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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Sie so etwas wie ein Anwalt? Vielleicht können Sie mir etwas erklären. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Anwalt und einem Buchhalter? Ich dachte immer, sie seien aus dem gleichen Stoff gemacht.“
    Nein, er würde nicht darauf reagieren. „Ein Anwalt …“
    „Das ist nämlich alles, was mein Anwalt tut“, fügte sie unschuldsvoll hinzu. „Er schickt mir Abrechnungen. Tun Sie noch etwas anderes, als Abrechnungen zu schicken, Mr. Cromwell?“
    Oliver blickte den Tisch entlang in Miss Fairfields ernstes Gesicht, während ihre Diamantohrringe im Lampenschein glitzerten, und gab sich geschlagen. Es war schlicht unmöglich, jemandem die Grundlagen der Welt zu erläutern, dem die Wirklichkeit nichts anhaben konnte, und er wollte sie nicht mit einem Versuch beleidigen. „Nein, Miss Fairfield“, antwortete er höflich. „Ich denke, Sie haben eine grundsätzlich recht zutreffende Vorstellung.“ Er schaute weg.
    Aber sie musste seine Grimasse gesehen haben. Sie beugte sich vor. „Oh, armer Mr. Cromwell“, erkundigte sie sich freundlich. „Haben Sie Schmerzen?“
    Er konnte sich fast nicht dazu bringen, sie anzusehen – aber es wäre unvorstellbar unhöflich, sie zu ignorieren. Er wandte sich ihr langsam wieder zu, während er sich fragte, was sie jetzt von sich geben würde.
    Sie musterte ihn mit größter Besorgnis.
    „Dieses Geräusch, das Sie eben gemacht haben. Es hat mich an unseren Gärtner erinnert. Er hat es im Rücken. Ich mache ihm immer Umschläge, wenn es ihm besonders schlecht geht. Soll ich Ihnen das Rezept aufschreiben?“
    „Ich habe keinerlei Rückenprobleme.“ Die Worte kamen ein wenig zu barsch heraus.
    „Genau das sagt unser Gärtner auch immer, aber nach den Umschlägen geht es ihm jedes Mal viel besser. Lassen Sie es sich von mir geben, Mr. Cromwell. Es macht mir gar keine Umstände. Sie scheinen mir reichlich jung, um unter Hexenschuss zu leiden, aber da Sie nun einmal Angestellter sind, können solche Beeinträchtigungen sich durchaus früher bemerkbar machen.“
    Er schluckte. Er spielte mit dem Gedanken, ihr mitzuteilen, dass sein Vater auch nach Jahren harter Arbeit auf dem Hof nicht unter Rückenschmerzen litt. Er dachte darüber nach, es ihr zu erklären. Er wäre vielleicht sogar in Gelächter ausgebrochen, und das wäre ihr am Ende peinlich gewesen.
    Stattdessen neigte er den Kopf. „Ich wäre entzückt, wenn Sie es mir überlassen wollten, Miss Fairfeld. Schicken Sie es bitte an meine Londoner Adresse – Oliver Cromwell, Tower of London, England.“
    Einen winzigen Moment lang hielt sie inne. Ihre Hand erstarrte mitten in der Bewegung, nach dem Löffel zu greifen. Sie schaute ihn aus großen Augen an – dann sah sie fort. „Nun“, bemerkte sie. „Es wäre unschicklich, mit einem unverheirateten Mann zu korrespondieren. Vielleicht haben Sie recht. Es ist am Ende doch keine so gute Idee.“
    Ein Dinner mit Miss Fairfield war – wie er zugeben musste –, als werde man mit einer Feder erschlagen. Er hoffte für sie, dass ihre Mitgift in der Tat unvorstellbar groß war, und dass es irgendwo in England einen Mann gab, der ein Vermögen benötigte. Jemand, der schon halb taub war und ihr nicht würde zuhören müssen.
    Es war bemerkenswert. Sie meinte es offenbar nur gut, und dennoch …
    Das Dinner ging zu Ende. Die Herren zogen sich zu Port und Zigarren in die Bibliothek zurück und genossen dankbar die vorübergehende Atempause, die ihnen vergönnt war.
    Nachdem sie unter sich waren, gab es keine unbehaglichen Pausen mehr.
    „Sie ist“, sagte Whitting zu Oliver, „ganz genau so schlimm, wie ich behauptet habe. Oder etwa nicht?“
    „Also wirklich, meine Herren“, schaltete sich Bradenton mit einem Kopfschütteln ein. „Es ziemt sich nicht, eine Dame zu beleidigen.“
    „In der Tat“, pflichtete ihm Hapford bei.
    Whitting drehte sich um, einen Widerspruch auf den Lippen – und sah, dass der Marquis lächelte, ein hartes, boshaftes Lächeln. „Guter Witz“, erwiderte Whitting, „Himmel, wenn wir nicht schlecht über sie sprechen dürften, welcher Spaß bliebe uns da noch?“
    Hapford seufzte und blickte zur Seite.
    Oliver sagte gar nichts. Sie war schrecklich. Aber … er glaubte nicht, dass sie etwas dafür konnte.
    Und früher einmal war er es gewesen, der immer das Falsche gesagt hatte. Der gesprochen hatte, wenn er besser geschwiegen hätte. Der Männern wie Bradenton unverblümt mitgeteilt hatte, dass ihnen einzig wegen ihres Titels Achtung

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