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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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wollen.“
    Darauf folgte erst Schweigen, dann hielt Mrs. Bhattacharya ihren Kopf schräg und schaute Emily an. „Wirklich?“
    „Natürlich. Ich weiß nichts darüber, wie es ist, mit einem Inder verheiratet zu sein, indische Kinder großzuziehen. Wen sonst sollte ich um Rat fragen?“
    Mrs. Bhattacharya zog eine Augenbraue hoch und wandte sich zu ihrem Sohn um. „Du hast ihr geraten, dass sie das sagen soll.“
    Anjan hüstelte. „Ich schwöre, Ma, das habe ich nicht. Ich habe ihr wohl gesagt, dass du die Entscheidungen triffst, aber den Rest hat sie sich allein zusammengereimt.“
    Mrs. Bhattacharya schüttelte den Kopf, aber ihre Lippen zuckten – ein Zeichen unterdrückter Belustigung, das Emily an ihren Sohn erinnerte. „Nun, wenigstens weiß sie, wie man sich richtig verhält.“
    Anjan lächelte Emily zu, und sie ertappte sich dabei, zurückzulächeln. Sich in seinem Anblick zu verlieren …
    Seine Mutter klopfte laut auf den Tisch. „Habe ich gesagt, ihr dürft einander so anlächeln? Ich habe meinem Ehemann versprochen, es euch nicht zu leicht zu machen. Es gibt immer noch siebzehn Punkte auf meiner Liste. Wir sind noch lange nicht fertig.“
    Die Liste erstreckte sich von Fragen, was Emily darüber dachte, Familienmitglieder zu Besuch bei sich aufzunehmen, wenn sie zur Anhörung für den Beamtendienst kämen, Kinder, Religion, wieder Kinder, Emilys Anfälle und ihre Familiengeschichte, Kinder …
    „Lieben Sie ihn?“, wollte Mrs. Bhattacharya schließlich wissen.
    „Ja“, antwortete Emily. „Genau genommen …“
    „Sie brauchen mich nicht zu überzeugen“, unterbrach die andere sie. „Natürlich tun Sie das. Wer könnte das nicht tun?“
    Emily lächelte.
    Mrs. Bhattacharyas Miene änderte sich kaum „Wir werden mit Ihrer Familie sprechen müssen, um den günstigsten Zeitpunkt für die Hochzeit zu finden.“
    Emilys Lächeln wurde breiter. Anjan hatte ihr gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen, dass sie sie überzeugen könnten, wenn sie beide respektvoll wären. Aber vielleicht hatte sie ihm das nicht wirklich geglaubt.
    Dann jedoch fuhr Mrs. Bhattacharya fort: „Sie haben keine Mutter mehr. Wer ist für Sie verantwortlich?“
    „Ich habe eine Schwester.“ Emily verzog das Gesicht. „Und einen Onkel. Aber es wäre vielleicht besser, wenn … wenn …“ Sie brach ab.
    „Was sagt sie da?“, fragte Mrs. Bhattacharya ihren Sohn mit ungläubiger Miene.
    Anjan stand auf und setzte sich neben Emily. „Ma“, sagte er, „es gibt da möglicherweise ein paar Probleme mit ihrem Onkel.“
    „Probleme? Was für Probleme?“
    „Ich bin noch nicht volljährig“, sagte Emily. „Ich brauche seine Erlaubnis.“
    Anjan breitete die Hände aus.
    „Oh.“ Mrs. Bhattacharya reckte das Kinn. „Dieses Problem.“ Ihre Züge zeigten einen solch vertrauten Gesichtsausdruck. Nach einer längeren Pause zuckte sie die Achseln. „Ich werde mit ihm sprechen. Als dein Vater diese Art von Problemen mit Colonel Wainworth hatte, habe ich mich auch darum gekümmert.“
    Aber Anjan schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er ruhig. „Ich freue mich über das Angebot, Ma, aber dieses Mal, denke ich, muss ich es selbst tun.“

    J ANE STAND AM F ENSTER und schaute auf die Straße unten. Das Hotel, in das Oliver sie gebracht hatte, lag an einer ruhigen Gasse, weitab des Großstadtgedränges in der Nähe des Bahnhofs. Er hatte einen falschen Namen bei der Anmeldung angegeben. Er war mit aufs Zimmer gekommen, war aber zehn Minuten lang auf und ab gelaufen, bevor er schließlich ein paar Nachrichten verfasst und nach jemandem geläutet hatte, um sie überbringen zu lassen.
    „Mein Bruder“, hatte er statt einer Erklärung gesagt. „Und ein Bekannter, der bei der Anwaltskammer Erkundigungen einziehen wird, wo der … Anwalt deiner Schwester zu finden ist.“
    Sie fragte ihn nicht, warum er so lange nachdenken musste, bevor er sich entschied, seinen Bruder wissen zu lassen, dass er in der Stadt weilte. Oder warum er im Hotel einen falschen Namen genannt hatte. Oder warum sie hierher gekommen war, in dieses abgeschieden liegende Hotel, mehr als eine Meile von der Stadtmitte entfernt. Sie wusste es schon.
    Es war nicht, dass er sich ihrer schämte. Er wollte nur nicht, dass irgendjemand von ihrer Affäre erfuhr. Das war alles.
    Warum also störte es sie?
    Vor ein paar Minuten war der Bursche, den er geschickt hatte, um die Botschaften zu überbringen, zurückgekehrt, beladen mit einer Tasche voller Papiere:

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