Die Erbin Der Welt erbin1
Mann und riss ihn zurück. Wieder eine weise Entscheidung; schwarze Flecken, die nicht größer als ein Sandkorn waren, glänzten auf dem Boden um die beiden Männer herum. Stückchen von Rishs Fleisch, die sich verwandelt hatten und durch das Herumwirbeln der Arme weggeflogen waren. Während ich hinsah, fiel der Tok auf seine gute Hand, und sein Daumen berührte einen von den Flecken. Auch er begann, sich zu verwandeln.
»Gebietet dem Einhalt«, murmelte Gemd.
»Ich habe nicht damit angefangen.«
Er fluchte schnell in seiner Sprache. »Macht, dass es aufhört, gottverdammt! Was für ein Ungeheuer seid Ihr?«
Ich konnte nicht anders, als zu lachen. Dass in dem Gelächter kein Humor lag, sondern nur bittere Selbstverachtung, dürfte ihnen entgangen sein.
»Ich bin eine Arameri«, sagte ich.
Einer der Männer hinter uns verstummte plötzlich, und ich drehte mich um. Es war nicht der Tok — er kreischte immer noch, während die Schwärze sich sein Rückgrat hinunterfraß. Der Diamant hatte sich ausgebreitet, umschloss Rishs Mund und nahm die gesamte untere Hälfte seines Gesichts ein. Auf seinem Torso schien er zum Stillstand gekommen zu sein, obwohl er sich immer noch an dem anderen Bein hinunterarbeitete. Ich vermutete, dass er dann aufhörte, wenn er alle Teile des Körpers, die nicht lebenswichtig waren, verschlungen hatte. Rish würde verstümmelt und vielleicht wahnsinning zurückbleiben, aber leben. Ich hatte Nahadoth schließlich gebeten, nicht zu töten.
Ich wandte meine Augen ab, sonst hätte ich mich verraten, indem ich mich übergab.
»Ihr müsst eins verstehen«, sagte ich. Das Entsetzen war aus meinem Herzen bis in meine Stimme gelangt und verlieh ihr eine tiefere Klangfarbe. Diese leichte Resonanz hatte ich vorher nicht gehabt. »Wenn es mein Volk rettet, dass ich diese Männer sterben lasse, dann werden sie sterben.« Ich lehnte mich vor und legte meine Hände auf den Tisch. »Wenn es mein Volk rettet, dass ich jeden in diesem Raum, jeden in diesem Palast töte, dann wisset, Gemd: Ich werde es tun. Ihr würdet es auch tun, wenn Ihr an meiner Stelle wäret.«
Er hatte Rish angestarrt. Jetzt flog sein Blick zu mir, und ich sah Erkenntnis und Verachtung in seinen Augen. Lag da ein Hauch von Selbstverachtung in dem Hass? Hatte er mir geglaubt, als ich sagte: Ihr würdet es auch tun? Denn er würde es tun. Jeder würde es tun, das war mir jetzt klar. Es gab nichts, das wir Sterbliche nicht taten, wenn es darum ging, unsere Liebsten zu beschützen.
Ich würde mir das den Rest meines Lebens vor Augen halten.
»Genug.« Ich konnte Gemd kaum über die Schreie hinweg hören, aber ich sah, wie sich sein Mund bewegte. »Genug. Ich werde den Angriff widerrufen.«
»Und das Bündnis auflösen?«
»Ich kann nur für Menchey sprechen.« Sein Ton klang gebrochen. Er schaute mir nicht in die Augen. »Die werden es vielleicht fortsetzen wollen.«
»Dann warnt sie, Minister Gemd. Das nächste Mal, wenn ich mich gezwungen sehe, das hier zu tun, werden nicht nur zwei, sondern zweihundert leiden. Wenn sie es darauf anlegen, zweitausend. Ihr habt diesen Krieg gewählt, nicht ich. Ich werde nicht fair kämpfen.«
Gemd schaute mich mit stummem Hass an. Ich hielt seinem Blick für eine Weile länger stand, dann ging ich zu den beiden Männern hinüber. Die glitzernden, tödlichen schwarzen Flecken schadeten mir nicht, obwohl sie unter meinen Füßen knirschten.
Nahadoth konnte die Magie aufhalten, dessen war ich sicher. Er konnte sie möglicherweise sogar wiederherstellen — aber die Sicherheit Darrs hing davon ab, dass ich Gemd das Fürchten lehrte.
»Bereite dem ein Ende«, flüsterte ich.
Das Schwarze breitete sich schlagartig aus und verschlang innerhalb von Sekunden beide Männer. Kältedämpfe umgaben sie, und ihre Todesschreie vermischten sich mit den Geräuschen von zerplatzendem Fleisch und brechenden Knochen. Dann war es still. Wo vorher die beiden Männer gelegen hatten, befanden sich nun zwei facettenreiche Edelsteine, die zusammengekauerten Gestalten glichen. Hübsch und sehr wertvoll, wie ich annahm; immerhin konnten ihre Familien ab heute sorglos leben. Falls denn die Familien die Uberreste ihrer Lieben verkauften.
Auf meinem Weg hinaus ging ich zwischen den Diamanten hindurch. Die Wachen, die hinter mir hereingekommen waren, gingen mir hastig aus dem Weg. Einige von ihnen stolperten. Hinter mir schlössen sich die Türen, diesmal leise, und ich blieb stehen.
»Soll ich dich nach Hause
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