihm durch den Kopf gegangen – wie bei Serin und Ilor, die für ihn und die Nacht tief in der Finsternis der Alten Burg gestorben waren.
    Erneut hörte er die Stimme seines Vaters, die ihn als Schwächling und Narren beschimpfte. Doch er konnte nicht anders, als allen Toten ihren Anteil an der Ehre zuzugestehen, auch wenn sie die Kleidung eines Dieners oder Priesterroben anstelle von Kettenhemden getragen hatten.
    » Du musst die Sorgen beiseiteschieben und dir etwas Schlaf gönnen. « Rowan Birkenmond erhob sich und beugte sich über ihn. Sie legte ihre Hände um sein Gesicht und küsste ihn sanft auf die Lippen. » Deine Schwierigkeiten werden das Schicksal dieser Menschen nicht ändern, auch wenn du dich zu Tode sorgst. «
    Er berührte ihre hellbraunen, seidenweichen Haare und fragte sich, wie er auch nur daran hatte denken können, ihr nicht zu vertrauen. Sie hatte ihm nichts anderes als Freundlichkeit entgegengebracht und stets die Wahrheit gesprochen. Doch er wusste, dass er diese kleine innere Frage, dieses Quäntchen Zweifel bewahren musste.
    Rowan Birkenmond nahm seine Hand und küsste die Handfläche.
    » Du magst zu Recht besorgt sein, mein Tasarion « , flüsterte sie, » doch wir haben ein Sprichwort im Winterland: Hab keine Angst, deine Sorgen zu tragen, aber hüte dich, wenn sie dich tragen. «
    Er drehte seine Hand um und schloss sie um die ihre. » Davor brauchst du keine Angst zu haben « ,

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