Die Erbin Der Welt erbin1
den Lichtkreis, fing dabei meinen Blick auf und ließ ihn nicht mehr los. Das Licht konnte ihm nichts anhaben, da es nicht seine Schwäche war. Er kniete neben Nahadoth und hielt den sich auflösenden Kopf an seine Brust. Dann umschlang er mit seinen Armen die bebenden Schultern — alle drei. Während der ganzen Zeit beobachtete Si'eh mich mit einem Ausdruck, den die anderen wahrscheinlich für Hass hielten. Ich wusste es besser.
Sieh her, sagten die grünen Augen, die meinen so ähnlich waren, aber so viel älter. Schau, was wir erdulden. Und dann lass uns frei.
Das werde ich, antwortete ich aus ganzer Seele — auch aus Ene- fas. Das werde ich.
Ich wusste es nicht. Egal, was sonst noch geschah, Itempas liebte Naha. Ich hätte nie gedacht, dass sich das in Hass verwandeln könnte.
»Wie zur unendlichen Hölle kommst du darauf, dass das Hass war?«
Ich warf Scimina einen Blick zu und seufzte.
»Versuchst du, in mir so viel Übelkeit zu erregen, dass ich antworte?«, fragte ich. »Noch mehr Dreck auf dem Boden? Das ist alles, was diese Farce bringen wird.«
Sie lehnte sich zurück und hob eine Augenbraue. »Kein Mitleid für deinen Verbündeten?«
»Der Lord der Finsternis ist nicht mein Verbündeter«, fuhr ich sie an. »Wie jeder in diesem Albtraumnest mich wiederholt gewarnt hat, ist er ein Ungeheuer. Aber da er sich nicht von dem Rest von euch, der mich tot sehen will, unterscheidet, dachte ich, dass ich wenigstens seine Macht ausnutzen kann, um meinem Volk zu helfen.«
Scimina sah skeptisch aus. »Und welche Hilfe hat er dir ange- deihen lassen? Du hast dich doch in der nächsten Nacht in Men- chey bemüht.«
»Keine, die Dämmerung kam zu schnell. Aber ...« Ich zögerte an dieser Stelle, dachte an die Arme meiner Großmutter und den Geruch der feuchten Darr-Luft in jener Nacht. Ich vermiss- te sie wirklich und Darr und den ganzen Frieden, den ich dort einmal gekannt hatte. Vor Elysium. Vor dem Tod meiner Mutter.
Ich senkte meine Augen und ließ meinen echten Schmerz durchscheinen. Nur das würde Scimina beschwichtigen.
»Wir haben über meine Mutter gesprochen«, sagte ich ein wenig leiser. »Und andere Dinge, persönliche Dinge — nichts davon wäre irgendwie wichtig für dich.« Mit diesen Worten sah ich sie wütend an. »Und selbst wenn du diese Kreatur die ganze Nacht hindurch röstest, werde ich dir diese Dinge nicht mitteilen.«
Scimina schaute mich lange an. Ihr Lächeln war verschwunden, ihre Augen analysierten mein Gesicht. Schließlich gab Nahadoth zwischen uns einen weiteren Ton von sich. Durch seine Zähne hindurch knurrte er wie ein Tier. Dann folgten noch mehr furchtbare, reißende Geräusche. Ich verhinderte, dass ich mich darum scherte, indem ich Scimina hasste.
Schließlich seufzte sie und ging von mir weg. »So sei es denn«, sagte sie. »Es war ein kläglicher Versuch, Cousine. Dir muss doch klar gewesen sein, dass er so gut wie keine Aussicht auf Erfolg hatte. Ich werde mich mit Gemd in Verbindung setzen und ihm sagen, dass er den Angriff fortsetzen soll. Sie werden eure Hauptstadt übernehmen und jeglichen Widerstand im Keim ersticken. Obwohl ich ihnen sagen werde, dass sie dein Volk momentan noch nicht abschlachten sollen — jedenfalls nicht mehr als nötig.«
Jetzt lagen die Karten also auf dem Tisch: Ich musste ihr zu Willen sein, oder sie würde die Mencheyev loslassen, um mein Volk auszulöschen. Ich runzelte die Stirn. »Welche Garantie habe ich, dass du sie nicht trotzdem töten wirst?«
»Gar keine. Nach dieser Torheit bin ich versucht, das aus reiner Bosheit zu tun. Aber wenn ich so darüber nachdenke, ist es mir glaube ich lieber, dass die Darre überleben. Ich vermute, dass ihr Leben wenig angenehm sein wird. Das ist Sklaverei selten — obwohl wir das natürlich anders nennen werden.« Sie warf Nahadoth einen amüsierten Blick zu. »Aber sie werden leben, Cousine, und wo Leben ist, da ist Hoffnung. Ist dir das nichts wert? Eine ganze Welt vielleicht?«
Ich nickte langsam, obwohl mein Magen sich erneut umdrehte. Ich würde nicht kriechen. »Das wird für den Moment reichen.«
»Für den Moment?« Scimina starrte mich ungläubig an und fing dann an zu lachen. »Oh, Cousine. Manchmal wünschte ich, dass deine Mutter noch am Leben wäre. Sie hätte mir wenigstens eine echte Herausforderung geboten.«
Ich hatte mein Messer verloren, aber ich war immer noch Darre. Ich wirbelte herum und schlug sie so fest, dass sie einen ihrer hochhackigen Schuhe verlor, als sie
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