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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Lippen, als fiele ihm jetzt erst wieder ein, dass sie in der Tat nach Anjan gefragt hatte. Mit seinem vollen Namen. „Ich verstehe nicht ganz“, sagte er schließlich. „Warum sollte sie das tun?“
    Anjan antwortete darauf nicht.
    „Weil ich wusste“, erwiderte Emily, „wenn ich herkäme, würde mir jemand ohne Vorurteile zuhören. Ich wusste, dass Sie mir wenigstens zuhören würden. Dass es Ihnen nicht egal wäre.“
    „Denken Sie das?“, wollte Anjan wissen, war beinahe neugierig auf ihre Antwort. „Ich habe Sie seit Monaten nicht gesehen. Sie sind praktisch wortlos verschwunden. Und sie glauben dennoch, dass Sie einfach hier herkommen können und mir verkünden, es wäre mir nicht gleichgültig?“
    Emily warf den Kopf in den Nacken. „Seien Sie nicht dumm“, sagte sie. „Ich weiß, dass dem so ist.“
    Anjan spürte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete – ein langsames, echtes Lächeln. „Gut.“
    „Ich habe Ihnen einmal gesagt, wenn unsere Ehe arrangiert wäre, würde ich mich nicht beklagen“, erklärte Emily. „Seit damals …“
    Anjan beugte sich vor, ignorierte den überraschten Laut, den Lirington machte.
    „In der schlimmsten Zeit bei meinem Onkel, nachdem meine Schwester gehen musste und ich keine Möglichkeit hatte, einen Auslass für meine Erbitterung zu finden, habe ich mir vorgestellt, es sei so. Dass ich wusste , wir würden heiraten. Dass ich das hatte, um mich darauf zu freuen, egal, was in der Zwischenzeit geschah.“
    Anjan schluckte.
    „Und dann habe ich entdeckt, dass mein Onkel mit einer Irrenanstalt korrespondierte.“ Sie schloss die Augen. „Ich durfte es nicht riskieren, länger dort zu bleiben. Und das war auf seltsame Weise befreiend. Ich konnte überall hingehen, mich für alles entscheiden, was ich wollte. Nichts war festgelegt oder im Voraus arrangiert, außer dem, was ich selbst arrangieren konnte.“
    Anjan wandte den Blick nicht von ihr. Sie lächelte ihn an, und er spürte, wie er ihr Lächeln erwiderte.
    „Daher bin ich hergekommen“, sagte sie. „Zu Ihnen.“
    Lirington schaute Emily an – sah sie wirklich an –, und dann blickte er zu Anjan. „Batty“, sagte er langsam, „ich glaube, du hast mir hier einiges vorenthalten.“
    Zu ihm gewandt verzog Emily das Gesicht und schlug mit der offenen Hand laut auf die Tischplatte.
    „Der Name“, erklärte sie mit Nachdruck, „lautet Bhattacharya. Und da es auch meiner sein wird, sollten Sie besser lernen, ihn richtig auszusprechen.“

Kapitel 26

    „M EINE S CHWESTER IST alleine geflohen“, teilte Jane Oliver mit, als er später am Abend ins Hotel zurückkehrte. „Ich weiß, wohin sie gegangen ist, und ich denke, sie ist in Sicherheit.“
    Jane lächelte ihn offen und freundlich an. Sie hatten des Anstands wegen Zimmer auf entgegengesetzten Seiten des Hotels gewählt. Kurz nachdem er von seinem Spaziergang mit Sebastian zurückgekommen war, hatte sie sich über die Flure zu ihm geschlichen und an seine Tür geklopft.
    Jetzt saß sie ohne Schuhe auf seinem Bett, das Haar gelöst, und er wollte sie nirgendwo anders haben. Er wollte, dass die Zeit stehenblieb. Er wollte sie in seinem Zimmer. Er wollte, dass sie nie ging. Und sie wusste, wo ihre Schwester war.
    Vielleicht war es die Kürze ihrer Liebesaffäre, die jeden Moment so kostbar erscheinen ließ.
    „Ich bin so froh“, sagte sie. „Jetzt müssen wir sie nur noch finden.“
    Es war leicht für Oliver, seinen Arm um sie zu legen, sie an sich zu ziehen und ihren Duft einzuatmen. Sie nicht nur für möglich zu halten, sondern für wahrscheinlich – die einzige Wahrscheinlichkeit, die er begreifen konnte.
    Er weigerte sich, ans Ende zu denken.
    Viel lieber rieb er sein Gesicht an ihrem Hals. „Ich bin froh, dass sich alles zum Guten wendet“, sagte er. „Du brauchst mich dann noch ein wenig länger. Nur um sicher zu gehen.“ Er hielt den Atem an.
    „Ja, wenn es dir nichts ausmacht.“
    Er küsste sie aufs Ohr, zog sie näher. Er wollte sie nicht loslassen. Seine Hände spielten mit ihrem Haar, und er atmete ihren Duft ein.
    „Du bist heute anhänglich“, stellte sie fest.
    „Nein, nur restlos vernarrt.“ Vernarrt und heimgesucht von einer Sorge tief in seinem Inneren. Sobald sie mit ihrer Schwester vereint war, sobald die Bedrohung durch die Vormundschaft ihres Onkels vorbei war, hätte er keinen Vorwand mehr. Er konnte das Ende schon spüren, es war so nah, dass er es förmlich riechen konnte, und er wollte sie einfach

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