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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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seiner Diebstähle begehen wollte, genau ausgekundschaftet, bevor er Pläne gemacht hatte. Die Erinnerung war dennoch so exakt, dass Andrej keinen Zweifel an ihrer Richtigkeit hatte. Vor allem den Bach hatte er sich gemerkt, weil er damals darüber nachgedacht hatte, wie es wäre, anstelle eines der vergilbten Herbstblätter auf seinen Wellen zu tanzen und weit wegzutreiben von den ehrgeizigen Ideen seines Vaters und der Aufgabe, die ihm darin zugedacht war.
    Samuel stellte einen Fuß in den Steigbügel und forderte die anderen mit einem Kopfnicken auf, in die Sättel zu steigen. Andrej zischte: »Warte!«
    »Was?« Samuel sah ihn über die Schulter hinweg an, den Fuß noch immer im Steigbügel.
    »Das Kloster ist nur noch einen scharfen Ritt von hier entfernt. Wir sind näher dran, als wir denken. Die Dragoner werden uns vermutlich verfolgen. Wenn wir Podlaschitz schnell genug erreichen, können wir uns dort verschanzen und sie auf Abstand halten.«
    Samuel wirkte nachdenklich. »Das heißt, wir sollen so wenig wie möglich feuern, damit wir nachher noch Pulver haben, dafür aber so schnell wie möglich reiten.«
    »So in etwa …«
    Samuels Blick wanderte zu Cyprian. »Und du bist sicher, dass er sich nicht irrt?«
    Cyprian zuckte mit den Schultern. »Frag ihn selbst. Das letzte Mal, als ich an ihm gezweifelt habe, war ungefähr 1592, und ich hatte nicht recht.«
    Samuel lachte lautlos. Er deutete auf Andrejs Rechte. »Ist dein Zeigefinger geladen, Andrej von Langenfels?«
    Andrej zog die Pistole aus dem Gürtel, die ihm die Schweden gegeben hatten, und ließ sie einmal um den Finger kreisen. Dann steckte er sie wieder weg.
    »Wir haben so was tausend Mal gemacht, Männer«, sagte Samuel. »Wir machen es auch heute wieder. Will jemand einen Schlachtruf spendieren? Welchen hatten wir beim letzten Mal?«
    »Soweit ich mich erinnere: Scheeeiiiiißeee! «, sagte Alfred.
    »Der ist gut«, sagte Samuel. »Aufsitzen. Was wir im Leben tun, hat sein Echo in der Ewigkeit.«

    Sie donnerten den Hügel hinunter. Der Boden zitterte, die Morgendämmerung erdröhnte. Das Lager der Dragoner war riesig, fünfzig, sechzig Zelte, davor ein Pferch aus gefällten Bäumen für die Pferde. Schnee spritzte, gefrorener Dreck wirbelte um sie herum auf. Die Pferde wieherten grell. Die Gäule der Dragoner antworteten. Das Lager war im Tiefschlaf. An zwei Feuerstellen fuhren Männer aus ihren Decken hochund starrten ihnen entgegen, anstatt zu ihren Waffen zu greifen. Andrej sah, wie Samuel Brahe die Zügel zwischen die Zähne nahm, sich im Sattel aufrichtete und beide Arme ausstreckte, die Pistolen in den Fäusten. Er fühlte das Gewicht seiner eigenen Waffe in der Hand. Dann bemerkte er Ebba Sparre, die ihrem Pferd die Sporen gab, bis es zu Samuel aufschloss. Keiner der Småländer gab einen Laut von sich. Ihren Schlachtruf schienen sie vergessen zu haben.
    Dann waren sie weit genug den Hügel hinuntergekommen, dass der Blick um ein Waldstück herum möglich wurde, und Andrej erkannte, dass wenigstens fünfzig Männer bewaffnet und ausgerüstet an einem zweiten Feuer standen und ihnen entgegenliefen. Sie trugen Musketen; die ersten legten sie bereits an. Magnus Karlsson konnte sie von seinem Posten aus nicht gesehen haben. Allem Dafürhalten nach schlief ein Teil des Lagers tatsächlich noch, aber diese fünfzig Mann waren gar nicht im Lager gewesen, sondern hatten die Nacht genutzt, um ihrerseits das Gelände vor ihnen auszukundschaften. Sie waren eben zurückgekommen und voll einsatzbereit. Sie würden sie alle von den Pferden schießen, noch bevor der Erste der Småländer überhaupt die Grenze des Lagers überschritten hatte.
    Andrej sah einen einzelnen Reiter neben ihnen herjagen, eine Gestalt in schwarzer Robe auf einem weißen Pferd, der sie grinsend anblickte. Der Reiter konnte nur grinsen, denn unter seiner Kapuze steckte ein Totenschädel.
    Dann wurde Andrej klar, dass der einzelne Reiter in Wahrheit Cyprian auf seinem Grauschimmel war, der sich vom Haufen abgesetzt hatte und in einer schnurgeraden Linie von ihrer Richtung abwich. Am Ende der Linie befand sich der Pferch mit den Pferden.
    Ich habe nie einen passenderen Schlachtruf gekannt , dachte Andrej, riss an den Zügeln und jagte seinem Freund hinterher.

17.
    Der Riese in der schwarzen Soutane war Jiří Plachý, der Jesuitenpater und stellvertretende Anführer der Studentenlegion. Andreas warf sich zur Seite, und das Pferd, das unter dem Pater aussah wie ein kleines Maultier,

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