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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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hatte ich derTatsache, dass wir verwandt waren, nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Die meisten Arameri erschienen mir kaum wie Menschen, geschweige denn wie Familie.
    »Kämpfen«, sagte er, und seine Stimme war tief und entschlossen. Seine Hände griffen meine so fest, dass es schmerzte. »Du kämpfst auf jede erdenkliche Art und Weise.«
    Vielleicht war es die Stärke seines Griffs oder das Drängen in seiner Stimme, aber plötzlich wurde mir etwas klar. »Du möchtest selber Erbe sein, nicht wahr?«
    Er blinzelte überrascht, und dann huschte ein betrübtes Lächeln über sein Gesicht. »Nein«, sagte er. »Nicht unbedingt. Niemand würde unter diesen Umständen Erbe sein wollen. Darum beneide ich dich nicht. Aber ...« Er sah weg in Richtung Fenster, und ich erkannte sie in seinen Augen: eine schreckliche Frustration, die wohl schon das ganze Leben lang in ihm schwelte. Das unausgesprochene Wissen, dass er genauso intelligent war wie Relad oder Scimina, genauso stark, dass er Privilegierung ebenso verdiente und auch ebenso in der Lage war, Anführer zu sein.
    Und wenn man ihm je die Chance bot, würde er darum kämpfen, sie zu behalten. Sie zu nutzen. Er würde sogar dann kämpfen, wenn er keine Chance auf einen Sieg hätte. Es nicht zu tun hieße zuzugeben, dass das dumme, willkürliche Einsetzen des Vollblut- Status etwas mit Logik zu tun hatte und dass die Amn wirklich den anderen Rassen überlegen waren. Dass er es verdiente, nicht mehr als ein Diener zu sein.
    So wie ich es verdiente, nicht mehr als eine Spielfigur zu sein. Ich stutzte.
    T'vril bemerkte es. »Schon besser.« Er drückte mir die Schale mit der Frucht in die Hände und stand auf. »Iss auf und zieh dich an. Ich will dir etwas zeigen.«
    Ich hatte nicht gewusst, dass Feiertag war. Feuertag — irgendeine Amnfeier, von der ich gehört, der ich aber keine Beachtung geschenkt hatte. Als T'vril mich aus meinem Zimmer führte, hörte ich Gelächter und Senmite-Musik, die durch die Flure klang. Ich hatte die Musik dieses Kontinents noch nie gemocht. Sie war seltsam, arhythmisch und voll unheimlicher Mollklänge. Wahrscheinlich konnten nur Leute mit sehr exquisitem Geschmack sie verstehen oder genießen.
    Ich seufzte, weil ich dachte, wir würden in diese Richtung gehen. Aber T'vril warf einen grimmigen Blick dorthin und schüttelte den Kopf. »Nein. Diesen Feierlichkeiten willst du nicht beiwohnen, Cousine.«
    »Warum nicht?«
    »Die Party ist für die von hohem Geblüt. Du wärst sicherlich willkommen, und als Halbblut könnte ich wahrscheinlich auch hingehen, aber ich schlage vor, dass du gesellschaftlichen Ereignissen unserer Vollblut-Verwandten fernbleibst, wenn du Spaß haben möchtest. Sie haben ... seltsame Vorstellungen darüber, was Spaß bedeutet.« Sein grimmiger Gesichtsausdruck warnte mich davor, weitere Fragen zu stellen. »Hier entlang.«
    Er führte mich in die entgegengesetzte Richtung, einige Etagen tiefer, und nahm dann Kurs auf das Herz des Palastes. In den Fluren herrschte geschäftiges Treiben, obwohl ich nur Bedienstete sah, als wir dort entlanggingen. Sie alle huschten so schnell vorbei, dass sie kaum Zeit hatten, T'vril einen Gruß zuzunicken. Ich bezweifle, dass sie mich überhaupt bemerkten.
    »Wohin gehen die alle?«, fragte ich.
    T'vril sah erheitert aus. »Zur Arbeit. Ich habe alle auf wechselnde, kurze Schichten gesetzt, und sie haben wahrscheinlich alle bis zur letzten Sekunde gewartet, bevor sie gingen. Sie wollten den Spaß nicht versäumen.«
    »Spaß?«
    »Mmm-hmm.« Wir umrundeten eine Kurve, und ich sah eine breite, durchsichtige Türfront vor uns. »Da sind wir. Der Zentralhof. Nun, da du gut Freund mit Si'eh bist, glaube ich, dass die Magie für dich funktionieren wird. Wenn nicht, und falls ich verschwinde, geh einfach zur Halle zurück und warte. Ich komme dann wieder raus, um dich zu holen.«
    »Was?« Langsam wurde es zur Gewohnheit, dass ich mir dumm vorkam.
    »Du wirst schon sehen.« Er stieß die Türen auf.
    Die Szene dahinter war fast schon idyllisch — sie wäre es gewesen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich mich in einem Palast befinde, der eine halbe Meile über der Erde schwebt. Wir schauten in eine Art riesiges Atrium, das sich im Zentrum des Palastes befand. Entlang einem Kopfsteinpflasterweg standen reihenweise winzige Hütten. Ich stellte überrascht fest, dass diese Hütten nicht wie der Rest des Palastes aus diesem perlmuttartigen Material bestanden, sondern aus Steinen, Holz und

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