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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schlechter Laune. Aber Sie werden ihn aufheitern. Glückliche Menschen sind wie kleine Sonnen.«
    Oberst Pujatkin saß hinter seinem Schreibtisch unter den Bildern von Lenin und Breschnew, hatte einen Stapel ausländischer Zeitungen vor sich liegen und sortierte sie nach den Überschriften. Von jeder Titelseite sprang Lobow der gleiche Name entgegen: Lyda. Ab und zu sah er auch seinen Namen und ein Foto von sich und Lyda. Vor dem Moskauer Heiratspalast – beim Besteigen des Autos – Schnappschuß von einem Bummel durch Moskau …
    »Sie sind wie die Hetzhunde, die Reporter«, sagte Lobow. »Sie lauern überall. Was geht die Welt unsere Hochzeit an? Bin ich mehr als Iwan oder Andreij um die Ecke?«
    »Boris Jegorowitsch, nehmen Sie Platz«, sagte Oberst Pujatkin ernst. »Sehen Sie sich diese Zeitungen an! Nicht ein gutes Wort über Sie! Massive Angriffe und Anschuldigungen. Unser Gegner hat die Offensive eingeläutet. Der CIA versorgt den Westen mit gezielten Informationen.« Er sah Lobow an. »Wie erklärt es sich, daß man weiß, welche Aufgaben Sie in Paris zu erledigen hatten? Der CIA hat eine ganze Liste über Sie veröffentlicht. Zu unserem Leidwesen stimmt sie!«
    »Ich weiß.« Lobow blickte auf die Zeitungen. »Lyda hat mit mir telefoniert. Sie glaubt nichts. Sie hält zu mir. Sie kommt wieder nach Moskau.«
    »Sie haben alles abgeleugnet?«
    »Ja.«
    »Mit Erfolg?«
    »Es scheint so. Wenn sie nach Moskau zurückkommt, habe ich gewonnen. Wir holen dann die Hochzeitsreise nach. Später wird keiner mehr darüber sprechen.«
    »An frommen Wünschen fehlt es nicht.« Oberst Pujatkin lehnte sich zurück. Er war ein Mann Mitte der Fünfzig mit einem runden Schädel, der unaufhaltsam kahl wurde. Er kämpfte dagegen mit Birkenwasser und Gesundheitsölen, aber es nutzte nichts. Jeden Tag hingen mehr Haare im Kamm. Das deprimierte ihn zutiefst, wer versteht das nicht? Doch sein Kummer wirkte sich auch auf seinen Dienst aus: War er früher von einer gefährlichen Jovialität, die über seine unbestrittene Macht hinwegtäuschte, so wurde er mit zunehmendem Haarausfall muffeliger, ungenießbarer und manchmal geradezu ekelhaft. »Der Beschuß wird andauern, Boris Jegorowitsch, man erwägt die Entmündigung.«
    »Damit kommen sie nie durch!«
    »Im Athener Ministerium für Handelsschiffahrt sitzen seit Wochen Experten über juristischen Plänen. Sie überlegen, wie man von Staats wegen einen Einfluß der Sowjetunion auf den Penopoulos-Konzern verhindern kann.«
    »Das ist nicht möglich. Lyda allein bestimmt, was geschieht!«
    »Aber es gibt den Begriff der verminderten Geschäftsfähigkeit. Der genügt, um Lyda zu entmachten. Das entscheiden nicht wir, sondern griechische Gerichte! Unter verminderter Geschäftsfähigkeit kann man zum Beispiel verstehen, daß man von Moskau aus nicht die Geschäfte führen kann.«
    »Dann ziehen wir uns zurück nach Paris oder Monaco.«
    »Welche Wonne für den CIA!« Pujatkin wippte aggressiv mit dem Stuhl. »Das ist kein Ding, das wir in offener Feldschlacht ausfechten wollen, Boris Jegorowitsch. Aber die Panne ist da! Der Gegner kennt Sie. Ob es Ihre Frau nun glaubt oder nicht! Sie sind zur Zielscheibe geworden! Ich muß Ihnen den Vorwurf machen, daß Sie in Paris nicht die unbedingt erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen beachteten. Wie kann der CIA wissen, daß Sie dreimal mit Admiral Gorschkow zusammentrafen? Sie sind beschattet worden, Boris, und haben es nicht gemerkt! Schlimmer noch: Sie setzen jetzt ein Puzzle zusammen und rechnen genau aus, welches Ereignis in der Familie Penopoulos Ihnen eine Belobigung einbrachte. Wenn der Gegner das geschickt aufbaut, ist unsere Position sehr schief. – Was sagen Sie dazu, Boris Jegorowitsch?«
    »Wir sollten abwarten und ganz still sein, Genosse Oberst!« Lobow blickte auf Lenins Bild, das über Pujatkins beginnendem Kahlkopf hing. »Die Aktion Penopoulos erstreckt sich über zwanzig Jahre. Was machen da schon zwei oder drei Jahre mehr aus? Ich brauche auch Ruhe …«
    »Ach!« Pujatkin grinste augenzwinkernd, »ist sie so anstrengend, was? Nach ein paar Tagen fallen Sie schon zusammen, Boris? Ein sportgestählter Mann wie Sie – ich hätte Ihnen mehr Ausdauer zugetraut. Wo soll das noch hinführen? Das wäre für den Westen wohl die eleganteste Lösung aller Probleme: Lyda entnervt Sie völlig, bis Sie an einem Schwächeanfall sterben. Das können Sie uns nicht antun!«
    »Ich liebe sie«, sagte Lobow.
    Pujatkin wippte nach vorn und stieß

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