Die Erbin Der Welt erbin1
einem Mann entjungfert zu werden, den ihr Bürge ausgewählt hat. Immer noch barbarisch und etwas, das wir unterbinden, wenn wir davon hören, aber es geschieht — besonders unter den Frauen der höheren Schicht. Und dann ist da noch der Teil, von dem sie dachten, dass sie ihn vor uns geheim gehalten haben: Das Mädchen muss ihn entweder im offenen Kampf besiegen und somit die Begegnung kontrollieren oder ihm unterliegen und dadurch lernen, was es heißt, sich einem Feind zu unterwerfen.«
»Das würde mir gefallen«, flüsterte Naha. Scimina lachte wieder und schlug ihn spielerisch auf den Arm.
»Das war klar. Sei jetzt still.« Ihr Blick glitt seitwärts zu mir. »Das Ritual ist im Prinzip das gleiche, oder nicht? Aber es hat sich so viel verändert. Jetzt haben Darre-Männer nicht mehr länger Angst vor Frauen — oder Respekt.«
Es war eine Feststellung, keine Frage, und ich war klug genug, nicht zu antworten.
»Wirklich, wenn man so darüber nachdenkt, war das frühere Ritual das zivilisiertere. Es brachte dem jungen Krieger nicht nur bei, wie man überlebte, sondern auch, seinen Feind zu respektieren und wie man ihn pflegt. Viele Mädchen haben später ihre Gefangenen geheiratet, nicht wahr? Also lernten sie sogar, zu lieben. Das heutige Ritual ... nun, was genau lernt man dadurch? Das ist die große Frage.«
Es lehrte mich, alles Notwendige zu tun, um das, was ich will, auch zu bekommen, du mieses Dreckstück.
Ich antwortete nicht, und nach einer Weile seufzte Scimina.
»Nun«, sagte sie, »an den Grenzen zu Darr werden neue Bündnisse gebildet, die der vermeintlich neuen Stärke Darrs die Stirn bieten sollen. Da Darr in Wirklichkeit aber keine neue Stärke hat, bedeutet das, dass die ganze Region instabil wird. Schwer zu sagen, was unter diesen Umständen geschehen wird.«
Meine Finger sehnten sich nach einem scharfen Stein. »Ist das eine Drohung?«
»Bitte, Cousine. Ich gebe lediglich Informationen weiter. Wir Arameri müssen aufeinander achtgeben.«
»Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen.« Ich drehte mich um und wollte gehen, bevor ich mich nicht mehr beherrschen konnte. Diesmal war es Nahas Stimme, die mich anhielt.
»Hast du gewonnen?«, fragte er. »Bei deiner Kriegereinführung? Hast du deinen Gegner geschlagen, oder hat er dich vor der Zuschauermenge vergewaltigt?«
Mir war klar, dass ich nicht antworten sollte. Wirklich. Aber ich tat es trotzdem.
»Ich gewann«, sagte ich, »mehr schlecht als recht.« »Oh?«
Wenn ich meine Augen schloss, konnte ich es sehen. Sechs Jahre waren seit jener Nacht vergangen, aber die Gerüche des Feuers, der alten Felle, des Blutes und meines eigenen Gestanks nach einem Monat in der Wildnis waren immer noch lebhaft in meinem Gedächtnis.
»Die meisten Bürgen wählen einen Mann, der ein schlechter Krieger ist«, sagte ich leise. »Damit es für das Mädchen, das gerade der Kindheit entwachsen ist, leicht ist, ihn zu schlagen. Aber ich sollte ennu werden, und man zweifelte an mir, weil ich halb Amn war. Halb Arameri. Also wählte meine Großmutter den stärksten unserer männlichen Krieger.«
Ich hatte nicht erwartet, zu gewinnen. Ausdauer wäre genug gewesen, um als Krieger anerkannt zu werden — insofern hatte Scimina recht, dass sich vieles für uns geändert hatte. Aber Ausdauer reichte nicht aus, um ennu zu werden. Niemand würde mir gehorchen, wenn ich es zuließ, dass irgendein Mann mich in der Öffentlichkeit benutzte und dann noch in der ganzen Stadt damit angab. Ich musste gewinnen.
»Er besiegte dich«, sagte Naha. Er ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen, gierig nach meinem Schmerz.
Ich sah ihn an, und er kniff die Augen zusammen. Ich fragte mich, was er in dem Moment in meinem Blick sah.
»Ich bot ihnen eine gute Vorstellung«, sagte ich. »Genug, um die Anforderungen des Rituals zu erfüllen. Dann stach ich ihm mit einem Steinmesser, das ich in meinem Ärmel versteckt hatte, in den Kopf.«
Der Rat war deswegen ziemlich aufgebracht, besonders als klar wurde, dass ich nicht schwanger war. Schlimm genug, dass ich einen Mann getötet hatte — aber auch noch seinen Samen und die Stärke, die er zukünftigen Darre-Töchtern hätte geben können, zu verlieren? Eine Zeit lang machte der Sieg alles schlimmer für mich. Sie ist keine wahre Darre ; wurde geflüstert. In ihr ist zu viel Tod.
Ich hatte ihn wirklich nicht töten wollen. Aber schlussendlich waren wir Krieger, und diejenigen, die meinen Aramerischen Tötungsinstinkt zu
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