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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Karten auf und stellte den Tisch wieder auf die Beine.
    Im Haus hörte man Stavros brüllen. Athen meldete, daß Suchflugzeuge der Luftabwehr unterwegs seien. Von Perikles und Luciano noch keine Spur. Die Cessna war über dem Mittelmeer einfach verschwunden.
    Im Hangar VIII saß Karel Cipek am Telefon und sprach mit der Flugleitung. Er war ganz ruhig – fast traurig war seine Stimme.
    »Nicht?« fragte er zum vierzehntenmal in zwei Stunden. »Noch immer nichts? Das ist ja furchtbar. Das ist eine Katastrophe. Sie suchen? Keine Spuren bisher? Einfach weg? Mein Gott …«
    Eine Stunde später packte Karel Cipek, der eigentlich Pal Diogenowitsch Okoschkin hieß, seinen Koffer und verließ Athen mit einem Linienflugzeug nach Paris. Er nannte sich Jean Partou und war lebhaft wie alle Südfranzosen.
    Man fand ein paar armselige Flugzeugtrümmer, in einer Öllache treibend, am zweiten Tag nach dem Unglück. Die Absturzstelle war 170 km von der eigentlichen Flugroute entfernt, und keiner konnte sich erklären, wie sich so erfahrene Piloten wie Perikles und vor allem Battista Luciano derart verfliegen konnten.
    Von einem Flugboot aus fischte man die Trümmer aus dem Meer und suchte weiter. Am dritten Tag fand man Battista Luciano. Er schaukelte in einer kleinen Rettungsinsel auf der Weite des Meeres. Ganz in seiner Nähe trieb, in seiner Schwimmweste hängend, Perikles Penopoulos. Während Luciano noch schwache Lebenszeichen von sich gab und sofort in eine Spezialklinik nach Athen gebracht wurde, stellte der mitgeflogene Militärarzt bei Perikles den Tod fest. Tod durch zahllose Knochenbrüche und innere Verletzungen. Die Obduktion ergab später, daß Perikles Penopoulos innerlich verblutet war. Ein Milzriß. Außerdem hatten zwei zersplitterte Rippen die Lunge wie mit Dolchen durchstoßen.
    Stavros Penopoulos fuhr nicht nach Athen, um seinen Sohn zu sehen. Er ließ ihn mit einem schwarz ausgeschlagenen Flugzeug nach Sapharin bringen. Dort schloß er sich mit seinem geliebten Sohn in der Hauskapelle ein und las die ersten Aussagen von Battista Luciano, den die Ärzte – so hofften sie – retten konnten.
    Was in diesen Stunden der alte Stavros zu seinem toten Sohn sagte, welchen herzzerreißenden Monolog er sprach, was er dem Toten anvertraute – keiner hat es je erfahren. Aber als Stavros endlich die Kapelle verließ und wieder in sein Haus zurückkehrte, wo die Familie auf ihn wartete, Nany in einem enganliegenden schwarzen Kleid von Dior und Perikles' Geliebte Gloria Arm in Arm mit Lyda, beide sich gegenseitig stützend, sah jeder, daß Stavros Penopoulos ein anderer Mensch geworden war. Sein Gesicht war eingefallen, unter den Augen hingen schwere Tränensäcke. Er ging nicht mehr federnd, er schlurfte, als trage er Blei an den Gelenken. Mit Perikles hatte er einen großen Teil seiner Lebenskraft verloren, das war unverkennbar.
    Aber als er sprach, war seine Stimme hart und fest wie immer. Er hob die Meldungen aus Athen empor und sah sich um. Sein Blick fiel auf Kostas Portales, auf den großen Vertrauten, den Mitkämpfer der ersten Stunden.
    »Kostas!« sagte Stavros laut. »An alle Zeitungen der Welt: Ich setze eine Million Dollar aus für den, der mir den Täter nennt oder einen Hinweis gibt. Perikles ist nicht verunglückt. Er ist ermordet worden.«
    »Wie kannst du so etwas sagen …?« stammelte Portales.
    »Hier steht es!« schrie Penopoulos.
    »Beruhige dich, Stavros. Ein Unglück! Technische Fehler …«
    »Es war Mord!« schrie Stavros. »Ganz einfach Mord … Um mich zu treffen! Mich wollte man vernichten! Perikles war nur das Werkzeug! Aber ich stehe, und ich werde stehen! Jetzt erst recht! – Eine Million Dollar für einen brauchbaren Hinweis! Und wenn es sein muß: mein ganzes Vermögen. Ich will den Mörder meines Sohnes haben!«
    Die besten Experten untersuchten die Flugzeugtrümmer und bemühten sich, den Vorfall zu rekonstruieren. Aber Lucianos Aussagen enthielten die wichtigsten Anhaltspunkte. Aus ihnen ergab sich nichts, was auf Mord hätte schließen lassen. Alles sprach einwandfrei für eine tragische Verkettung verschiedener technischer Pannen, deren Ursache man aber – und das war der wunde Punkt – nicht erklären konnte. Doch bei Flugzeugen ist das oft so: Ein technischer Fehler zieht wie eine Kettenreaktion andere Fehler nach sich, bis es zur Katastrophe kommt, weil man die Pannen nicht mehr beherrschen kann. So war es auch bei Perikles' Maschine gewesen: Vom ersten Versagen eines

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