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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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bevor ich geboren wurde, dann hatte er absolut nichts mit mir zu tun.
    »In ihrem Fall gab es keine Konkurrzenz, oder?«, fragte ich. »Ich glaube, sie war die alleinige Erbin.«
    »Keine Konkurrenz. Es gab nie einen Zweifel daran, dass Kinneth die nächste Anführerin des Clans sein würde. Nicht, bis sie ihre Abdankung erklärte.« Si'eh zuckte mit den Schultern. »Sogar für eine Zeit danach erwartete Dekarta, dass sie ihre Meinung ändern würde. Aber dann veränderte sich etwas, und man konnte den Unterschied förmlich in der Luft schmecken. Es war im Sommer, aber an dem Tag war Dekartas Wut wie Eis auf Metall.«
    »An dem Tag?«
    Si'eh antwortete einen Moment lang nicht. Plötzlich sagte mir ein Instinkt, den ich weder nachvollziehen noch verstehen konnte, dass er lügen würde. Oder dass er zumindest einen Teil der Wahrheit zurückhalten würde.
    Aber das war in Ordnung. Er war ein Gauner und ein Gott, und schlussendlich war ich ein Mitglied der Familie, die ihn seit Jahrhunderten gefangen hielt. Ich konnte nicht erwarten, dass er mir voll und ganz vertraute. Ich würde mich mit dem zufriedengeben, was ich bekam.
    »Am Tag, als sie zum Palast kam«, sagte Si'eh. Er sprach langsamer als sonst und wählte jedes Wort spürbar sorgfältig. »Ein Jahr oder so, nachdem sie deinen Vater geheiratet hatte. Dekarta befahl, dass die Hallen leer sein sollten, wenn sie ankam. Damit sie ihr Gesicht wahren konnte, weißt du, denn selbst dann passte er noch auf sie auf. Aus demselben Grund traf er sie auch alleine, deshalb weiß niemand, was zwischen ihnen gesprochen wurde. Aber wir alle wussten, was erwartet wurde.«
    »Ihre Rückkehr.« Zum Glück hatte sie das nicht getan, sonst wäre ich vielleicht nie geboren worden.
    Aber warum war sie dann gekommen?
    Ich musste das als Nächstes herausfinden.
    Ich bot Si'eh die Bürste an. Er nahm sie, drückte sich auf die Knie hoch und begann sanft meine Haare zu bearbeiten.
    Si'eh schlief ausgestreckt und nahm den größten Teil des riesigen Bettes ein. Ich hatte erwartet, dass er sich ankuscheln würde, aber er schien sich mit jeglicher Art Körperkontakt zufriedenzugeben — diesmal hatte er ein Bein über meins und seine Hand auf meinen Bauch gelegt. Das Ausstrecken störte mich nicht und auch nicht das leise Schnarchen. Aber wieder einmal störten mich die taghellen Wände. Trotzdem döste ich ein. Ich war wohl müde. Einige Zeit später wachte ich halb auf, und als ich verschlafen meine Augen etwas öffnete, sah ich, dass es dunkel im Zimmer geworden war. Da dunkle Räume in der Nacht für mich normal waren, dachte ich mir nichts dabei und glitt wieder in den Schlaf hinüber. Aber am Morgen erinnerte ich mich an etwas — einen Geschmack, der in der Luft hing, wie Si'eh es ausgedrückt hatte. Bei dem Geschmack handelte es sich um etwas, mit dem ich wenig Erfahrung hatte, aber ich kannte es, wie ein Kind Liebe erkennt oder ein Tier Angst. Eifersucht ist eine Tatsache der Natur, sogar zwischen Vater und Sohn.
    An dem Morgen drehte ich mich herum und sah, Si'eh war bereits wach, seine grünen Augen dunkel vor Bedauern. Wortlos stand er auf, lächelte mich an und verschwand. Ich wusste, dass er nie wieder bei mir schlafen würde.
     

 

     
     

     
    Familie
     
    N achdem Si'eh gegangen war, stand ich früh auf und hatte die Absicht, T'vril vor dem Besuch des Salons an diesem Tag aufzusuchen. Als er mir versicherte, dass ich allen wichtigen Leuten begegnet war, hatte er nur den Wettbewerb der Erben im Auge gehabt. Was meine Mutter anging, so hoffte ich, dass jemand noch mehr über die Nacht, in der sie abgedankt hatte, wusste.
    Aber ich bog links ab, wo ich rechts hätte abbiegen sollen, nahm den Aufzug nicht weit genug hinunter, und statt vor T'vrils Büro fand ich mich beim Palasteingang wieder und sah den Vorhof, in dem das unangenehmste Kapitel meines Lebens seinen Lauf genommen hatte.
    Dekarta war dort.
    Als ich fünf oder sechs war, hatte ich von meinen Itempas-Tutoren etwas über die Welt gelernt. »Dies ist das Universum, das von den Göttern beherrscht wird«, sagten sie. »Bright Itempas ist der Oberste unter ihnen. Und dann ist da die Welt, in der das Adelskonsortium regiert unter der Führung der Ara- meri-Familie. Dekarta, der Lord Arameri, ist der Oberste unter ihnen.«
    Ich hatte später einmal zu meiner Mutter gesagt, dass dieser Lord Arameri ein großer Mann sein müsse.
    »Das ist er«, sagte sie, und damit war die Unterhaltung beendet.
    Es waren nicht die

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