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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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aufzuhängen. Alles in allem hatte sie ihre Vorbereitungen erbärmlich gefunden.
    »Es wäre leichter, wenn ich dir den Bauch massieren könnte«, murmelte sie, als sonst nichts mehr zu tun war, als zu warten, dass das Kind sich meldete. »Wenn wir nur etwas Schweineschmalz hätten …«
    »… dann hätten wir es schon lange gegessen«, sagte Popelka.
    »Dick auf eine frische Scheibe Brot gestrichen«, sagte Alexandra nach einer Pause.
    Popelka lächelte. »Mit einem frischen Krug Bier.«
    »Rotwein«, sagte Alexandra. »Biturica.«
    »Nä!«, widersprach Popelka. »Bier ist das einzig wahre Getränk.«
    Alexandra grinste. »Mein Vater hat ein Fass Biturica im Keller. Wenn du den einmal kostest, trinkst du nie wieder etwas anderes.«
    »Und wir haben einmal im Jahr, zum Erntedank, ein Fass Bier aus der ehemaligen Klosterbrauerei in Beraun, da möchtest du dich hineinsetzen und drin ertrinken!«
    Sie schauten sich an.
    »Ich für meinen Teil würde mich an meiner Schweineschmalzbrotscheibe festklammern und oben treiben«, sagte Alexandra.
    »Wenn es das Bier gibt«, erklärte Popelka und wurde plötzlich rot, »wenn es das Bier gibt und das gute Fleisch, dann … dann … furzt Fráňa die ganze Nacht wie ein Ochse!« Sie schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund und begann sofort darauf zu kichern. »O Herr im Himmel, wenn er weiß, dass ich das verraten habe, schämt er sich zu Tode!« Sie kicherte noch stärker.
    »Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der sich seiner Fürze geschämt hätte«, sagte Alexandra. Popelka prustete los. Es war so ansteckend, dass Alexandra in das Lachen einfiel. Sie gackerten eine Weile wie Hühner und wischten sich die Tränen aus den Augen. Popelka rang nach Atem und betrachtete Alexandra. Mit einer eiskalten Hand griff sie nach ihr und hielt sie fest.
    »Wer bist du?«, fragte sie. »Erzähl mir von dir. Du bist eine Heilerin, nicht wahr? Warum hilfst du mir und meinem ungeborenen Kind?«
    »Weil Gott mich geschickt hat?«, erwiderte Alexandra rau.
    Popelka schüttelte lächelnd den Kopf.
    Und ehe sie wusste, was ihr geschah, erzählte Alexandra ihr von Miku und Wenzel und von ihrem tiefen Schmerz, und es riss ihr das Herz von Neuem heraus und brach es und heilte es und zugleich den tiefen Riss in ihrer Seele, und am Ende lag sie auf dem Bett und im Arm Popelkas und weinte wie ein Kind, während die Frau, von der sie ahnte, dass nur ein Wunder sie die Nacht würde überleben lassen, ihr Haar streichelte und ein ums andere Mal sagte: »Alles wird gut.«

25.
    »Alexandra … es tut so weh … ich kann nicht mehr … ich halte es nicht mehr aus …!«
    »Atmen! Atmen! Du musst atmen! So: ein … aus … ein … aus …«
    »Ich kann nicht … o mein Gott, es zerreißt mich …«
    »Atmen! Lehn dich an mich! Hier, ich sitze hinter dir … atmen! Ein … aus … ein … aus …«
    »O Goooooott!«
    »Jetzt hecheln. Wie ein Hund. Hecheln! Komm, Popelka, du kannst das! Tobit will seine Mutter sehen! Hilf ihm heraus!«
    »Es zerreißt mich …!«
    »Du musst drücken. Es tut weh, aber du musst drücken!«
    »Es geht nicht! Herr im Himmel, ich halte es nicht aus. Alexandra … o Gott, Alexandra, hilf mir!«
    »Ich helfe dir ja. Einatmen … ausatmen … pressen … einatmen …«
    »O mein Gooooott !«
    »Schnell, lass mich nach vorne … lehn dich an die Deckenrollen … ich muss jetzt nach vorn …«
    »So viel Bluuuut!«
    »Ich glaube, ich kann das Köpfchen sehen …«
    »Alexandra, ist das sein Blut!?«
    »Nein!«
    »Ist es meins?«
    »Das ist ganz normal, Popelka, mach dir keine Sorgen … ich versuche jetzt etwas … ich muss dir ein bisschen wehtun … ich greife hinein …«
    »O Herr im Himmel, o heilige Maria voll der Gnaden …«
    »Popelka, leg die Hände auf deinen Bauch und drück! Vorsichtig … und das Atmen nicht vergessen …«
    »Alexandra, das viele Blut !«
    »Wir schaffen das. Einatmen … ausatmen … einatmen … du machst das hervorragend. Einatmen … ausatmen …«

26.
    Die Dämmerung kroch zu der kleinen Fensteröffnung herein und ließ das Licht der Kerzen golden werden. Alexandra trat zurück und betrachtete das Kind und neben ihm die Mutter. Ihre Erschöpfung war so groß, dass sie das Gefühl hatte, alles wie durch eine dichte Schicht Werg wahrzunehmen. Von draußen wehte fetter Rauchgeruch herein: die blutigen Bettlaken und Tücher brannten. Alexandras Augen brannten, und als sie ihre Finger betrachtete, erkannte sie, dass trotz allen Waschens immer

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