Die Erbin Der Welt erbin1
seufzte.
»Ich hatte mich selbst zuerst angeboten.«
Ich schreckte auf. T'vril sah aus dem Fenster und hatte ein wehmütiges Lächeln auf den Lippen. »Als Lady Yeines Freund«, sagte ich. »Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich das vorausgesetzt habe. Aber sie sagte, dass ich nicht besser wäre als die übrigen Diener.« Sein Lächeln verschwand, und ich sah, wie die Muskeln an seinem Kiefer zuckten.
Wieder einmal zur Seite geschoben, wurde mir klar. Noch nicht einmal sein Schmerz ist gut genugfür die Zentralfamilie. Trotzdem konnte er sich nicht zu sehr beklagen; seine Unwichtigkeit hatte ihm viel Leiden erspart.
»Ich muss gehen«, sagte T'vril. Er hob eine Hand, zögerte und legte sie dann auf meine Schulter. Die Geste und das Zögern erinnerten mich an Si'eh. Ich legte meine Hand auf seine. Ich würde ihn vermissen — was paradox war, da ich diejenige war, die zum Sterben verurteilt war.
»Natürlich bist du mein Freund«, flüsterte ich. Seine Hand drückte für einen Moment fester zu, dann ging er zur Tür.
Bevor er hinausgehen konnte, hörte ich ihn erschreckt murmeln. Die Stimme, die ihm antwortete, kannte ich ebenfalls. Ich drehte mich um, und als T'vril hinausging, kam Viraine herein.
»Entschuldigung«, sagte er. »Darf ich hereinkommen?« Er schloss die Tür nicht, falls ich Nein sagte.
Einen Moment lang starrte ich ihn an und war erstaunt über seine Dreistigkeit. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er Sci- minas Folter an Si'eh und Nahadoth magisch ermöglicht hatte. Das war seine wahre Rolle hier, so viel wusste ich jetzt — er unterstützte all das Böse, das meine Familie sich ausdachte; besonders wenn es um die Götter ging. Er war der Bewahrer und Antreiber der Enefadeh und derjenige, der die Arameripeitsche schwang.
Aber ein Aufseher ist nicht allein für das Elend eines Sklaven verantwortlich. Ich seufzte und sagte nichts. Offensichtlich deutete er dies als Zustimmung. Viraine schloss die Tür und kam hinüber. Anders als T'vril brachte er keine Entschuldigung zum Ausdruck, nur die übliche, zurückhaltende Kälte der Arameri.
»Es war nicht klug von Euch, sich in Menchey einzumischen«, sagte er.
»Das hat man mir vor Augen geführt.«
»Wenn Ihr mir vertraut hättet ...«
Mein Mund klappte völlig ungläubig auf.
»Wenn Ihr mir vertraut hättet«, wiederholte Viraine mit einem Anflug von Sturheit, »hätte ich Euch geholfen.«
Ich hätte beinahe gelacht. »Für welchen Preis?«
Viraine schwieg einen Moment, dann stellte er sich neben mich — fast an dieselbe Stelle, an der T'vril gestanden hatte. Er fühlte sich allerdings ganz anders an. Hauptsächlich wärmer. Ich konnte die Wärme seines Körpers von da, wo ich stand, spüren.
»Habt Ihr eine Begleitung für den Ball gewählt?«
»Begleitung?« Die Frage erwischte mich auf dem falschen Fuß. »Nein. Ich habe mir kaum Gedanken über den Ball gemacht. Vielleicht komme ich auch gar nicht.«
»Das müsst Ihr. Dekarta wird Euch auf magische Weise zwingen, wenn Ihr nicht freiwillig erscheint.«
Natürlich. Viraine wäre zweifellos derjenige, der diesen Zwang ausüben würde. Ich schüttelte den Kopf und seufzte. »Also gut. Wenn Großvater mich unbedingt demütigen will, kann ich nichts tun, außer es zu erdulden. Aber ich sehe keinen Grund, das Gleiche einer Begleitung anzutun.«
Er nickte langsam. Das hätte mir eine Warnung sein sollen. Ich hatte noch nie gesehen, dass Viraine sich anders als lebhaft verhalten hatte, auch nicht, wenn er entspannt war.
»Vielleicht hättet Ihr wenigstens ein bisschen Spaß an dem Abend«, sagte er, »wenn ich Euer Begleiter wäre.«
Ich schwieg so lange, dass er sich herumdrehte. Er sah meinen Blick und lachte. »Ist es für Euch so ungewöhnlich, dass Euch jemand den Hof macht?«
»Jemand, der kein Interesse an mir hat? Ja.«
»Woher wisst Ihr, dass ich kein Interesse habe?«
»Warum solltet Ihr?«
»Brauche ich einen Grund?«
Ich verschränkte meine Arme. »Ja.«
Viraine zog seine Augenbrauen hoch. »Dann muss ich mich schon wieder entschuldigen. Mir war nicht bewusst, dass ich auf Euch in den letzten Wochen einen so schlechten Eindruck gemacht habe.«
»Viraine ...« Ich rieb mir die Augen. Ich war müde — nicht körperlich, aber seelisch, und das war schlimmer. »Ihr wart äußerst hilfreich, das stimmt, aber ich kann nicht sagen, dass Ihr liebenswürdig seid. Ich habe sogar hin und wieder Euren Geisteszustand angezweifelt. Nicht, dass Euch das irgendwie von den anderen
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