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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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dass der Arzt ihre Leiche gründlich untersuchte. Es gab ein Mal, einen kleinen Einstich, an ihrer Stirn. Auf der ...« Ich brach kurz ab. Plötzlich wurde mir etwas klar, das ich nie in meinem Leben in Frage gestellt hatte. »Auf der Narbe, die sie hatte, genau hier.« Ich berührte meine eigene Stirn, wo das Arameri-Siegel seinen Platz finden würde.
    Viraine sah mir nun geradewegs in die Augen, ernst und schweigend. »Wenn ein Arameri-Assassine eine Spur hinterlassen hat, die man sehen konnte — und wenn Ihr erwartet habt, sie zu sehen — dann, Lady Yeine, versteht Ihr weit mehr von Dekartas Absichten als jeder andere von uns. Warum, glaubt Ihr ; hat er Euch herbringen lassen?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. Ich hatte es während der ganzen Reise nach Elysium geahnt. Dekarta war wütend auf meine Mutter, hasste meinen Vater. Es konnte keinen erfreulichen
    Grund für seine Einladung geben. Irgendwo im Hinterkopf hatte ich erwartet, bestenfalls hingerichtet zu werden — vielleicht, nachdem man mich auf den Stufen zum Salon gefoltert hatte. Meine Großmutter hatte Angst um mich gehabt. Wenn es auch nur eine entfernte Hoffnung gegeben hätte, wegzulaufen, hätte sie mich wohl dazu gedrängt. Aber man rennt vor den Arameri nicht davon.
    Und eine Darre-Frau rennt nicht vor Rache davon.
    »Dieses Zeichen«, sagte ich endlich. »Wird es mir helfen, hier zu überleben?«
    »Ja. Die Enefadeh werden Euch nichts tun können, es sei denn, Ihr tut etwas Dummes. Was Scimina, Relad und andere Gefahren angeht ...«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nun ja. Magie kann auch nicht alles.«
    Ich schloss meine Augen und ließ das Bild des Gesichts meiner Mutter zum zigtausendsten Mal vor meinem inneren Auge aufsteigen. Sie war mit Tränen auf den Wangen gestorben, vielleicht wusste sie, was mich erwartete.
    »Dann lasst uns anfangen«, sagte ich.

 

     
     

     
    Chaos
     
    Während ich in dieser Nacht schlief, träumte ich von ihm.
     
    Es ist eine bedrohliche Nacht voller Sturmwolken.
    Uber den Wolken deutet sich am Himmel der bevorstehende Sonnenaufgang an, unterhalb der Wolken ändert sich die Beleuchtung des Schiachfeldes dadurch aber nicht. Für hunderttausend Soldaten ist das Licht von tausend brennenden Fackeln mehr als ausreichend. Die Hauptstadt, die in der Nähe liegt, verbreitet ebenfalls ein sanftes Licht.
    Dies ist nicht das Elysium, das ich kenne. Diese Stadt breitet sich auf einer Talaue aus, nicht auf einem Hügel; der Palast steht in ihrer Mitte und schwebt nicht darüber. Ich bin nicht ich.
    »Eine ansehnliche Streitmacht«, sagt Zhakka neben mir. Zhakkarn, wie ich jetzt weiß, die Göttin des Kampfes und des Blutvergießens. An der Stelle ihres üblichen Kopftuches befindet sich ein Helm, der ihren Kopf fast genauso eng umschließt. Sie trägt eine glänzende Silberrüstung, deren Oberfläche prachtvoll mit eingravierten Siegeln und unergründlichen Mustern überzogen ist, die rot glühen, als ob sie heiß wären. Dort steht eine Botschaft in den Worten der Götter. Erinnerungen, die ich nicht besitzen sollte, wollen mich mit ihrer Bedeutung provozieren, aber am Ende gelingt es ihnen nicht.
    »Ja«, sage ich, und meine Stimme ist männlich, obwohl sie hoch und näselnd klingt. Ich weiß dass ich ein Arameri bin. Ich fühle, dass ich mächtig bin. Ich bin der Kopf der Familie. »Ich wäre auch beleidigt gewesen, wenn sie mit nur einem Soldaten weniger angerückt wären.«
    »Nun, da du jetzt nicht beleidigt bist, vielleicht könntest du dann mit ihnen verhandeln«, sagt eine Frau neben mir. Sie ist von strenger Schönheit, ihre Haare sind bronzefarben, und ein Paar riesiger Schwingen mit Federn aus Gold, Silber und Platin ist hinter ihrem Rücken gefaltet. Kurue, genannt die Weise.
    Ich spüre Arroganz. »Verhandeln? Ich verschwende mit denen doch nur meine Zeit.«
    Ich glaube nicht, dass ich mein anderes Ich mag.
    »Was denn dann?«
    Ich drehe mich um, um diejenigen hinter mir anzusehen. Si'eh sitzt im Schneidersitz auf seinem schwebenden gelben Ball. Er hat sein Kinn auf einer Faust aufgestützt; ihm ist langweilig. Hinter Si'eh lauert eine angespannte Erscheinung, von der Rauch aufsteigt. Bisher hatte ich von ihr noch keine Bewegung hinter mir bemerkt. Sie beobachtet mich, als ob sie sich meinen Tod vorgestellt hätte.
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln, um zu verschleiern, wie sehr er mich verunsichert. »Nun, Nahadoth. Wie lange ist es her, dass du so richtig Spaß hattest?«
    Ich habe ihn überrascht.

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