Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
Vom Netzwerk:
sein – oder in eine Vergangenheit, der jener verheerende Krieg erst noch blühte. Bei dem Anblick wurde ihm bewusst, dass er seit der Ankunft des schwedischen Heers auf der Insel Usedom kein Stück Land mehr gesehen hatte, über das der Krieg nicht vor Kurzem hinweggezogen wäre oder das gerade unter den Gewalttaten stöhnte. Das Småländische Regiment war selbstverständlich unter den Ersten gewesen, die das Reichsgebiet betreten hatten. Wann war das gewesen? Sommer 1630 … Samuel wurde schwindlig, während er sein Pferd an Ebba Sparres Seite über die gefrorene Straße trieb. Achtzehn Jahre! Achtzehn Jahre Krieg, sechzehn davon in Ketten und von den ehemaligen Kameraden angespuckt. Plötzlich war er sicher, dass er den stolzen, selbstbewussten Rittmeister Samuel Brahe, der er damals gewesen war, nicht mehr wiedererkennen würde. Anfang dreißig war er damals gewesen. Jetzt war er Ende vierzig. Was hatte er vorzuweisen außer der Erkenntnis, dass jeder Krieg die Hölle war? Er ahnte, dass er sein jüngeres Selbst, könnte er ihm jetzt gegenübertreten, als albernen Trottel verachten würde.
    Ebba zügelte ihr Pferd und ließ es langsamer weitertraben; Samuel hob die Hand, und die Kompanie hinter ihnen verlangsamte ihr Tempo ebenfalls. Samuel konnte die Männer keuchen hören. Ebba schüttelte ihre dunkelrote Mähne und stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf, der ihr in den Nacken gerutscht war. Ihre Wangen glühten, aber ihre Augenglühten noch mehr. Sie atmete heftig und schaute sich um. Schließlich brachte sie das Pferd zum Stehen.
    »Weißt du, wo wir hier sind?«, fragte sie.
    Samuel zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, wie wir wieder zurückkommen würden nach Wunsiedel«, erwiderte er. »Sollte ich jemals so verrückt sein, das zu wollen.«
    Sie streckte einen Arm aus. Ihre Geste umfasste die gesamte Gegend.
    »Das hier ist der Teufelsgrund«, sagte sie. Sie blinzelte ihm zu. »Ist das nicht passend? Siehst du dort vorn den dichten Wald und die hellen Felsen, die darüber hinausragen?«
    »Ja.«
    »Die Leute hier nennen es die Felsenstädte. Was es genau ist, weiß ich nicht – ich weiß nur, dass man sich davon fernhalten sollte. Es gibt eine schmale Ebene, die zwischen den Felsenstädten und den Höhenzügen im Norden hindurchführt. Ein paar Dörfer liegen darin und ein Marktplatz. Danach sind wir schon fast am Ziel.« Sie lächelte breit. »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Du weißt sehr gut Bescheid.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Alles aus zweiter Hand. Die beiden Jesuiten, die Kristi…« Sie unterbrach sich und legte den Kopf schief. Ein Blick von unten traf Samuel. »Dir brauche ich nichts vorzuspielen, oder, Samuel Brahe?«
    »Wie immer du sie nennst, Euer Gnaden, für mich und meine Männer ist sie ›Ihre Majestät die Königin‹.«
    »Warum habe ich das Gefühl, du nennst mich immer dann Euer Gnaden, wenn du mich verspotten willst?«
    »Ich spotte nicht über dich«, sagte er. »Aber manchmal kommt es mir so vor, als sei deine Nähe zu unserer Königin zu viel, als ein einfacher Soldat wie ich ertragen kann. Dann schaffe ich Abstand zwischen dir und mir.«
    »Wenn ich also ›Ihre Majestät‹ sage, dann nennst du mich wieder Ebba?«
    »Könnte gut sein.«
    »Ich liebe sie«, sagte sie und schaute ihn an. »Ich liebe sie mehr als mein Leben. Ich glaube weder an den Teufel noch daran, dass ein Buch ein Fluch sein kann, aber ich habe mich auf diese Mission begeben, um ihr einen Wunsch zu erfüllen. Ich tue es aus Liebe zu ihr, nur aus Liebe.«
    »Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Euer Gnaden.«
    »Ich rechtfertige mich nicht. Ich hatte nur das Gefühl …«
    Diesmal grinste er. »… dass es mal gesagt werden sollte?«
    Sie räusperte sich. »Ja. Wir sind dem Ziel ganz nahe. Ich wollte, dass du die ganze Wahrheit kennst.«
    »Ich kannte sie doch.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Euer Gnaden«, sagte er, »ich bin ein alter Mann. Du könntest meine Tochter sein, und Ihre Majestät könnte auch meine Tochter sein. Ich habe ihr nie in die Augen gesehen, aber dir dafür oft genug in den letzten drei Tagen, und sie verbergen nicht viel, sobald die Rede auf unsere allergnädigste Königin kommt. Also, lass uns zum Thema zurückkommen, damit ich wieder Ebba zu dir sagen kann: Was ist mit den beiden Jesuiten?«
    »Sie waren erstaunlich gut informiert dafür, dass sie mir vorgekommen sind wie zwei Hanswurste, die ihren eigenen Hintern mit beiden Händen nicht finden können. Ich habe mich

Weitere Kostenlose Bücher