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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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helfen.«
    Der Bauer stierte sie an, als hätte sie Griechisch gesprochen. Dann schüttelte er sich und wandte sich wieder an Pfarrer Biliánová. »Bitte, Hochwürden … ohne Sie sind wir verloren.«
    Die Hände des Pfarrers zitterten. Er richtete den Blick in den Himmel. »O Herr, sag mir, was ich tun soll!«, stöhnte er.
    Alexandra wies auf Popelka. »Er hat es Ihnen schon gesagt, verdammt noch mal. Er sagt, dass Sie hierbleiben sollen, weil ich Hilfe brauche, um das Kind auf die Welt zu bringen!«
    »Bitte, Hochwürden … die Höhlen. Wir müssen jetzt gehen. Ohne Gottes Beistand sind wir verloren. Sie müssen beten und uns beschützen.«
    František Biliánová senkte den Kopf. Er begann zu schluchzen. Alexandra hielt es nicht mehr aus. Mit erhobenen Händen ging sie auf den Bauern los. Er sprang zurück und wäre beinahe auf den Hosenboden gefallen.
    »Haut ab!«, schrie sie. »Seid ihr Mäuse? Seid ihr blödes Vieh? Haut ab und versteckt euch in den Höhlen, oder wenn ihr zu dumm dazu seid, dann bleibt hier, und wenn die Soldaten Königsmarcks kommen, verteidigt diesen Misthaufen, auf dem ihr lebt, sonst wird es auch in den nächsten Generationen ein Misthaufen bleiben und niemals eure Heimat!«
    Sie wusste, dass sie den Vorschlag mit dem Hierbleibennicht hätte machen sollen. Kaum hatte sie es ausgesprochen, sanken noch mehr auf die Knie, und ein großes Geschrei begann: »Vor allen bösen Geistern beschütze uns, o heilige Maria Mutter Gottes, bitte für uns Sünder …!«
    Alexandra stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »Ihr Schwachköpfe!«, schrie sie mit höchster Lautstärke. »Wegen Leuten wie euch fällt es den Generälen seit dreißig Jahren leicht, Krieg gegen das Land zu führen!«
    Der Pfarrer nahm sie am Arm. »Bitte … Sie müssen sie verstehen …« Die Tränen hatten Spuren auf seine grauen Wangen gemalt.
    »Fráňa«, sagte Popelka halblaut. »Fráňa … du darfst nicht zögern meinetwegen. Gott hat dir die Aufgabe gegeben, das Dorf zu retten. Versündige dich nicht meinetwegen.«
    »Aber mein Herz …«, keuchte der Pfarrer.
    Popelka lächelte. »Der Herr hat doch für mich gesorgt. Sieh hier … Alexandra passt auf mich auf. Gott hat sie geschickt, damit du gehen kannst. Und der Erzengel wird auf unseren Sohn aufpassen.«
    Der Pfarrer weinte jetzt offen und mit hängenden Armen, als habe er nicht einmal mehr die Kraft, sie nach ihr auszustrecken. »Mein Herz«, wisperte er. »Mein Herz …«
    Alexandra schüttelte den Kopf. Zorn, Widerwillen und Rührung stritten in ihr und machten ihr Gesicht finster. Der Bauer schlug einen weiten Bogen um sie herum und nahm Biliánová an der Hand. »Hochwürden … wir müssen gehen!«
    Biliánová fuhr herum und packte Alexandra an den Schultern. »Ich komme zurück!«, sagte er heiser. »Ich komme zurück. Ich bringe die Leute in Sicherheit, und dann kehre ich zurück ins Dorf und … und …«
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Alexandra verächtlich.
    »Ich weiß nicht … wenn ich durch die Nacht zurücklaufe … bis morgen früh …«
    »Beeilen Sie sich«, sagte Alexandra und wandte ihm den Rücken zu. Sie dachte daran, dass sie morgen früh bereits in Prag hätte sein können. Mit einem Schnauben bückte sie sich, um die Deichsel des kleinen Karrens zu ergreifen. »Und bringen Sie frische Ziegenmilch mit. Popelka, halt dich fest … es geht los. Wir kehren zurück ins Pfarrhaus.«

    Noch bevor die Wehen allzu heftig wurden, hatte Alexandra bereits vorgesorgt, so gut es ging. Da die schwedischen Soldaten doch alles plündern würden, wenn sie wirklich hierherkamen, hatte sie ihnen einige Arbeit abgenommen und war selbst durch die Bauernkaten gelaufen auf der Suche nach Decken, einem Kessel und Brennholz. Natürlich hatte sie nichts gefunden. Am Ende hatte sie mithilfe eines Steins den Karren und einen Teil des kargen Mobiliars im Pfarrhaus zerlegt und mit dem Holz ein Feuer angefacht. Statt eines Kessels hatte sie das blecherne Tauf becken aus der Kirche in die Schlafkammer des Pfarrhauses gewuchtet und mit dem Fuß so lange dagegengetreten, bis es unten eine Delle aufwies, die breit genug war, dass es auf dem eisernen Rost über der Feuerstelle stehen konnte. Auf dem Karren waren die wenigen Habseligkeiten Pfarrer Biliánovás gewesen, darunter auch die Bettdecken. Sie hatte Popelka bis auf das Hemd ausgezogen und dann ihren Rock in breite Streifen zerrissen, um die entstehenden Tücher im Wasser zu kochen und dann neben dem Feuer

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