Die Erbin
Instrumentes bis zum Absturz war für die Experten alles eine logische Entwicklung.
»Schwachköpfe!« rief der alte Stavros, als man ihm die Berichte vorlegte. »Alles akademische Hohlköpfe! Das kann man nicht mit Technik und Physik erklären. Mord bleibt Mord! Die Elektrik wurde ausgeschaltet. Natürlich versagt dann die ganze Technik! Warum verwechselt man Ursache und Wirkung?« Und dann sagte er, wieder ganz der griechische Fischerjunge: »Ich kann auch nur scheißen, wenn ich was gegessen habe!«
Nach dem Abschlußbericht der Untersuchungskommission erhöhte Stavros die Belohnung auf zehn Millionen Dollar.
Zehn Millionen Dollar für die Ergreifung eines Mörders.
Das war der höchste Preis, der je für eine Menschenjagd ausgesetzt wurde.
Auch Oberst Pujatkin im KGB-Haus von Moskau fand das.
»Diese Kapitalisten!« sagte er grollend. »Wie die mit dem Geld herumwerfen …«
Nach drei Monaten war Battista Luciano soweit zurechtgeflickt, daß man ihn aus der Klinik entlassen konnte. Er humpelte zwar noch am Stock, seine linke Hand war gelähmt, er würde nie wieder Pilot sein können, aber Stavros Penopoulos hatte ihm eine lebenslängliche Rente ausgesetzt. Mit ihr konnte Luciano ruhig seine Tage verbringen und hatte Zeit genug, über alles nachzudenken.
Sein Apartment lag im zehnten Stock eines modernen Hochhauses an der Peripherie von Athen, war mit Antiquitäten ausgestattet, die Luciano so liebte, und hatte einen großen Balkon, von dem man weit über Athen und die Akropolis blicken konnte. Hier saß Battista oft, trank süßen Wein, rauchte eine orientalische Zigarette und studierte immer wieder die Berichte der Untersuchungskommission. Hinzu kam sein eigenes Erleben, und je länger er grübelte, um so mehr neigte er zu der Ansicht, daß Stavros recht haben könnte. Es sah nach Sabotage aus. Sabotage mit dem Ziel, Perikles, den Erben des Reeder-Imperiums, zu töten. Also Mord. Genau, wie es der alte Penopoulos behauptete.
Nur – wer hatte ein Interesse daran, den alten Stavros so tief zu treffen? Wer ermordete seinen Sohn, um den Alten bis ins Mark zu zerstören?
Sein größter Konkurrent war Pavlos Heraklion, der auch Stavros' erste Frau Genia geheiratet hatte und ihn schon damit demütigen wollte. War Heraklion zu einem Mord fähig? Wie konnte man das beweisen!? Oder spielten andere Kräfte eine Rolle?
Zehn Millionen Dollar Belohnung!
Battista Luciano ließ das keine Ruhe. Er wußte, daß es keine Beweise geben würde, denn das Flugzeug war auf der Wasseroberfläche so zerplatzt, daß alle Untersuchungen technischer Art sinnlos waren. Nur Vermutungen halfen weiter. Aber Vermutungen liefen sich tot in der Beweisnot. Etwas anderes wäre es, wenn der unsichtbare Gegner nervös würde und einen verräterischen Fehler beginge.
Luciano entschloß sich, einen Versuchsballon steigen zu lassen.
Er gab ein Fernsehinterview.
Der Überlebende sprach zu Millionen. Und zum erstenmal, wenn auch nur beiläufig, wurde der Name Karel Cipek erwähnt. Bisher war er nur der Kommission bekannt gewesen, und die hatte wenig Wert auf den Monteur gelegt. Sein Werkstattbericht lag vor, ebenso die Meßdaten des Durchcheckens. Daraus ging klar hervor: Die Maschine war beim Start einwandfrei. Das bestätigten auch die Luftlotsen im Tower; die Cessna war elegant wie immer aufgestiegen.
Jetzt aber, im Fernsehinterview, verlangte Luciano plötzlich, man solle diesen Monteur doch noch einmal befragen. Warum war er so schnell verschwunden? Eine Kündigung, ein Brief von ihm, lag korrekt beim Penopoulos-Konzern, aber Cipek hatte die Bestätigung gar nicht abgewartet, sondern war verzogen.
Wohin? – Das war unbekannt. Bekannte behaupteten, als Luciano sie ausfragte: Er wollte nach Rhodos zur Erholung. Der Unfall hat ihm einen Schock versetzt. Er war mit den Nerven am Ende. Er konnte kein Flugzeug mehr sehen, deshalb war er auch mit dem Schiff nach Rhodos gefahren.
Doch auf den Passagierlisten aller Schiffe, die in diesen Tagen von Piräus nach Rhodos ausgelaufen waren, stand kein Karel Cipek.
Das Interview hatte nur mäßige Resonanz. In Griechenland hatte man sich daran gewöhnt, daß sich die wildesten Gerüchte um den Tod des Perikles Penopoulos rankten. Stavros' Mordtheorie, mit zehn Millionen Dollar untermauert, war allen gegenwärtig. Nun ließ sich der Chefpilot interviewen. Nur Sensationsmache. Nebenverdienst eines Mannes, der nicht mehr fliegen kann. Nicht ernst zu nehmen.
In Moskau dachte man darüber, wie
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