Die Erbin Der Welt erbin1
nutzen. Trotzdem war sie diejenige, die den entscheidenden Schlag ausführte. Nahadoth hätte Enefa an dem Tag gerächt, wenn sie nicht gewesen wäre.«
»Nahadoth sagte, dass ihr mein Leben wollt.«
Zhakkarns Stimme, mit einem Hauch Verärgerung: »Das hat er dir gesagt?«
Si'ehs Stimme, genauso verärgert, wenn auch über Zhakkarn: »Er kann nicht ständig gegen seine Natur ankämpfen.«
»Stimmt das?«, fragte ich.
Si'eh war so lange still, dass ich meine Augen öffnete. Er zuckte wegen des Ausdrucks auf meinem Gesicht zusammen, aber es war mir egal. Ich hatte genug von Ausweichen und Rätseln. Ich war nicht Enefa. Ich musste ihn nicht lieben.
Zhakkarn breitete ihre Arme aus, eine unterschwellige Drohung. »Du hast nicht zugestimmt, ein Bündnis mit uns einzugehen. Du könntest diese Information an Dekarta weitergeben.«
Ich sah sie mit demselben Ausdruck an wie vorher Si'eh. »Warum«, sagte ich und betonte jedes Wort sorgfältig, »sollte ich euch wohl an ihn verraten wollen?«
Zhakkarns Blick zuckte zu Si'eh hinüber. Si'eh lächelte humorlos. »Ich sagte ihr, dass du das sagen würdest. Du hast einen Fürsprecher unter uns, Yeine, auch wenn du das nicht glauben magst.«
Ich sagte nichts. Zhakkarn starrte mich immer noch an, und ich hütete mich davor, der Herausforderung auszuweichen. Es war auf beiden Seiten eine sinnlose Herausforderung: Wenn ich ihr den Befehl gab, würde sie es mir sagen müssen — und ich würde ihr Vertrauen nie nur aufgrund meiner Worte erringen. Aber meine ganze Welt war gerade zerschlagen worden, und ich kannte keinen anderen Weg, um das herauszufinden, was ich wissen musste.
»Meine Mutter hat mich an euch verkauft«, sagte ich hauptsächlich zu Zhakkarn. »Sie war verzweifelt, und vielleicht hätte ich an ihrer Stelle sogar dieselbe Entscheidung getroffen. Aber sie hat es nun mal getan, und ich hege gerade keine wohlwollenden Gefühle gegenüber den Arameri. Ihr und eure Kinder seid Götter, und es überrascht mich nicht, dass ihr mit den Leben der Sterblichen spielt wie mit Spielsteinen in nikkim. Aber von Menschen erwarte ich mehr.«
»Ihr wurdet als unser Abbild erschaffen«, sagte sie kalt.
Ein unangenehm scharfsichtiges Argument.
Es gab Zeiten für den Kampf und solche für den Rückzug. Enefas Seele in mir veränderte alles. Sie machte die Arameri auf eine noch viel tiefgreifendere Weise zu meinen Feinden, weil Enefa die Feindin von Itempas gewesen war, und sie waren seine Diener. Aber es machte die Enefadeh nicht automatisch zu meinen Verbündeten. Schließlich war ich nicht Enefa.
Si'eh seufzte, um die Stille zu brechen. »Du musst etwas essen«, sagte er und stand auf. Er verließ mein Schlafzimmer. Dann hörte ich, wie sich die Wohnungstür öffnete und schloss.
Ich hatte fast drei Tage geschlafen. Meine wütende Ankündigung, dass ich gehen würde, war ein Bluff gewesen. Meine Hände zitterten, und ich war mir nicht sicher, ob ich in der Lage war, weit zu gehen, wenn ich auf die Idee käme, es zu versuchen. Ich sah auf meine unruhige Hand hinunter und dachte säuerlich, dass die Enefadeh mir wenigstens einen stärkeren Körper hätten geben können, wenn sie mich schon mit der Seele einer Göttin infizierten.
»Si'eh liebt dich«, sagte Zhakkarn.
Ich legte meine Hand auf das Bett, damit sie aufhörte, zu zittern. »Ich weiß.«
»Nein, das tust du nicht.« Die Schärfe in Zhakkarns Stimme ließ mich aufsehen. Sie war immer noch wütend, und ich erkannte, dass das nichts mit dem Bündnis zu tun hatte. Sie war wütend darüber, wie ich Si'eh behandelte.
»Was würdest du tun, wenn du an meiner Stelle wärst?«, fragte ich. »Umgeben von Geheimnissen, und dein Leben hängt von den Antworten ab?«
»Ich würde dasselbe tun, was du getan hast.« Das überraschte mich. »Ich würde jeden Vorteil nutzen, den ich hätte, um so viele Informationen, wie möglich zu erlangen — und ich würde mich nicht dafür entschuldigen. Aber ich bin nicht die Mutter, die Si'eh so lange vermisst hat.«
Bereits jetzt war mir klar, dass ich es bald sehr, sehr leid sein würde, mit einer Göttin verglichen zu werden.
»Das bin ich auch nicht«, fuhr ich sie an.
»Si'eh weiß das. Aber er liebt dich trotzdem.« Zhakkarn seufzte. »Er ist ein Kind.«
»Er ist älter als du, oder nicht?«
»Alter bedeutet uns nichts. Wichtig ist, dass man sich selber treu bleibt. Si'eh hat sich ganz dem Pfad der Kindheit verschrieben. Das ist nicht einfach.«
Das konnte ich mir vorstellen,
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