Die Erbin Der Welt erbin1
Herz und ihren unglaublichen Willen der Rache ... weil das eine Tochter tut, deren Mutter ermordet wurde.
Ah, ich verstehe. Aber ich frage mich: Liebte das kleine Mädchen seinen Vater?
Das frage ich mich auch. Früher wird sie das sicherlich getan haben — Kinder können nicht anders als lieben. Aber später? Kann Liebe so einfach ganz in Hass umschlagen? Oder weinte sie innerlich, als sie sich gegen ihn wandte? Ich weiß diese Dinge nicht. Aber ich weiß, dass sie eine Kette von Ereignissen in Gang setzte, die die Welt über ihren Tod hinaus erschüttern würde. Die ganze Menschheit würde ihre Rache zu spüren bekommen, nicht nur ihr Vater. Weil wir am Ende alle mitschuldig sind.
Alle? Das scheint ein wenig extrem.
Ja. Ja, das ist es. Aber ich hoife, sie bekommt, was sie möchte.
Also so sah die Arameri-Nachfolge aus: Ein Nachfolger wurde vom Familienoberhaupt bestimmt. Wenn sie die einzige Nachfolgerin war, musste sie die Person, die ihr am nächsten stand, davon überzeugen, in ihrem Namen zu sterben, den Stein zu benutzen und das Hauptsiegel auf ihre Stirn zu übertragen. Wenn es mehr als einen Nachfolger gab, wetteiferten sie gegeneinander, um das ausersehene Opfer dazu zu bringen, zwischen ihnen zu wählen. Meine Mutter war damals die einzige Erbin — wen hätte sie töten müssen, wenn sie nicht abgedankt hätte? Vielleicht hatte sie Viraine aus mehr als einem Grund zum Liebhaber gemacht. Vielleicht hätte sie Dekarta davon überzeugen können, es zu tun.
Vielleicht wollte sie deshalb nach ihrer Hochzeit und nachdem sie mit mir schwanger war nicht mehr hierher zurückkehren.
So viele Teile waren an ihren Platz gefallen. Es schwebten aber immer noch mehr unbestimmt irgendwo herum. Ich spürte, dass ich kurz davor war, alles zu verstehen, aber würde ich genug Zeit haben? Da war der Rest der Nacht, der nächste Tag und dann noch eine Nacht und ein Tag danach. Dann der Ball, die Zeremonie und das Ende.
Mehr als genug Zeit, beschloss ich.
»Das geht nicht«, sagte Si'eh erneut und drängend, während er neben mir hertrottete. »Yeine, Naha muss heilen, genau wie ich. Er kann das nicht, wenn die Augen eines Sterblichen ihn mustern.«
»Dann schaue ich ihn eben nicht an.«
»So einfach ist das nicht! Wenn er schwach ist, ist er noch gefährlicher als sonst, weil er sich kaum unter Kontrolle halten kann. Du solltest nicht ...« Seine Stimme fiel plötzlich um eine Oktave und brach wie im Stimmbruch. Er fluchte leise und blieb stehen. Ich ging weiter und war nicht überrascht, als ich ihn hinter mir aufstampfen hörte und er schrie: »Ich habe mich noch nie mit einer Sterblichen abgeben müssen, die so stur ist und mich so wütend macht wie du!«
»Danke«, rief ich zurück. Vor mir war eine Kurve, und ich blieb stehen, bevor ich sie umrundete. »Geh und ruh dich in meinem Zimmer aus«, sagte ich. »Ich lese dir eine Geschichte vor, wenn ich zurückkomme.«
Die Antwort, die er in seiner Sprache knurrte, bedurfte keiner Übersetzung . Aber die Wände stürzten nicht ein, und ich wurde nicht zu einem Frosch, also kann er nicht allzu wütend gewesen sein.
Zhakkarn hatte mir verraten, wo ich Nahadoth finden konnte. Sie hatte mich lange angeschaut, bevor sie es mir sagte. Sie hatte mein Gesicht mit Augen abgesucht, die die Entschlossenheit von Kriegern seit Anbeginn der Zeit einschätzten. Dass sie es mir sagte, war ein Kompliment — oder eine Warnung. Entschlossenheit konnte sehr schnell zu Besessenheit werden. Es war mir egal.
Zhakkarn sagte, dass Nahadoth mitten in der untersten bewohnten Etage eine Wohnung hatte. Diese Stelle lag aufgrund der Größe des Palastes in ewigem Schatten, und in der Mitte gab es keine Fenster. Alle Enefadeh hatten auf der Etage Behausungen, die sie für die unangenehmen Gelegenheiten nutzen, wenn sie schlafen, essen oder sich anderweitig um ihre halbsterblichen Körper kümmern mussten. Zhakkarn hatte nicht erwähnt, warum sie so eine unschöne Gegend gewählt hatten, aber ich glaubte, dass ich es wusste. Dort unten, direkt über dem Verlies, waren sie Enefas Stein näher als dem Himmel, dessen Itempas sich bemächtigt hatte. Vielleicht spendete ihnen das Gefühl ihrer Gegenwart Trost, zumal sie in ihrem Namen sehr viel erlitten hatten.
Die Etage war ruhig, als ich aus der Aufzugnische trat. Kein sterblicher Einwohner des Palastes lebte hier, und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Wer hätte schon den Lord der Finsternis als Nachbarn haben wollen? Es war nicht
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