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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jahreseinkommen, sowie 75 % Anteil an der Jacht ›Genia‹, an der Insel Sapharin und allen anderen Besitztümern in der Welt. Das Testament des Vaters war klar formuliert: Er legte sein Lebenswerk in die Hände seiner Tochter, nicht seiner Witwe. Der Satz, den Stavros einmal einem guten Freund sagte, stand unsichtbar über dem Testament: »Ich bin ein reicher Mann, aber Nany kann mich arm machen.«
    Es wurde noch ein ruhiger Tag, trotz aller Ängste der Familie. Beim Totenessen saßen die beiden Frauen entfernt voneinander; Nany unterhielt sich mit einigen Direktoren und den drei Fotoreportern. Sie lächelte und lachte sogar, als säße sie nicht im schwarzen Schleier in einem Trauerhaus, sondern bei einem Diner im Maxim's. Lyda hockte, von ihrer Familie wie von einem Wall umringt, auf einem Sessel, ganz vorne auf der Kante, wie absprungbereit, und trank ein Glas Champagner.
    Der Kampf war vorbei. Aber nicht der Krieg. Der begann erst in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten. Der Krieg um die Milliarden, um die Führung, um die Erhaltung des Imperiums. Wie hatte Nany Penopoulos einmal gesagt: »Von alldem verstehe ich nichts. Das ist Männersache. Ich bin eine Frau. Nur eine Frau.«
    Aber aus der Männersache wurde das Erbe einer Frau.
    Lyda Penopoulos wartete nicht ab, bis die Witwe die Tafel verließ. Sie stand auf und ging grußlos hinaus. Allein stieg sie die Treppen hinauf zu ihren Zimmern, verriegelte die Haupttür und setzte sich in ihrem Salon vor die Bildergalerie ihres Schreibschränkchens. Vom Meer wehte ein kühler Wind ins Zimmer, die Gardinen bauschten sich, es roch nach tausend Blüten, als hätten die Mauern den Duft der Kränze aufgesogen. Fotos. Aus New York, Paris, Monte Carlo, Athen, London, an Bord der ›Genia‹, die jetzt ›Lyda‹ hieß. Fotos aus allen Jahren … Stavros mit seinem Sohn Perikles und der kleinen Lyda. Stavros mit Lyda im Rolls-Royce. Stavros mit Lyda im Maxim's. Stavros in viel zu langen Schwimmhosen, aber glücklich lächelnd, mit Lyda am Strand von Sapharin – überall und immer Stavros Penopoulos. Der vergötterte Vater. Das Vorbild. Der ewig Herumreisende, Ruhelose. Geldverdienende. Die Jagd nach einem Lächeln von ihm, nach einem Kuß, nach einem Streicheln, nach ein paar Worten, die nur ihr gehörten, nach Verständnis für kleine Sorgen, Hilfe bei großen Sorgen. Liebe … Liebe … nichts als Liebe, ganz einfache Liebe … Vater, ich habe mich so danach gesehnt …
    Sie saß vor den Bildern, faltete die Hände, warf mit einer Kopfbewegung den schwarzen Schleier von ihrem Haar und legte sich weit zurück.
    Jetzt erst weinte sie.
    Ein verschlüsselte Telegramm – getarnt als ein Gedicht von Byron – von Athen, Hauptpostamt, nach Paris, an einen Monsieur René Lablanc. Entschlüsselt hieß es:
    »Meldung an Zentrale: Die Familie Penopoulos bricht auseinander. Lyda wird als Erbin die Geschäfte ohne Nany führen. Die gesamte Verantwortung wird in ihren Händen liegen. Es ist abzusehen, wann Nany entmachtet ist. Ansatzmöglichkeiten sind jetzt günstiger denn je.
    P.D. Okoschkin.«
    Von Paris flog das Telegramm mit einem anderen Textschlüssel nach Moskau. Drei Stunden nach der Aufgabe in Athen hielt Oberst Pujatkin, Leiter der Abteilung Sonderaufgaben II, die Meldung in den Händen. Die Zerstörung der Familie Penopoulos vollzog sich reibungslos. Man brauchte nicht viel nachzuhelfen. Nur ein paar Wunden schlagen; den Pfeffer streuen sie sich selbst ins Fleisch. Man brauchte nur zu beobachten und bei einigen Dingen nachzuhelfen. Und Zeit mußte man haben, viel Zeit – eine russische Spezialität.
    Oberst Pujatkin war sehr zufrieden mit Pal Diogenowitsch Okoschkin. Er rief ihn aus Athen zurück und ließ aus Paris Boris Jegorowitsch Lobow nach Moskau kommen.
    Mißmutig kam James Bulder in die US-Botschaft zurück, löste die Kette seiner Aktentasche vom Handgelenk und warf die Tasche auf den Tisch.
    »Einen Bourbon!« sagte er. »Eine ganze Flasche! Als ob ich Sand gefressen hätte …«
    Robert Hermans, Militärattache der Botschaft, griff in seinen Schreibtisch und warf Bulder eine halbgefüllte Flasche zu. Ihr folgte eine Schachtel Zigaretten. Dann die Streichhölzer. Bulder fing alles auf und ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Wie reagiert sie?« fragte Hermans.
    »Scheiße! Sie ist das hysterischste Luder, das ich kenne. Sie will nicht. Sie schreit: ›Nein, Nein, Nein!‹, hält sich die Ohren zu und läuft weg. Sie liebt diesen Russen!«
    »Sie hat schon

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