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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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trennen! Nie! Sie ist so schön und sanft wie Mutter …«
    »Also doch pervers!« schrie der alte Stavros. »Liegt mit einem Weib im Bett und träumt, es sei seine Mutter! Man sollte dir das Hirn ausschlagen und durch ein neues ersetzen! Das ist mein Sohn! Mein Erbe! Ich werde noch verrückt!«
    Aber Stavros hatte keine Anlagen, verrückt zu werden. Drei Tage später lud er Gloria nach Sapharin ein und beobachtete sie hinter Büschen, wie sie nackt in der felsigen Badebucht schwamm und wie eine herrliche Nymphe in der Sonne lag. Bald begann er seinen Sohn zu beneiden, wenn er sah, wie zärtlich die beiden zueinander waren, und nach einigen Tagen knurrte er: »Von mir aus, Perikles, behalte sie! Aber keine Heirat!«
    »Eines Tages doch, Papa!«
    »Ich will Enkelkinder!«
    »Gloria ist nicht zu alt dazu. Sie ist erst fünfunddreißig.«
    »Dann wird es Zeit. Mit fünfunddreißig beginnt man bereits die Jahre zu zählen!« –
    Chefpilot Luciano übernahm jetzt das Flugzeug. Er zog die Cessna noch etwas höher und blickte auf die Flugkarte. Die Richtung stimmte. Sie flogen auf geradem Weg nach Sapharin.
    »Nicht um Gloria ging es«, sagte Perikles. »Das hat er jetzt begriffen. Es geht um einen Düsen-Jet. Ich möchte einen Jet haben und fliegen. Wir besitzen vier Firmen-Jets, aber damit werden nur die Direktoren transportiert, und nur die angestellten Piloten dürfen ins Cockpit. Mein Vater ist strikt dagegen, daß ich einen Jet fliege. Aber ich kämpfe weiter …«
    Ein Rütteln ging durch das Flugzeug, nur ganz kurz, so als habe es plötzlich einen Schüttelfrost bekommen. Dann flog es wieder ruhig. Luciano überprüfte die Instrumente. Alles in Ordnung.
    »Was war das denn?« fragte Perikles leichthin.
    »Unklar. Vielleicht eine Windböe.«
    »So kurz? Turbulenzen dauern doch länger?«
    »In dieser Höhe ist alles möglich. Wenn ein Kaltluftkeil mit der Warmluft, die vom Meer aufsteigt, zusammenstößt, dann kann es einen Ruck geben, wenn wir gerade in diesem Augenblick durchfliegen. Wie ist die Wetterlage über Sapharin?«
    »Ich frage an.« Perikles stellte den Bordfunk ein. Es rauschte im Kopfhörer, aber es gab keine Verbindung. Verblüfft starrte Perikles auf die Skala. Die Frequenz stimmte. Die Welle des Flugsprechverkehrs war konstant eingestellt.
    »Hallo!« rief Perikles. »Hallo, was ist los? Hier XN 145, Flug 57 nach Sapharin. Hellinikon, warum melden Sie sich nicht?! Verdammt, was soll das denn?!«
    Luciano, der mithörte, sah Perikles sprachlos an. Er beugte sich vor, drehte an ein paar Knöpfen des Funkgerätes, klopfte gegen den Kasten … das Rauschen wurde nur noch stärker. Dann zuckten sie beide zusammen. Stille war um sie, kein Ton, kein Knattern mehr. Das Funkgerät schwieg.
    »O Mist!« sagte Luciano und starrte den Kopfhörer an. »Da haben wir 'ne Panne. Mit der Elektrik stimmt was nicht! Da, sehen Sie mal … der Kompaß, der Horizontanzeiger … danach müßten wir auf dem Rücken fliegen … Verdammte Scheiße … der Kursgeber spielt verrückt.«
    Perikles hatte es auch gesehen. Die wichtigsten Instrumente fielen aus! Eine Orientierung war nicht mehr möglich, keine Navigation, keine Kurskorrektur. Man flog irgendwohin, und keiner konnte mehr sagen, wo man sich befand. Um sie herum waren nur Himmel und Meer, unendliche Bläue, schimmernde Weite.
    Perikles biß die Zähne zusammen. Luciano sah ihn an. Jetzt ist er wie der Alte, dachte er. Ruhig, konzentriert, im Kampf mit dem Schicksal. Was blieb ihm auch anderes übrig! Nacheinander fielen sämtliche Instrumente aus. Es gab keine einzige Anzeige mehr. Keine Höhen, keine Fluggeschwindigkeit, keinen Benzinverbrauch, keine Schmierkontrolle, kein Radar … nichts mehr. Sie flogen eine Maschine, die nur aus Flügeln, einer kleinen Kabine und zwei Motoren bestand und die jetzt orientierungslos irgendwo über dem Mittelmeer kurvte. Es war nicht einmal mehr festzustellen, ob man geradeaus flog oder in einem weiten Bogen. Ein verfluchtes Gefühl! Perikles umklammerte den Steuerknüppel und nahm etwas Gas weg.
    »Wir haben Benzin genug …«, sagte er heiser. »Irgendwo erreichen wir Land, und da gehe ich runter! Es wird einen kleinen Bruch geben, Battista … Aber wie ist so etwas möglich?«
    »Völlig rätselhaft. Die Maschine ist genau durchgecheckt worden. Und auf Karel Cipek kann ich mich verlassen.«
    »Auf den Monteur?«
    »Ein sehr guter Mann. Seit vier Monaten bei uns. Beste Zeugnisse. War früher bei der Deutschen Lufthansa

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