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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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donnerte an ihm vorbei. Die Pistolen Plachýs bellten. Andreas sah, wie sich die Offiziere um General Königsmarck herum in den Schnee warfen. Ein Schuss wirbelte den Hut des Generals davon, der zweite riss eines der steif unterfütterten Schulterstücke seines Kollers weg. Königsmarck zog eine zweite Pistole und zielte in aller Ruhe auf den heranstürmenden Jesuiten. Seine Waffe sprühte Funken, und Plachýs Kapuze flatterte plötzlich in Fetzen hinter ihm her. Keiner der beiden Männer hatte auch nur einen Kratzer abbekommen. Königsmarck trat fluchend einen Schritt nach vorn und riss einem der in Deckung gegangenen Offiziere die Pistole aus dem Gürtel. Plachý raste an ihm vorbei. Der General drehte sich mit ihm und zielte auf den breiten Rücken.
    Andreas rollte sich noch weiter herum, als schreiend, johlend und pfeifend weitere Reiter den Hohlweg herunterdonnerten, die Pistolen im Anschlag. Zwei, drei Offiziere sprangen auf und warfen sich über General Königsmarck. Der General ging zwischen ihnen zu Boden, seine Kugel fuhr harmlos in den Himmel. Andreas rappelte sich auf und rannte den Hohlweg hinauf. Er kannte nur ein Ziel: das Zelt, in dem Karina und Lýdie gefangen gehalten wurden.
    Im Lager herrschte ein Pandämonium. Wer immer den Ausfall geplant hatte, er hatte es darauf angelegt, das größtmögliche Chaos anzurichten. Oben beim Pferch lagen ein paar reglose Gestalten, während Angreifer von ihren Pferden gesprungen waren und Stricke um die Baumstämme schlangen, die den Pferch bildeten. Das Vieh innerhalb des Pferchs sprang in Panik umher und brüllte. Eine weitere Abteilungder Angreifer galoppierte in breiter Front quer durch das Lager, setzte über Zelte, aus denen Männer krochen, und über Soldaten hinweg, die ihre Musketen fortwarfen, anstatt zu schießen, und mähte eine ganze Schützenlinie nieder, die sich zu formieren versuchte. Als sich weiter vorn eine neue Schützenlinie bildete, zügelten die Angreifer ihre Pferde und rissen sie hart herum, wendeten fast auf der Stelle und sprengten auf einem anderen Pfad der Vernichtung weiter. Die Schützenlinie war plötzlich in eine weiße Wolke eingehüllt, aus der Blitze zuckten; zwei Reiter verschwanden von ihren Pferden, aber ihre Tiere rannten einfach zusammen mit den anderen weiter und trampelten alles nieder, was ihnen in den Weg kam.
    Andreas hastete mit fliegendem Atem auf das Offizierszelt zu. Er hörte Kugeln vorbeipfeifen und um ihn herum in den Boden einschlagen. Schnee- und Dreckfontänen spritzten hoch. Die Artilleristen hatten ihre eigenen Zelte etwas erhöht zwischen den Kanonen aufgeschlagen und drehten nun eines der Stücke herum, um damit aufs Lager zielen zu können. Andreas hörte Befehle, sah das hektische Hantieren der Kanoniere und die Bedienungsmannschaft, wie sie die Lafette in die Höhe stemmte, um die Kanone herumzuschwenken, wie sie sie wieder zu Boden plumpsen ließ, die Kanone brüllte auf – doch der Vorhalt war zu groß gewesen, die Kugel prallte mehrere Mannslängen vor den durchs Lager stürmenden Reitern in den Schnee, wirbelte eine Fontäne auf, sprang weiter und riss in einer langen Linie Zelte nieder, bis ihre Wucht verebbte. Schrille Schreie ertönten. Die Kanoniere arbeiteten wie die Wilden, um ihre Waffe ein zweites Mal zu laden, weitere Bedienmannschaften hantierten an den anderen Geschützen herum, doch dann dröhnte auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls eine Kanone, die Kugel sauste über das Lager hinweg und fuhr mit einem gewaltigen Aufspritzen von Dreck in die Erde, und die Kanoniere ließenihre Stellung im Stich und rannten den Hügel hinauf. Die Angreifer schienen die Kanonen auf der anderen Seite des Lagers in ihre Gewalt gebracht zu haben.
    Da vorn war das Offizierszelt. Von allen Richtungen rannten die sächsischen Soldaten jetzt darauf zu, vom Instinkt getrieben, sich im Zentrum ihres Lagers zu sammeln, von der Hoffnung geführt, dass jemand ihnen Befehle geben mochte. Die Ersten fassten sich bereits und bildeten so etwas wie eine Verteidigungsstellung um den Mittelpunkt des Lagers herum. Andreas rannte mit den Soldaten mit. Keiner hielt ihn auf, als er durch den Verteidigungsring hetzte. Der Boden wankte auf einmal und zitterte, ein dumpfes Dröhnen schluckte alle anderen Geräusche. Die Soldaten fluchten, weitere ließen die Waffen fallen und rannten davon.
    Andreas stierte im Laufen zum Pferch mit dem Vieh hinauf. Er war niedergerissen. Hinter der Herde und an ihren Flanken jagten

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