Die Erbin Der Welt erbin1
Krieg zwischen unseren Völkern liegt mehr Generationen zurück, als wir alle zählen können. Reicht das Gedächtnis der Mencheyev so weit?«
»Darr hat in dem Krieg die Atir-Hochebene für sich beansprucht«, sagte Gemd ruhig. »Ihr wisst, dass wir sie zurück wollen.«
Ich wusste es, und ich wusste auch, dass das ein dummer, dummer Grund war, einen Krieg anzufangen. Die Leute, die auf dem Atir lebten, sprachen nicht einmal mehr die Sprache der Mencheyev. Das ergab alles keinen Sinn. Und es reichte, um meine Beherrschung schwinden zu lassen.
»Wer ist es?«, fragte ich. »Welcher meiner Cousins zieht hier die Fäden? Relad? Scimina? Irgendeiner ihrer Speichellecker? Für wen habt Ihr Euch prostituiert, Gemd, und wie viel war Euch das Vornüberbeugen wert?«
Gemds Kiefer mahlte, aber er sagte nichts. Seine Männer waren nicht so gut ausgebildet — sie kochten vor Wut und zogen Dolche. Allerdings nicht alle. Ich achtete darauf, wer sich unbehaglich fühlte, und wusste, dass Scimina oder ein anderer Verwandter durch sie Einfluss genommen hatte.
»Ihr sein ein ungebetener Gast, \Yeine-etinu«, sagte Gemd. »Lady Yeine, sollte ich wohl sagen. Ihr stört meine Angelegenheiten. Sagt, weshalb Ihr hergekommen seid, und dann verlasst uns bitte.«
Ich neigte meinen Kopf. »Macht Eure Pläne, Darr anzugreifen, rückgängig.«
Gemd wartete einen Moment. »Oder?«
Ich schüttelte meinen Kopf. »Es gibt keine Alternative, Minister. Ich habe viel von meinen Arameri-Verwandten in den letzten Tagen gelernt, einschließlich der Kunst, absolute Macht auszuüben. Wir stellen keine Ultimaten. Wir geben Befehle, und sie werden befolgt.«
Die Männer sahen sich an, und ihre Gesichter zeigten alles zwischen Wut und Unglauben. Zwei Gesichter blieben ausdruckslos: der prächtig gekleidete Mann an Gemds Seite und Gemd selbst. Ich konnte die Berechnung in ihren Augen erkennen.
»Ihr habt keine absolute Macht«, sagte der Mann neben Gemd. Er behielt einen neutralen Ton, was auf Unsicherheit hindeutete. »Ihr seid noch nicht einmal als Erbin benannt worden.«
»Das ist wahr«, sagte ich. »Nur der Lord Dekarta hat die absolute Macht über das Königreich der Hunderttausend. Ob es blüht. Ob es ins Straucheln gerät. Ob es ausgelöscht und vergessen wird.« Gemds Stirn spannte sich bei diesen Worten an, aber er runzelte sie nicht. »Großvater hat diese Macht, aber er kann sie, wenn er möchte, selbstverständlich an diejenigen in Elysium delegieren, die seine Gunst haben.«
Ich ließ sie darüber nachdenken, ob ich diese Gunst errungen hatte oder nicht. Es war wahrscheinlich ein Zeichen der Gunst, dass man mich nach Elysium geholt und als Vollblut benannt hatte.
Gemd warf dem Mann neben ihm einen Blick zu, bevor er sagte: »Es muss Euch bewusst sein, Lady Yeine, dass Pläne, die einmal in Bewegung gesetzt wurden, nicht so einfach wieder angehalten werden können. Wir werden Zeit brauchen, um Euren ... Befehl zu besprechen.«
»Natürlich«, sagte ich. »Ihr habt zehn Minuten. Ich warte.«
»Oh zum ...« Diesmal handelte es sich um einen anderen Mann, jünger und größer — einer von denjenigen, die ich als Arameri-Werkzeug eingeordnet hatte. Er sah mich an, als ob ich eine Fäkalie an der Sohle seines Schuhs sei. »Minister, Ihr könnt nicht ernsthaft diese lächerliche Forderung in Betracht ziehen!«
Gemd starrte ihn wütend an, aber der schweigende Tadel verfehlte offensichtlich seine Wirkung. Der jüngere Mann verließ den Tisch und kam auf mich zu. Seine ganze Haltung strahlte Bedrohung aus. Jeder Darrefrau wird beigebracht, wie sie mit solch einem Verhalten von Männern umzugehen hat. Es ist nur ein Trick aus dem Tierreich, so wie Hunde, die ihr Fell aufstellen und knurren. Nur ganz selten steht dahinter eine wahre Drohung, und die Stärke einer Frau liegt darin, zu unterscheiden, wann die Drohung echt ist und wann es sich nur um Fell und Lärm handelt. Für den Moment war die Drohung nicht echt, aber das konnte sich ändern.
Er blieb vor mir stehen, drehte sich zu seinen Kameraden um und zeigte auf mich. »Schaut sie euch an! Wahrscheinlich muss- ten sie einen Schreiber rufen, damit der bestätigt, dass sie wirklich einer Aramerimöse entsprungen ist ...«
»Rish!« Gemd sah wütend aus. »Setz dich.«
Der Mann — Rish — beachtete ihn nicht und wandte sich wieder an mich. Unvermittelt wurde die Drohung real. Ich konnte es daran erkennen, wie er sich hinstellte. Er bog seinen Körper so, dass seine rechte Hand in
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