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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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bist noch verrückter als Naha.« Er stand auf und strich mit einer Hand über sein Haar. »Du ... Götter.« Er schien das Merkwürdige an seinem Fluch nicht zu bemerken. »Ich werde mit ihnen reden.«
    Ich neigte förmlich meinen Kopf. »Ich erwarte Eure Antwort.«
    Si'eh murmelte in seiner seltsamen Sprache, um seine gelbe Kugel herbeizurufen, und ging dann durch die Schlafzimmerwand.
    Natürlich würden sie annehmen. Ob ich gewann oder verlor, sie würden die Freiheit bekommen, die sie wollten — es sei denn, ich würde mich entscheiden, sie ihnen nicht zu geben. Also würden sie alles tun, um mich bei Laune zu halten.
    Ich griff nach einem anderen Blattröllchen. Ich konzentrierte mich darauf, langsam zu kauen, damit mein misshandelter Magen nicht rebellierte. Es war wichtig, dass ich mich schnell erholte. Ich würde meine Stärke bei dem, was in nächster Zeit auf mich zukam, noch brauchen.
Hass
     
    Unter mir sehe ich Land. Es gleitet unter mir dahin, als ob ich flöge. Hohe Gebirgsrücken und nebelverhangene, verschlungene Täler. Ab und zu Felder, ganz selten einmal Gemeinden und Städte. Darr ist so grün. Als ich nach Elysium reiste, durchquerte ich in Hochnord und Senm viele Länder. Keins davon erschien mir auch nur halb so grün wie mein wunderbares Darr. Jetzt weiß ich auch, warum.
    Ich schlief wieder einmal. Als ich erwachte, war Si'eh noch nicht zurück, und es war Nacht. Ich erwartete so bald keine Antwort von den Enefadeh. Wahrscheinlich hatte ich sie mit meiner Weigerung, mich bis zum Tode gehorsam durchzuquälen, verärgert. Wenn ich sie wäre, würde ich mich auch warten lassen.
    Kurz nachdem ich aufgewacht war, klopfte es. Ich öffnete die Tür. Ein Dienerjunge mit knochigem Gesicht stand kerzengerade davor und sagte mit peinlichster Förmlichkeit: »Lady Yeine. Ich überbringe eine Nachricht.«
    Ich rieb mir die Augen und nickte, dass er fortfahren möge. Er sagte: »Euer Großvater erbittet Eure Anwesenheit.«
    Und plötzlich war ich hellwach.
    DerThronraum war diesmal leer. Nur ich und Dekarta. Ich kniete, wie an jenem ersten Nachmittag, und legte mein Messer, wie es Brauch war, auf den Boden. Zu meiner Überraschung zog ich nicht in Erwägung, ihn damit zu töten. So sehr ich ihn auch hass- te, ich wollte nicht sein Blut.
    »Nun«, sagte er von seinem Thron herab. Seine Stimme klang weicher als sonst, obwohl das auch eine Sinnestäuschung meinerseits gewesen sein kann. »Hat dir deine erste Woche als Arameri gefallen, Enkelin?«
    War es erst eine Woche?
    »Nein, Großvater«, sagte ich, »das hat sie nicht.«
    Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Aber jetzt verstehst du uns vielleicht besser. Was denkst du?«
    Das hatte ich nicht erwartet. Ich sah von meiner knienden Position aus zu ihm hin und fragte mich, was er wohl vorhatte.
    »Ich denke«, sagte ich langsam, »dasselbe, das ich dachte, bevor ich hierherkam: dass alle Arameri böse sind. Nur eins hat sich verändert: Ich glaube jetzt, dass die meisten obendrein auch noch wahnsinnig sind.«
    Er grinste breit und teilweise zahnlos. »Kinneth hat einmal fast das Gleiche zu mir gesagt. Allerdings schloss sie sich dabei ein.«
    Ich widerstand dem prompt auftretenden Drang, das zu bestreiten. »Vielleicht ist das der Grund, warum sie uns verließ. Wenn ich lange genug bleibe, werde ich vielleicht auch so böse und verrückt wie der Rest von euch.«
    »Vielleicht.« In der Art, wie er das sagte, lag eine seltsame Sanftheit, die mich verblüffte. Ich konnte nie etwas aus seinem Gesicht ablesen. Zu viele Falten.
    Während der nächsten Atemzüge herrschte Schweigen zwischen uns. Es wuchs, verzögerte, brach ab.
    »Sagt mir, warum Ihr meine Mutter getötet habt«, sagte ich.
    Sein Lächeln verschwand. »Ich bin kein Enefadeh, Enkelin. Du kannst mir nicht befehlen, zu antworten.«
    Mir wurde heiß und kalt. Langsam stand ich auf. »Du hast sie geliebt. Wenn du sie gehasst hättest oder gefürchtet, dann hätte ich es verstanden. Aber du hast sie geliebt.«
    Er nickte. »Ich habe sie geliebt.«
    »Sie weinte, als sie starb. Wir mussten ihre Augenlider benetzen, um sie zu öffnen ...«
    »Du wirst jetzt schweigen.«
    In dem leeren Raum hallte seine Stimme wider. Die Schärfe darin sägte an meiner Beherrschung wie ein stumpfes Messer.
    »Und du liebst sie noch immer, du hassenswerter, alter Bastard.« Ich machte einen Schritt nach vorne und ließ mein Messer auf dem Boden liegen. Ich traute mir selber nicht mehr damit über den Weg. Ich ging auf den

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