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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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schätzen wussten, waren in der Überzahl . Zwei Jahre später wurde ich ennu.
    Seiminas Gesichtsausdruck war nachdenklich und abwägend.
    Naha allerdings war ernüchtert, und seine Augen zeigten ein dunkles Gefühl, das ich nicht näher definieren konnte. Wenn ich es in einem Wort beschreiben müsste, würde ich Bitterkeit sagen. Aber das war nicht weiter überraschend, nicht wahr? Ich war nicht so viel Darre wie angenommen, aber dafür umso mehr Arameri. Das war etwas, das ich an mir immer gehasst hatte.
    »Er hat begonnen, dir nur noch ein Gesicht zu zeigen, nicht wahr?«, fragte Naha. Ich wusste sofort, wer »er« war. »So fängt es an. Seine Stimme wird tiefer, seine Lippen voller und seine Augen ändern ihre Form. Bald wird er wie etwas aus deinen süßesten Träumen aussehen, genau die richtigen Dinge sagen und die richtigen Stellen berühren.« Er drückte sein Gesicht in Seiminas Haare, als ob er Trost suchte. »Dann dauert es nicht mehr lange.«
    Ich ging, getrieben von Angst und Schuldgefühlen sowie dem schleichenden, abscheulichen Gefühl, dass egal, wie viel Arameri ich war, es mir nicht helfen würde, hier zu überleben. Ich war lange nicht genug Arameri. Deshalb war ich zu Yiraine gegangen, das hatte mich zur Bibliothek und zum Geheimnis meiner beiden Seelen geführt und das war der Grund, warum ich hierhin gelangt war, tot.
     

 

     
     

Der Wan d e lnde Tod
     
    Wir haben deinen Vater geheilt«, sagte Si'eh. »Das war der Preis deiner Mutter. Im Gegenzug erlaubte sie uns, ihr ungeborenes Kind als Träger für Enefas Seele zu benutzen.«
    Ich schloss meine Augen.
    Er atmete während meines Schweigens tief ein. »Unsere Seelen sind nicht anders als eure. Wir erwarteten, dass Enefa ganz normal hinübergehen würde, als sie starb. Aber als Itempas ... Als Itempas Enefa tötete, behielt er etwas zurück. Ein Stück von ihr.« Er war schwer zu verstehen, denn er sprach etwas hastig. Ich erwog kurz, ihn zu trösten. »Ohne das Stück wäre alles Leben im Universum gestorben. Alles, was Enefa erschaffen hatte — alles, außer Nahadoth und Itempas. Es war das letzte Überbleibsel ihrer Macht. Die Sterblichen nennen es den Stein der Erde.«
    Hinter meinen geschlossenen Augenlidern formten sich Bilder. Ein kleiner, hässlicher Klumpen aus blutig-dunklem Fleisch. Ein Aprikosenkern. Die silberne Halskette meiner Mutter.
    »Da der Stein sich noch in dieser Welt befand, war ihre Seele ebenfalls hier gefangen. Ohne Körper trieb sie verloren umher; was geschehen war, entdeckten wir erst Jahrhunderte später. Als wir die Seele fanden, war sie übel zugerichtet, zerfressen, wie ein Segel, das man im Sturm am Mast gelassen hatte. Die einzige Möglichkeit, sie wiederherzustellen war, sie wieder in einer fleischliche Hülle unterzubringen.« Er seufzte. »Ich gebe zu, dass der Gedanke, Enefas Seele im Körper eines Arameri-Kindes zu hegen, auf vielfältige Weise reizvoll war.«
    Ich nickte. Das konnte ich auf jeden Fall nachvollziehen.
    »Wenn es uns gelingt, die Seele wieder gesund zu machen«, sagte Si'eh, »dann können wir sie vielleicht benutzen, um uns zu befreien. Was uns in dieser Welt hält, uns in Fleisch gefangen hält und uns an die Arameri bindet, ist der Stein. Itempas nahm ihn nicht, um Leben zu bewahren, sondern weil er Enefas Macht gegen Nahadoth richten wollte ... zwei der Drei gegen einen. Aber er konnte ihn nicht benutzen; die Drei unterscheiden sich zu sehr voneinander. Nur Enefas Kinder können Enefas Macht nutzen. Ein Gottkind wie ich oder ein sterbliches. Im Krieg gab es beides — einige meiner Geschwister und eine Priesterin von Itempas.«
    »Shahar Arameri«, sagte ich.
    Das Bett bewegte sich leicht, als er nickte. Zhakkarn war auch anwesend, aber sie schwieg und beobachtete. Ich zeichnete Zhak- karns Gesicht in meinen Gedanken nach und versuchte, es mit dem Gesicht, das ich in der Bibliothek gesehen hatte, in Einklang zu bringen. Zhakkarns Gesicht hatte dieselbe Form wie Enefas, mit denselben scharfen Kieferkonturen und hohen Wangenknochen. Sie war in allen dreien wiederzufinden, obwohl sie nicht wie Geschwister aussahen — noch nicht einmal wie Angehörige derselben Rasse. Alle Kinder Enefas hatten irgendeinen Zug, einen Tribut an das Aussehen ihrer Mutter behalten. Kurue hatte denselben, offenen, sezierenden Blick. Si'ehs Augen hatten dieselbe jadegrüne Farbe.
    Wie meine.
    »Shahar Arameri.« Si'eh seufzte. »Als Sterbliche konnte sie nur einen Bruchteil der wahren Macht des Steins

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