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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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niemanden. In Knysna fragte man nicht viel; Künstler respektieren die persönliche Freiheit, und wer selbst nicht gern gefragt wird, vermeidet es, andere auszuhorchen. Nur soviel hatte man erfahren, durch das afrikanische Dienstmädchen und den Gärtner, die im Drugstore natürlich von ihrer neuen Herrschaft erzählten: daß der Master mit Autos zu tun hatte. Und der Briefträger, der die Post von einem Omnibus abholte, der die Post wiederum von dem kleinen Flugplatz Plettenberg-Bay mitbrachte, wußte zu berichten: »Das muß ein Rennfahrer sein. Bekommt Briefe von bekannten Autofirmen. Und in seinem Wohnzimmer, ich war mal drin, hängt ein großes Poster: ein Rennwagen. Und wer sitzt hinter dem Steuer? Der neue Mieter. Jérome Marcel heißt er. Ich werd' mich mal erkundigen, ob der bekannt ist. Die Frau bei ihm? Nichts gegen zu sagen. Immer nett, immer höflich, manchmal ein wenig traurig. Liegt im Garten und blickt oft zum Felsentor. Ein ganz anderer Typ als er. Kleiner, schwarzhaarig, mit großen, dunklen Augen. Und französisch sprechen sie miteinander, ja, französisch. Ist ja klar: Jérome Marcel, das klingt ja nach Frankreich …«
    Die Zeit kroch dahin. Drei Monate sind auch im Paradies ein Vierteljahr …
    Marcel hielt sich fit, indem er im Garten arbeitete, dicke Stämme zerhackte, mit einem Holzboot bei Flut in der Bucht ruderte, bei Ebbe sogar durch das Felsentor sich wagte und auf dem freien Ozean gegen die Wellen kämpfte. Dann saß Lyda unweit auf der überdachten Veranda und wartete auf seine Wiederkehr, und wenn das Boot wieder auftauchte, lief sie an den Strand und umarmte Jérome mit einer Wildheit, als sei er der Vernichtung eben noch entronnen.
    »Ich freue mich auf Kapstadt«, sagte Marcel eines Abends. Sie saßen vor dem Kamin, hatten ein Feuer aus Zedernholz entfacht, das herrlich duftend mit blaßblauer Flamme brannte, und tranken eine Flasche des berühmten Stellenbosch-Weines. Marcel hielt sein Glas gegen die Flammen. In dem rubinroten Wein brachen sich die Feuerstrahlen wie in einem Kristall.
    Lyda saß weit zurückgerutscht in ihrem Sessel und hatte die Beine von sich gestreckt. Die knappen Shorts umspannten die festen Oberschenkel. Unter dem engen T-shirt wölbten sich ihre runden Brüste, halterlos, straff; die Spitzen drückten sich durch den dünnen Stoff.
    »Du hast mir versprochen, nie mehr Rennen zu fahren«, sagte sie langsam.
    »Das habe ich.«
    »Ich würde sterben vor Angst, das weißt du.«
    »Und ich sterbe ganz langsam, Stück für Stück, wenn ich nicht mehr in meinem Wagen sitzen kann!«
    Sie wußte es; sie wußte es seit gut drei Wochen. In den ersten Tagen nach der Flucht, die sie in einem Hotelzimmer in einer Vorstadt von Zürich verbracht hatten, nachdem sie unter falschem Namen mit der ersten Morgenmaschine von Nizza in die Schweiz geflogen waren, hatten sie zahlreiche Telefongespräche in alle Welt geführt. Am fünften Tag endlich gelang es Jérome, seinen Freund in Kapstadt zu erreichen.
    »Mensch, was führst du mir da vor?« rief der Architekt. »Das ist ja eine ganz neue Masche von dir! Hast du diese Art von Publicity nötig? Fährst du in letzter Zeit so miserabel, daß du deinen Ruf mit einer Lyda Penopoulos aufmotzen mußt?! Junge, laß die Hände von dem Goldkäfer! Der bringt dir nur Unglück. Wo steckst du denn jetzt? Ist sie noch bei dir?«
    »Ich brauche dich«, sagte Marcel. Seine bittende Stimme war drüben in Südafrika deutlich zu hören. Noch keiner hatte Jérome Marcel jemals um Hilfe betteln gehört. »Versprich mir, daß du den Mund hältst!«
    »Wie eine Jungfrau ihre Unschuld.«
    »Das ist schon mies!«
    »Gott sei Dank, wieder der alte Jérome!«
    »Ich möchte dein Haus in Knysna mieten, Jack …«
    »Mit ihr, der Millionenschleuder?«
    »Ich liebe sie.«
    »Jérome, hast du zuviel Abgasdämpfe eingeatmet?«
    »Ich erkläre es dir später. Jetzt nur eins: Können wir nach Knysna?«
    »Natürlich. Immer. Aber warum gerade Knysna?«
    »Kennt den Ort jemand in Europa?«
    »Wohl kaum! Dem Himmel sei Dank! Sonst machen eure Reisemanager aus diesem Paradies noch ein Feriensilo!«
    »Wir wollen uns dort eine Weile verkriechen, Jack. Man soll sich daran gewöhnen, daß wir zusammengehören. Wenn wir wieder auftauchen, sieht die Welt ganz anders aus.«
    »Aber nicht schöner.« Der Freund in Kapstadt räusperte sich. »Wann wollt ihr kommen?«
    »Sofort. Wir reisen als Ehepaar Smith.«
    »Sehr originell! Viel Fantasie hast du nie gehabt. Wie ist das

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