Die Erbin Der Welt erbin1
Antwort auf seine Frage in den Sinn: weil es nicht richtig wäre. Ich zögerte jedoch, es auszusprechen. Die Antwort war auch nicht ganz korrekt — er hatte mein Zimmer ungefragt betreten, was in jedem Land unhöflich war. Wäre er ein Mensch, hätte ich ihm ohne zu zögern befohlen, zu gehen. Nicht Mensch ... wenn er frei gewesen wäre.
Aber er war nicht frei. Viraine hatte am Abend vorher, während er mein Siegel aufmalte, noch mehr erklärt. Meine Befehle an die Enefadeh mussten einfach und direkt sein. Ich musste bildhafte Sprache und Allgemeinplätze vermeiden, und vor allem musste ich genau durchdenken, was ich ihnen befahl, um keine ungewollten Konsequenzen auszulösen. Hätte ich so etwas wie »Nahadoth, hinaus mit Euch«, gesagt, so wäre es ihm freigestellt, nicht nur mein Zimmer, sondern auch den Palast zu verlassen. Der Himmelsvater allein wusste, was er dann anrichten würde, und nur Dekarta wäre in der Lage, ihn wieder zurückzuholen. Oder wenn ich sagte: »Nahadoth, schweigt«, dann hätte er schweigen müssen, bis ein anderer Vollblut-Arameri den Befehl widerrufen hätte.
Und falls ich jemals leichtsinnig genug wäre zu sagen: »Nahadoth, macht, was Ihr wollt«, dann würde er mich töten, weil es ihm Spaß machte, Arameri umzubringen. Das war schon mehrmals im Laufe der Jahrhunderte passiert, behauptete Viraine. Er nannte es »einen Dienst erweisen«, da sehr dumme Arameri normalerweise ausgemerzt wurden, bevor sie sich fortpflanzen oder der Familie weitere Peinlichkeiten bescheren konnten.
»Ich werde Euch keine Befehle erteilen, weil ich noch über das Bündnis nachdenke, das Eure Lady Kurue vorgeschlagen hat«, sagte ich schließlich. »Ein Bündnis sollte auf gegenseitigem Respekt beruhen.«
»Respekt ist unwichtig«, sagte er. »Ich bin dein Sklave.«
Ich konnte nicht anders und zuckte bei dem Wort zusammen. »Ich bin auch eine Gefangene hier.«
»Eine Gefangene, deren Befehle ich ausnahmslos befolgen muss. Entschuldige, wenn sich mein Mitgefühl in Grenzen hält.«
Mir gefiel das Schuldgefühl nicht, das seine Worte in mir auslösten.
Vielleicht ging deswegen mein Temperament mit mir durch, bevor ich die Zügel wieder anziehen konnte. »Ihr seid ein Gott«, fuhr ich ihn an. »Ihr seid ein tödliches Biest, das an die Leine gelegt wurde und schon einmal auf mich losgegangen ist. Ich mag zwar Macht über Euch haben, aber ich wäre eine Närrin, wenn ich mich deswegen sicher fühlte. Es ist viel klüger, Euch mit Höflichkeit zu begegnen, darum zu bitten, wenn ich etwas möchte und darauf zu hoffen, dass Ihr als Gegenleistung zu einer Mitarbeit bereit seid.«
»Bitte. Und dann befiehl.«
»Bitten, und wenn Ihr Nein sagt, diese Antwort akzeptieren. Das ist ebenfalls ein Stück weit Respekt.«
Er schwieg lange. Während dieses Schweigens wiederholte ich die Worte in meinem Kopf und betete, dass ich ihm kein Schlupfloch gelassen hatte, das er ausnutzen konnte.
»Du kannst nicht schlafen«, sagte er.
Ich blinzelte verwundert und erkannte dann, dass es sich um eine Frage handelte.
»Nein. Das Bett ... das Licht.«
Nahadoth nickte. Plötzlich wurden die Wände dunkel, ihr Licht verblasste, bis die Schatten den Raum einhüllten und die einzige Beleuchtung vom Mond, den Sternen und den Lichtern der Stadt stammte. Der Lord der Finsternis war ein noch dunklerer Schatten, der sich vom Fenster abhob. Er hatte sogar das Unlicht seines Gesichtes gelöscht.
»Du hast mir Höflichkeit entgegengebracht«, sagte er. »Ich biete Mitarbeit als Gegenleistung.«
Ich musste schlucken, da ich mich an meinen Traum mit dem schwarzen Stern erinnerte. Wenn das der Wahrheit entsprach — und es hatte sich sehr echt angefühlt, aber woher sollte man das bei Träumen wissen? —, dann war Nahadoth absolut in der Lage, die Welt zu zerstören, sogar in seinem jetzigen, geschwächten Zustand. Aber es war seine einfache Geste, das Licht zu löschen, die mich mit Ehrfurcht erfüllte. So müde wie ich war, bedeutete mir das mehr als die ganze Welt.
»Danke«, brachte ich schließlich hervor. »Und ...« Es war nicht möglich, das vorsichtig auszudrücken. »Würdet Ihr jetzt gehen? Bitte?«
Er war nur ein Umriss. »Ich sehe alles, was in der Dunkelheit geschieht«, sagte er. »Jedes Flüstern, jedes Seufzen höre ich. Selbst wenn ich gehe, bleibt ein Teil von mir zurück. Daran lässt sich nichts ändern.«
Seine Worte beunruhigten mich erst später. Jetzt war ich einfach nur dankbar. »Es wird genügen«, sagte
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