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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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befohlen, an dem Tag mit ihr zu spielen, damit sie beschäftigt ist.«
    Das war überraschend. Warum hätte Dekarta meine Mutter, seine Erbin, von der Zeremonie fernhalten sollen, die sie doch eines Tages selbst durchlaufen musste?
    Ein intelligentes Kind hätte ihren Sinn begreifen können. Ging es darum, dass sie einen Diener während der Zeremonie töteten? Ich konnte mir keinen Arameri vorstellen, am allerwenigsten meinen Großvater, der diese harte Realität selbst einem Kind vorenthalten hätte.
    »Ist bei der Zeremonie etwas Ungewöhnliches geschehen?«, fragte ich. »Habt ihr euch damals an den Stein herangemacht?«
    »Nein, wir waren noch nicht bereit. Es war eine normale Nachfolge, wie die hundert anderen, die seit unserer Gefangennahme durchgeführt wurden.« Si'eh seufzte. »Zumindest erzählt man mir das, ich war ja nicht dort. Niemand von uns war es, außer Nahadoth. Sie wollen ihn immer dabeihaben.«
    Ich stutzte. »Warum nur ihn«?
    »Itempas wohnt der Zeremonie bei«, sagte Zhakkarn. Während ich sie mit offenen Mund anstarrte, versuchte in meinem Kopf der Gedanke Gestalt anzunehmen, dass der Elysiumvater hier war, genau hier, hierher kam. Zhakkarn fuhr fort: »Er begrüßt persönlich den neuen Herrscher der Arameri. Dann bietet er Nahadoth Freiheit an, aber nur, wenn er Itempas dient. Bisher hat sich Nahadoth geweigert, aber Itempas weiß, dass er gerne seine Meinung ändert. Er wird weiterhin fragen.«
    Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte, mich von dem Gefühl der Ehrerbietung zu befreien, das man mir ein Leben lang eingetrichtert hatte. Der Elysiumvater bei der Nachfolgezeremonie. Er würde dort sein, um mich sterben zu sehen. Er würde seinen Segen dazu geben.
    Abscheulich. Mein Leben lang hatte ich ihn verehrt.
    Um mich von meinen wirbelnden Gedanken abzulenken, kniff ich mich mit meinen Fingern in den Nasenrücken. »Also wer war das letzte Mal das Opfer? Irgendein anderer unglückseliger Verwandter, der in diesen Familienalbtraum hineingezogen wurde?«
    »Nein, nein«, sagte Si'eh. Er stand auf, reckte sich noch einmal, beugte sich dann tief hinunter und machte einen Handstand, wobei er bedenklich wackelte. Zwischen seinen keuchenden Atemzügen sprach er weiter. »Der Anführer eines Arameri-Clans ... muss den Willen haben, zu töten ... und zwar jeden in diesem Palast ... wenn Itempas das will. Um sich zu beweisen ... müssen die künftigen Anführer ... jemanden, dem sie nahestehen, opfern.«
    Ich dachte darüber nach. »Also wurde ich auserwählt, weil weder Relad noch Scimina irgendjemandem nahestehen?«
    Si'eh wackelte zu sehr, fiel auf den Boden, machte eine Rolle und stand sofort wieder. Dann untersuchte er seine Fingernägel, als ob er nie hingefallen wäre. »Na ja, ich denke schon. Niemand weiß wirklich, warum Dekarta dich auserwählt hat. Aber bei Dekarta war das Opfer Ygreth.«
    Der Name kam mir bekannt vor, obwohl ich ihm nicht sofort ein Gesicht zuordnen konnte. »Ygreth?«
    Si'eh sah mich überrascht an. »Seine erste Frau. Deine Großmutter mütterlicherseits. Hat Kinneth dir das nicht erzählt?«
     

 

     
     

Rasende Wut
     
    B ist du noch wütend auf mich?
    Nein.
    Das ging schnell.
    Wut ist sinnlos.
    Das sehe ich nicht so. Wut kann unter den richtigen Umständen sehr mächtig sein. Lass mich dir eine Geschichte erzählen, um das zu verdeutlichen. Es war einmal ein kleines Mädchen, dessen Vater seine Mutter ermordete.
    Wie furchtbar.
    Ja, du verstehst diese Art des Verrats. Das kleine Mädchen war damals sehr jung, und deshalb verbarg man die Wahrheit vor ihr. Vielleicht sagte man ihr, dass die Mutter die Familie verlassen hätte. Vielleicht verschwand ihre Mutter; in ihrer Welt passierte so etwas. Aber das kleine Mädchen war sehr schlau, und sie liebte ihre Mutter von ganzem Herzen. Sie tat so, als ob sie die Lügen glaubte, aber in Wirklichkeit wartete sie nur auf den richtigen Augenblick.
    Als sie älter und weiser war, fing sie an, Fragen zu stellen — aber nicht ihrem Vater oder anderen, die behaupteten, sich um sie zu sorgen. Man konnte ihnen nicht vertrauen. Sie fragte ihre
    Sklaven, die sie bereits hassten. Sie fragte einen unschuldigen, jungen Schreiber, der in sie verliebt, intelligent und leicht zu manipulieren war. Sie fragte ihre Feinde, die Ketzer, die ihre Familie seit Generationen verfolgt hatten. Keiner von ihnen hatte einen Grund zu lügen, und aus den einzelnen Teilen setzte sie sich die Wahrheit zusammen. Dann verschrieb sie ihren Geist, ihr

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