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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Sie ritten unter anderen Farben als die Bayern und glaubten weder daran, dass Maria eine Jungfrau gewesen war, noch, dass Blut und Leib Christi leibhaftig in Messwein und Hostie zugegen waren, das war alles.
    Im Grunde genommen war sie sicher, dass auch die Bayern nicht wirklich daran geglaubt hatten. Soldaten sahen das Leben in all der Gemeinheit, die es besaß, da blieb nicht viel Raum für den Glauben an Jungfrauengeburten und Blut im Wein. Die Jungfrauen, die sie trafen, waren nachher keine mehr, und das Blut, das sie im Wein schmeckten, wenn sie sich betranken, war entweder ihr eigenes oder das des Schankwirts, den sie mit Spießen an sein Fass genagelt hatten. Wie auch immer, der Unterschied war gering, und wenn es für zwei Frauen in dieser Zeit überhaupt einen Schutz davor gab, vergewaltigt und erschlagen zu werden, dann in der Nähe der Offiziere. Zumindest würden es diese nicht mitten auf dem Feld tun, eingereiht in die Schlange derer, die vor ihnen dran waren und nach ihnen noch drankommen würden. Alexandra dachte voller Sorge an die kommende Nacht.
    Die Sachsen waren schweigsam bis zur Muffeligkeit und zu keiner Aussage zu bewegen, wo man sich eigentlich befand. Der Bauer war noch immer starr vor Angst, und der Schreiber kannte sich hier nicht aus. Sie waren irgendwo westlich von Eger gewesen, als sie in die bayerischen Dragoner hineingelaufen waren, und hatten sich zusammen mit den sächsischen Soldaten weiter westlich bewegt. Mehr wusste Alexandra nicht. Die sächsischen Soldaten hingegen schienen genau zu wissen, wo sie hinwollten.
    Nach Alexandras Schätzung musste es auf Mitternacht zugehen, als der Oberst endlich anhalten ließ. Zwei Offiziere stiegen ab und verschwanden zu Fuß in der Dunkelheit. Irgendwo hustete ein Mann. Einer der Offiziere drehte sich um und zischte wütend. Die Soldaten wurden ruhig. Das vage Licht, das ein zunehmender Mond auf die dünne Wolkendecke strahlte und das durch diese hindurch auf die Erde sickerte, ließ erkennen, dass sich vor ihnen ein Talkessel ausbreitete. Mitten im Talkessel ragte ein windzerzauster, dunkler Wald auf, der eine merkwürdig scharfe Grenzebesaß. Nach einiger Zeit erkannte Alexandra, dass es kein Wald war, sondern eine Stadt. Nicht das geringste Licht war zu sehen. Ein zweiter, langer Blick, und sie glaubte zu ahnen, dass die Stadt nur noch eine Ruine war, ein riesiger Friedhof, in dem die Grabsteine zerstörte Häuser und die Gräber die Gassen waren. Sie schluckte.
    »Wo sind wir?«, flüsterte sie. Der Bauer reagierte nicht. Sie fasste hinüber und rüttelte ihn an der Schulter. »Wo sind wir?«
    »Wunsiedel«, wisperte der Bauer mit zitternden Lippen.
    »Ist das eine Geisterstadt?«
    Der Bauer nickte heftig.
    »Was ist geschehen?«
    »Es hat gebrannt. Vor zwei Jahren. Dann kamen die Schweden. Und die Sachsen. Und die Kaiserlichen. Und die …«
    »Verstehe«, sagte Alexandra grimmig.
    »Schschsch …!«, machte der Offizier, der vorhin schon gezischt hatte. Alexandra warf ihm einen verächtlichen Blick zu, auch wenn es für solche Feinheiten wahrscheinlich zu dunkel war.
    Als die beiden Kundschafter zurückkamen, waren sie zu Alexandras Überraschung nicht allein. Vier Männer auf Pferden waren in ihrer Begleitung; die Offiziere saßen hinter zweien der Reiter und sprangen ab. Alexandra sah, dass der Oberst mit einer Hand auf dem Herzen grüßte; die Neuankömmlinge grüßten ebenso zurück.
    »Potentilla«, sagte der Reiteroberst leise.
    »Potentilla recta«, erwiderte einer der Neuankömmlinge.
    Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Die zurückgekehrten Offiziere kletterten wieder auf ihre Pferde, und das Bataillon folgte den vier Berittenen in die Talsenke hinunter. Alexandras Überraschung wurde noch größer, als sie erkannte, dass sie zu den Ruinen von Wunsiedel geführt wurden.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte sie.
    »Königsmarck«, hauchte der Bauer nach einer Weile.
    »Wer oder was ist Königsmarck?«
    »Der Teufel«, stöhnte der Bauer.

11.
    Ebba drehte sich auf die andere Seite und tastete noch im Halbschlaf nach dem Körper Kristinas, aber die Betthälfte der Königin war leer. Sie schlug die Augen auf. Das Schlafzimmer war von hellem Sonnenlicht durchflutet. Gähnend richtete Ebba sich auf. Kristina musste auf Samtpfoten aus dem Bett geschlüpft sein, um sie nicht zu wecken. Ebba lächelte und seufzte. Die Königin war als Frühaufsteherin berüchtigt und noch mehr dafür, dass sie von ihrer Umgebung

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