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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Handgelenk geschlagen. Er rieb sich die gebogene Römernase und kratzte sich den weißhaarigen Kopf.
    »Das sagen Sie so, weil es unverbindlich ist.«
    »Ich habe mich bereits von ihr getrennt. Wir leben nicht mehr zusammen. Genia bleibt in New York oder geht zu Freunden nach London.«
    »Um alles in der Welt – warum denn das?«
    »Ich liebe eine andere Frau. Und diese Frau liebt mich.« Stavros blickte in sein Ouzoglas. »Giuseppe, Sie sind nicht der erste, der es erfährt, sondern der letzte.«
    »Ich habe wirklich noch nichts davon gehört, Stavros. Verraten Sie mir den Namen der Dame?«
    »Ihre Frau.«
    »Wer?«
    »Irena. Schlicht: Wir lieben uns –«
    »Das ist …« Palvietti wischte sich über das Gesicht. Plötzlich begann er zu zittern, er rutschte vom Barhocker und kam mit gesenktem Kopf auf Stavros zu. »Du Lump«, sagte er mit tonloser Stimme. »Du widerlicher, kleiner, dreckiger griechischer Seeräuber! Du stinkender Pirat!«
    »Giuseppe, man sollte das in aller Ruhe durchsprechen!« rief Stavros. Er wich nicht zurück, er fühlte sich stärker als der alte Mann und um vieles jünger. »Und merken Sie sich eins: Mich können Sie beschimpfen, aber nicht mein Vaterland!«
    »Du mieser, glotzäugiger Fisch!« Giuseppe atmete heftig. »Mit meiner Frau. Mit meiner Frau …«
    »Irena ist glücklich. Glücklicher, als sie jemals bei Ihnen war. Jetzt liebe ich, hat sie zu mir gesagt. Endlich liebe ich. Und wie sie liebt! Sie ist eine Griechin … Giuseppe, nehmen Sie Vernunft an! Man kann Naturereignisse nicht unterbinden. Irena ist endlich eine liebende Frau.«
    Palvietti senkte den Kopf, zog ihn zwischen die Schultern und rannte los. Mit aller Gewalt prallte er gegen Stavros' Brustkorb und schleuderte den Griechen gegen die Salonwand. Dann wirbelte er herum, ergriff eine Flasche und hieb mit ihr auf den wankenden Stavros ein. Verzweifelt versuchte Penopoulos, aus der Reichweite des Rasenden zu flüchten, aber die Bartheke hinderte ihn daran. Eingeklemmt zwischen Wand und Tresen, wehrte er die Flaschenschläge mit den Unterarmen ab, trat auch einmal gegen Palvietti und traf ihn am Schienbein. Giuseppe stöhnte, ließ die Flasche fallen und rammte wiederum seinen Kopf gegen die Brust des Griechen.
    »Du Dreckskerl!« schrie er. »Du verfluchter Dreckskerl!«
    Endlich gelang es Stavros, um die Bar herumzuwanken und Luft zu bekommen. In seinem Brustkorb züngelte der Schmerz auf wie eine Flamme, die sich entfaltet. Kurz darauf spürte er, wie ihm das Atmen schwerfiel, wie jeder Atemzug ein höllisches Stechen in der Brust auslöste. Er preßte die Hände gegen die Rippen.
    Wieder rannte Palvietti gegen ihn an. Mit seinem ganzen Körper warf er sich auf Stavros. Der verlor das Gleichgewicht, seine Beine rutschten ihm weg, er schlug mit dem Hinterkopf auf; nur der dicke Teppich verhinderte eine Verletzung. Giuseppe kollerte über ihn hinweg, prallte mit der Stirn gegen ein Stuhlbein und verlor die Besinnung.
    Ächzend richtete sich Stavros auf, warf einen Blick auf den verkrümmt daliegenden Palvietti, zog sich an einem Tisch hoch und wankte aus dem Salon. In seinem prunkvollen Schlafzimmer setzte er sich aufs Bett, zog unter wahnsinnigen Schmerzen seine Smokingjacke und sein Hemd aus und betastete seinen Brustkorb. Er fühlte nichts, aber etwas war da drinnen gebrochen, das ahnte er. Palviettis Kopfstöße hatten ihn getroffen, als hätte ein Stier ihn auf die Hörner genommen.
    Er klingelte und ließ sich nach hinten auf das Bett sinken. »Ich bin ausgerutscht, Alexis«, sagte er, als der Diener lautlos eintrat. »Wollte noch schwimmen. Und prallte dann auf den Rand des Schwimmbeckens. Verrückt, was? Da ist doch bisher noch niemand ausgerutscht.« Er zeigte auf seine Brust. »Ich glaube, eine Rippe ist gebrochen.«
    »Mister Palvietti ist auch ausgerutscht«, sagte Alexis mit unbeweglicher Miene. »Er hat mehr Glück gehabt. Er ist unverletzt, nur ein wenig verwirrt. Ich habe ihn zu seiner Suite geleitet.«
    »Alexis, holen Sie sich morgen tausend Dollar ab.«
    »Danke, Sir.«
    Der Diener beugte sich über Stavros und betastete die Brust. Penopoulos stöhnte auf.
    »Da ist es! Genau da!«
    »Wirklich, eine gebrochene Rippe. Ich werde Sie bandagieren, Sir.« Alexis richtete sich auf. »Ich werde veranlassen, daß morgen ein rutschfester Teppich um den Pool gelegt wird.«
    Am frühen Morgen, noch ehe alle anderen Gäste wach waren, verließ Giuseppe Palvietti die Jacht ›Genia‹. Stavros schlief noch, halb

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