Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
auf dieser Etage, das nur Vollblut-Arameri benutzen durften. T'vril erklärte mir, dass es im Unterschied zu dem Portal in Elysiums Vorhof zu mehr als einem Zielpunkt führte; offenbar steuerte es verschiedene Diensträume in der Stadt unten an. Auf diese Weise konnten die Vollblut-Arameri ihren Familiengeschäften nachgehen, ohne dass sie in Regen oder Schnee gerieten — und ohne dass man sie in der Öffentlichkeit sah, wenn sie es nicht wünschten.
    Niemand sonst war unterwegs. »Ist mein Großvater schon unten?«, fragte ich und blieb auf der Schwelle des Portals stehen. Wie das Hauptportal und die Palastaufzüge bestand es aus schwarzen Fliesen, die im Boden eingelassen waren — ein Mosaik, das ein Siegel der Götter formte. Es hatte starke Ähnlichkeit mit einem riesigen Spinnennetz, das aus Rissen im Boden geformt wurde, und diese Assoziation war so unangenehm, dass ich schneller als sonst wegschaute.
     
    »Wahrscheinlich«, sagte T'vril. »Er ist gerne zeitig vor Ort. Nun, Lady Yeine, denkt daran: Ihr dürft vor dem Konsortium nicht sprechen. Die Arameri sind nur Ratgeber für die Adligen, und nur Dekarta hat das Recht, sie anzusprechen. Er tut das nicht oft. Ihr dürft auch nicht mit ihm sprechen, solange Ihr dort seid. Eure Aufgabe ist es, zu beobachten und beobachtet zu werden.«
    »Und ... vorgestellt?«
    »In aller Form? Nein, das wird erst später geschehen. Aber sie werden Euch wahrnehmen, keine Sorge. Dekarta muss darüber kein Wort verlieren.«
    Mit diesen Worten nickte er, und ich betrat das Mosaik.
    Einen verschwommenen, beängstigenden Übergang später befand ich mich in einem schönen Raum voller Marmor und stand auf einem Mosaik aus Schwarzholz-Intarsien. Drei Gehilfen des Konsortiums — diesmal nicht ganz so grün hinter den Ohren und auch nicht so überrascht — standen dort, um mich zu begrüßen und zu begleiten. Ich folgte ihnen durch einen schattigen Gang und eine mit Teppich ausgelegte Rampe hinauf in die Privatloge der Arameri.
    Dekarta saß auf seinem angestammten Platz und drehte sich bei meiner Ankunft nicht um. Scimina saß zu seiner Rechten. Sie sah sich um und lächelte mir zu. Es gelang mir, sie nicht anzustarren, was allerdings einiger Anstrengung meinerseits bedurfte. Ich war mir der versammelten Adligen sehr bewusst, die im Plenarsaal des Salons herumliefen, während sie darauf warteten, dass der Aufseher die Sitzung eröffnete. Ich sah mehr als nur ein paar Blicke, die sich auf die Privatloge richteten — sie beobachteten uns.
    Also neigte ich meinen Kopf grüßend in Seiminas Richtung, obwohl ich mich nicht dazu durchringen konnte, ihr Lächeln zu erwidern.
    Zwei Stühle auf der linken Seite Dekartas waren noch frei. Ich nahm an, dass der Sitz, der sich direkt neben ihm befand, für meinen bisher noch nicht in Erscheinung getretenen Cousin Relad reserviert war, und ging auf den hinteren der beiden zu. Dann bemerkte ich Dekartas Handbewegung — er sah mich nicht an, aber er winkte mich heran. Also nahm ich stattdessen auf dem Stuhl an seiner Seite Platz, gerade noch rechtzeitig, denn der Aufseher rief die Versammlung zur Ordnung.
    Diesmal widmete ich den Vorgängen mehr Aufmerksamkeit. Man ging nach den Regionen vor und begann mit den Senmite- Nationen. Jede Region hatte ihren Vertreter, Adlige, die vom Konsortium dazu bestimmt wurden, für sich selbst und die benachbarten Länder zu sprechen. Die Fairness dieser Vertretungen unterschied sich jedoch beträchtlich, und es erschloss sich mir beim besten Willen nicht, wie sie geregelt wurden. Die Stadt Elysium hatte zum Beispiel ihren eigenen Vertreter — alle Staaten des Hochnordkontinents zusammen dagegen nur zwei. Das Letztere überraschte mich nicht, Hochnord war noch nie gut angesehen gewesen. Uber das Erstere war ich schon eher erstaunt, denn keine andere Stadt hatte ihren eigenen Sprecher. So wichtig war Elysium nun auch wieder nicht.
    Aber im Verlauf der Sitzung wurde mir klar, dass ich etwas missverstanden hatte. Als ich genau darauf achtete, welche Verordnungen der Vertreter Elysiums einbrachte und unterstützte, wurde mir klar, dass er nicht nur für die Stadt Elysium, sondern auch für den Palast Elysium sprach. Das machte die Sache dann verständlich, wenn auch ungerecht, denn Dekarta hatte sowieso schon die Befehlsgewalt über die ganze Welt. Das Konsortium existierte doch nur, um die hässliche Schmutzarbeit der Weltregierung zu erledigen, mit der die Arameri sich nicht abgeben wollten. Jeder wusste das.

Weitere Kostenlose Bücher