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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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würde dir vielleicht einen Salamander ins Bett schmuggeln, um es dir heimzuzahlen.«
    Ich lachte, was mich überraschte. Das war das erste Mal an dem Tag, dass ich mich wie ein Mensch fühlte. Wie jedes Gelächter hielt es nicht lange an, aber ich fühlte mich danach besser. Impulsiv rückte ich seitwärts an seine Beine heran, lehnte mich dagegen und legte meinen Kopf auf seine Knie. Seine Hand blieb die ganze Zeit auf meinem Haar.
    »Ich brauchte keine Muttermilch, als ich geboren wurde.« Si'eh sprach langsam, aber diesmal spürte ich keine Lüge. Ich glaube, es war nur schwer für ihn, die richtigen Worte zu finden. »Es gab keinen Grund, mich vor Gefahren zu beschützen oder mir Gutenachtlieder zu singen. Ich konnte die Lieder zwischen den Sternen hören, und ich war gefährlicher für die Welten, die ich besuchte, als sie es je für mich hätten sein können. Und trotzdem — verglichen mit den Drei war ich schwach. Ich war in vielen Dingen wie sie, aber offensichtlich unterlegen. Naha war derjenige, der sie davon überzeugte, mich am Leben zu lassen und zu sehen, was aus mir werden würde.«
    Ich stutzte. »Sie wollte ... dich töten?«
    »Ja.« Er kicherte über mein Entsetzen. »Sie hat dauernd etwas getötet, Yeine. Sie war Tod genauso wie Leben, das Zwielicht mit dem Sonnenaufgang. Jeder vergisst das.«
    Ich drehte mich um und starrte ihn an, woraufhin er seine Hand von meinem Haar zurückzog. In dieser Geste lag etwas Bedauerndes und Zögerliches, das eines Gottes nicht würdig war, und das ärgerte mich plötzlich. Es war in jedem seiner Worte. Egal, wie unverständlich Beziehungen zwischen Göttern sein mögen, er war ein Kind gewesen und Enefa seine Mutter — und er hatte sie mit der Hingabe eines jeden Kindes geliebt. Trotzdem hätte sie ihn beinahe getötet, wie ein Züchter ein untaugliches Fohlen erlegt.
    Oder wie eine Mutter einen gefährlichen Säugling erstickt ...
    Nein. Das war etwas anderes gewesen.
    »So langsam kann ich diese Enefa nicht mehr leiden«, sagte ich.
    Si'eh schrak überrascht auf, starrte mich eine ganze Weile an und fing dann an zu lachen. Es war ein ansteckendes, sinnloses Gelächter; Humor, der aus Qual geboren wurde. Ich lächelte ebenfalls.
    »Danke«, sagte Si'eh und gluckste immer noch. »Ich hasse es, diese Form anzunehmen. Dann werde ich immer so rührselig.«
    »Sei wieder ein Kind.« Ich mochte ihn so lieber.
    »Geht nicht.« Er zeigte auf die Barriere. »Das zehrt zu sehr an meinen Kräften.«
    »Ah.« Ich fragte mich plötzlich, Welcher sein Urzustand sein mochte: das Kind? Oder dieser weltenmüde Erwachsene, der immer dann ans Licht kam, wenn er nicht aufpasste? Oder noch etwas völlig anderes? Aber das erschien mir zu privat und vielleicht zu schmerzhaft, um danach zu fragen, also tat ich es nicht.
    »Was wirst du tun?«, fragte Si'eh.
    Ich legte meinen Kopf wieder auf seine Knie und sagte nichts.
    Si'eh seufzte. »Wenn ich wüsste, wie ich dir helfen könnte, würde ich es tun. Das weißt du doch, oder?«
    Die Worte gaben mir mehr Wärme, als ich erwartet hatte. Ich lächelte ihn an. »Ja. Ich weiß, obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich es verstehe. Ich bin nur eine Sterbliche wie all die anderen, Si'eh.«
    »Nicht wie all die anderen.«
    »Doch.« Ich sah ihn an. »Egal, wie ... anders ich sein mag ...« Ich wollte es nicht laut aussprechen. Es stand zwar niemand nah genug, um uns zu belauschen, aber es schien dumm, ein Risiko einzugehen. »Du hast es selbst gesagt. Selbst wenn ich einhundert Jahre alt würde, mein Leben wäre immer noch nur ein Lidschlag im Vergleich zu eurem. Ich sollte nichts für euch sein, genau wie die anderen.« Ich nickte in Richtung der Menschenmenge.
    Er lachte leise, die Bitterkeit war wieder da. »O Yeine. Du verstehst es wirklich nicht. Wenn die Sterblichen uns wirklich nichts bedeuteten, wäre unser Leben so viel einfacher. Und deins auch.«
    Dazu konnte ich nichts sagen. Also schwieg ich. Er schwieg ebenfalls, und um uns herum feierte die Dienerschaft weiter.
    Als ich endlich den Zentralhof verließ, war es fast Mitternacht. Die Party war immer noch in vollem Gange, aber T'vril ging mit mir zusammen und brachte mich zu meinem Quartier zurück. Er hatte etwas getrunken, obwohl es nicht so viel war wie bei einigen anderen, die ich gesehen hatte. »Im Gegensatz zu denen muss ich morgen früh einen klaren Kopf haben«, sagte er, als ich ihn darauf hinwies.
    Wir hielten vor meiner Wohnungstür an. »Danke«, sagte ich und

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