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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sieh an, der Jérome Marcel! Verschrottet seine Rennwagen. Gibt die Lizenz zurück. Lehnt sich zurück in seinem dicken Clubsessel und ist nur noch der Mann von Lyda Penopoulos! Was will er auch mehr? Soviel Geld hat die – man kann nicht einmal die Zinsen verfressen! – Lyda, das ist das Schlimmste, was man mir nachsagen könnte!« Er stand auf, hob sie vom Boden hoch und zog sie an sich. »Was bin ich denn? Was habe ich gelernt? Was kann ich? Autofahren – das kann ich! Vorher war ich Mechaniker, bis mir einer einen Sportwagen lieh, mit dem ich dann ein Bergrennen gewann. Vielleicht war's nur Glück. Aber auf einmal kümmerte man sich um mich. Dann hab' ich mich hochgedient in den Rennställen. Erst Markenrennen, dann Formel III, dann einige Rallyes, bis ich endlich in einem Formel-I-Wagen saß und Zweiter wurde! Ein Bombeneinstand. Aber nur, weil dem Favoriten das Getriebe um die Ohren flog. Doch darüber spricht keiner. Ich war Zweiter, bekam von der nächsten Saison an einen besseren Wagen und wurde Vierter in der Gesamtwertung. Weißt du, was das heißt? Angebote der großen Firmen, Reklame zu fahren. Werbe-Filme, Werbe-Plakate, mein Bild auf Verpackungen, Inseraten. Das Rennen der Sponsoren um meinen Namen begann, und das Geld rauschte nur so in die Kasse! Dann vor zwei Jahren viermal Erster … in Zandvoort, in Japan, Johannesburg und Indianapolis. Bis zum Weltmeister trennten mich nur noch zwei Punkte. Da kam das Unglück auf dem Nürburgring. Mein Wagen krachte gegen die Leitplanke, weil mich einer wie ein Irrer überholte und schnitt. Glück hatte ich! Ich sauste in ein Gebirge aus Strohballen – überschlug mich nicht, brannte nicht! Aber das Rennen war für mich aus! Doch von diesem Tag an konnte ich sagen: Ich bin Millionär! Vom Schmiermaxe, wie man mich nannte, als ich noch an den Boxen stand, zum Idol der Jugend! Aber ebenso schnell, wie du in unserem Beruf oben sein kannst, fällst du auch in den Abgrund. Das ist wie im Show-Geschäft: Eine Saison keinen Sieg oder keinen Song – und du bist vergessen. Weg vom Fenster. Bei uns bekommst du dann vom Rennstall die Wagen, die immer nur zu Bruch gehen, bis man dir sagt: Junge, da läuft nichts mehr. Du kannst ja noch in der Tourenwagenklasse mitfahren … Und kein Sponsor steckt dir mehr für Reklame die Hunderttausender in die Tasche!« Er atmete tief durch und drückte Lyda fest an sich. »Puh, soviel habe ich noch nie geredet. Aber jetzt weißt du, wie das mit uns Rennfahrern ist.«
    »Ich liebe dich –«, stammelte sie und küßte seine Brust. »Ich liebe dich. Alles andere ist unwichtig. Ich liebe dich.«
    »Ich könnte eine Autovertretung übernehmen. Mit dem Geld, das ich zur Seite gelegt habe, könnte ich mir einen schönen Laden und eine modern eingerichtete Werkstatt leisten. Eine Reihe Kollegen lebt so in das Alter hinein. Aber du?! Eine Lyda Penopoulos als Frau eines Autovertreters?«
    »Ich werde dann Lyda Marcel heißen, und keiner kennt mich mehr!«
    »Und wenn der Laden schlecht geht, wird man heimlich in Monte Carlo anrufen. Und siehe da, schon rollen die Aufträge. Alle Angestellten der Penopoulos-Linie fahren nur noch meine Automarke! Entwicklungshilfe nennen das die Politiker. Und wieder wird es heißen: Dieser Marcel! Ohne seine Frau Lyda läge er längst auf der Schnauze. Aber wenn alle Penopoulos-Männer nur die Marke P IPAPO fahren … da hat er gut lachen! Nach 30.000 Kilometern werden die Wagen ausgewechselt gegen neue. Der Kerl braucht nur noch die Formulare auszufüllen!«
    »Du hast Komplexe, Jérome«, sagte sie und streichelte sein Gesicht. »Mein Gott, das sehe ich erst jetzt. Du hast Komplexe … Warum können wir nicht leben wie Millionen anderer Menschen?«
    »Weil du eine Penopoulos bist.«
    »Zum Teufel! Soll ich denn an meinem Namen zugrunde gehen?« Sie schrie plötzlich und ballte die Fäuste. »Ist es ein Fluch, reich zu sein? Haben wir kein Recht auf Glück? Keinen Anspruch auf Ruhe und Liebe und Geborgenheit – nur weil wir erfolgreich sind? Ich will eine Frau sein, Jérome, nichts als eine Frau, deine Frau! Und Kinder will ich haben – ist das so unnatürlich? Und ich will den Mann heiraten, den ich liebe, ganz gleich, woher er kommt, wer er ist, was man über ihn denkt …«
    »Und genau das kann sich eben eine Lyda Penopoulos nicht leisten!« sagte Marcel steif. »Oder willst du später an der Kasse sitzen und die Werkstattrechnungen buchen?«
    »Warum nicht? Bin ich zu schade dazu? Nur weil ich

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