Die Erbin Der Welt erbin1
weiter überraschend, dass die ganze Etage ungewöhnlich düster wirkte. Die Palastwände leuchteten hier nicht so hell. Nahadoths bedrückende Anwesenheit breitete sich in der gesamten Etage aus.
Aber als ich die letzte Kurve umrundete, wurde ich plötzlich von einem unerwarteten Aufblitzen geblendet. Im Nachbild dieses Blitzes sah ich eine Frau. Sie hatte bronzefarbene Haut und silbernes Haar, war fast so groß wie Zhakkarn und von strenger Schönheit. Sie kniete im Flur, als ob sie betete. Das Licht stammte von Flügeln auf ihrem Rücken, die mit hellen, spiegelnden Federn aus verschiedenen wertvollen Metallen bedeckt waren. Ich hatte diese Frau schon einmal gesehen, in einem Traum ...
Dann blinzelte ich mit meinen tränenden Augen, schaute noch einmal hin — und das Licht war weg. An seiner Stelle befand sich korpulent wie immer die unscheinbare Kurue, die sich mühsam auf die Füße erhob und mich wütend anstarrte.
»Es tut mir leid«, sagte ich, da ich offensichtlich die Meditation einer Göttin unterbrochen hatte. »Aber ich muss mit Nahadoth sprechen.«
Es gab nur eine Tür auf diesem Flur, und Kurue stand genau davor. Sie verschränkte ihre Arme. »Nein.«
»Lady Kurue, ich weiß nicht, wann ich noch einmal die Chance bekomme, diese Dinge zu fragen ...«
»Was genau bedeutet >nein< in eurer Sprache? Offensichtlich verstehst du kein Senmite ...«
Bevor unser Streit eskalieren konnte, glitt die Wohnungstür einen Spalt zur Seite. Ich konnte durch den Schlitz nichts erkennen, außer Dunkelheit. »Lass sie reden«, sagte Nahadoths tiefe Stimme von drinnen.
Kurues Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr. »Naha, nein.« Ich erschrak ein wenig, da ich noch nie gehört hatte, wie ihm jemand widersprach. »Es ist ihre Schuld, dass du in diesem Zustand bist.«
Ich errötete, aber sie hatte recht. Aus dem Zimmer kam keine Antwort. Kurues Fäuste ballten sich, und sie starrte mit einem ausgesprochen bösen Blick in die Dunkelheit.
»Würde es helfen, wenn ich eine Augenbinde trage?«, fragte ich. Es lag etwas in der Luft, das auf einen lange währenden Ärger hindeutete, der über diesen Austausch hinausging. Ah, natürlich — Kurue hasste Sterbliche, da sie uns zu recht für ihren versklavten Zustand verantwortlich machte. Sie dachte, dass Nahadoth verrückt nach mir wäre. Wahrscheinlich hatte sie auch damit recht, da sie die Göttin der Weisheit war. Ich fühlte mich nicht beleidigt, als sie mich mit neuer Verachtung ansah.
»Es geht nicht nur um deine Augen«, sagte Kurue. »Es geht um deine Erwartungen, Ängste und Begierden. Ihr Sterblichen wollt, dass er ein Ungeheuer ist, und so wird er zu einem ...«
»Dann werde ich eben nichts wollen«, sagte ich. Ich lächelte, als ich das sagte, aber ich war jetzt verärgert. Vielleicht lag Weisheit in ihrem blinden Hass auf die Menschheit. Wenn sie das Schlimmste von uns erwartete, dann konnten wir sie nicht enttäuschen. Aber darum ging es nicht. Sie stand mir im Weg, und ich hatte noch etwas zu erledigen, bevor ich starb. Ich würde ihr befehlen, zur Seite zu sehen, wenn es sein musste.
Sie starrte mich an und erkannte vielleicht meine Absichten. Einen Moment später schüttelte sie den Kopf und machte eine wegwerfende Geste. »Fein. Du bist eine Närrin. Und du bist nicht besser, Naha. Ihr habt euch verdient.« Mit den Worten ging sie fort und murmelte immer noch, als sie um eine Kurve ging. Ich wartete, bis das Geräusch ihrer Schritte verklungen war — es wurde nicht leiser, sondern hörte einfach auf —, und drehte mich dann herum, um die Türe zu öffnen.
»Komm«, sagte Nahadoth von drinnen.
Ich räusperte mich und war auf einmal nervös. Warum machte er mir immer zur falschen Zeit Angst? »Entschuldigt, Lord Nahadoth«, sagte ich, »aber vielleicht sollte ich lieber hier draußen bleiben. Wenn es wahr ist, dass allein meine Gedanken Euch schon etwas anhaben können ...«
»Deine Gedanken konnten mir schon immer etwas anhaben. All dein Entsetzen, all deine Bedürfnisse — sie ziehen und zerren als schweigende Befehle an mir.«
Ich wurde vor Entsetzen steif. »Ich wollte nicht zu Eurem Leiden beitragen.«
Eine Pause entstand, und ich hielt den Atem an.
»Meine Schwester ist tot«, sagte Nahadoth sehr leise. »Mein Bruder ist verrückt geworden. Meine Kinder — die wenigen, die noch übrig sind — hassen und fürchten mich genauso, wie sie mich verehren.«
Und ich verstand: Was Scimina ihm angetan hatte, war gar nichts. Was waren ein
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