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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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hereinführen?«
    »Bitte.«
    Er stand auf und schob seine Krawatte zurecht. Mit einer Hand strich er sich über das Haar, als er um den Schreibtisch herumkam.
    Jenny trat beiseite, um eine dunkelhaarige Frau hereinzulassen, die einen kleinen Jungen an der Hand hielt. Deon ging ihr lächelnd entgegen. Ihr Gesicht war ihm fremd und doch so vertraut. Aber es war das Gesicht des Kindes, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Er erkannte die Anzeichen sofort: Die schräggeschnittenen Augen, das spärliche Haar, der flache Kopf, der etwas zu klein war, die Zunge, die zu dick für den Mund schien. Das Kind war mongoloid.
    Deon zwang sich, so zu tun, als habe er nichts bemerkt. »Trish?« fragte er warm. »Ich freue mich ja so, dich wieder zu sehen. Bitte nimm doch Platz.«
    Er rückte einen Stuhl für das Kind zurecht, das ihn ausdruckslos aus runden Augen anglotzte. Trish hob den kleinen Jungen geschwind auf und setzte ihn hin. Er starrte Deon unverwandt an.
    Deon ging zu seinem Sessel zurück, dankbar für die Schranke, die der Schreibtisch zwischen ihnen aufrichtete. »Das war ja eine tolle Überraschung, als du anriefst.«
    Trish sah ihn mit diesem ernsten, direkten Blick an, der ihm alles Vergangene schmerzlich in Erinnerung rief.
    »Es war sehr nett von dir, dich so kurzfristig für uns frei zu machen.«
    »Aber das ist doch das wenigste, was ich tun kann.« Sofort bereute er seine Worte, aber sie schien sie gar nicht gehört zu haben. Sie sah das Kind an.
    »Das ist Giovanni«, sagte sie, »mein Sohn.«
    Lieber Himmel! Arme Trish.
    Ohne zu zögern, fuhr sie fort: »Wie du siehst, ist er mongoloid. Aber er hat außerdem noch einen Herzfehler, und deshalb komme ich zu dir.«
    Deon sah sich das Kind genauer an. Tatsächlich, seine Lippen und Fingerspitzen waren bläulich. Er ärgerte sich, daß er das nicht gleich gemerkt hatte.
    Trish sah ihn erwartungsvoll an. Er nahm Zuflucht bei dem Brieföffner.
    »Kannst du Giovanni helfen?«
    Deon hüstelte hinter vorgehaltener Hand. »Nun, wir werden sehen«, wich er aus. »Ist er denn untersucht worden? Ich meine, haben andere Ärzte seinen Zustand festgestellt?«
    »O ja. In Italien hat man alle möglichen Tests gemacht.«
    »Italien?«
    »Ja, da lebe ich jetzt, in der Nähe von Neapel.«
    »Ich dachte, in Spanien!«
    »In Spanien war ich, bevor ich nach Italien ging.«
    »Und dein Mann? Ist er auch hier?«
    »Er ist tot«, sagte sie trocken.
    Er setzte eine bestürzte Miene auf und suchte krampfhaft nach den üblichen mitfühlenden Phrasen, aber sie schnitt ihm mit einer knappen Handbewegung das Wort ab.
    »Mir liegt jetzt nur daran, zu wissen, ob du etwas für Giovanni tun kannst.«
    »Nun mal nicht so eilig. Was haben die italienischen Ärzte dir gesagt?«
    »Er hätte eine Fallot-Tetralogie.«
    »Aha. Ja, das ist gut möglich. Das ist nicht ungewöhnlich bei Kindern mit Down-Syndrom.«
    »Das wurde mir dort auch gesagt.«
    »Trish. Warum hast du Giovanni hierher gebracht? Es gibt in Europa ganz ausgezeichnete Herzkliniken.«
    »Als er noch kleiner war, wollten sie ihn deswegen nicht operieren, und jetzt sagen sie mir, daß er niemals normal wird und es besser wäre, ihn sterben zu lassen. Also habe ich ihn zu dir gebracht.«
    Sie sah ihn offen an. Er verstand, was sie meinte, und trotz seiner bedrängten Lage war er beinahe belustigt. Das war wieder typisch Trish. Bei ihr wirkte selbst Erpressung noch vernünftig und ehrenhaft.
    Während sie sprach, kletterte Giovanni von seinem Stuhl und lief tollpatschig zu der Maske, die hinter Deon an der Wand hing. Er faßte sie vorsichtig an und drehte sich mit einem Ausdruck seligen Entzückens nach Trish um.
    »Giovanni«, warnte sie ihn leise.
    Der Junge zog sofort die Hand zurück, lächelte sie aber weiter an.
    »Lass nur«, sagte Deon beschwichtigend, »da kann nichts passieren.«
    Sie wandte sich ihm wieder zu. »Du wirst ihn doch operieren?«
    »Wir werden sehen«, wiederholte er. Er war völlig ratlos. So eine Entscheidung war nie leicht, wieviel weniger in diesem Fall! Er hatte sie einmal geliebt und im Stich gelassen. Konnte er sie ein zweites Mal enttäuschen? Ihr beider Kind, das zu vernichten er sie gezwungen hatte – wäre es normal gewesen? Höchstwahrscheinlich.
    »Hast du die Untersuchungsergebnisse mitgebracht? Röntgenaufnahmen, EKG usw.?«
    »Nein, das habe ich nicht.« Sie sah ihn ängstlich an.
    »Nicht so schlimm. Wir müssen das sowieso wiederholen.«
    Er drückte auf einen Knopf der Sprechanlage. Jenny

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