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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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Augen, blinzelte ins grelle Licht der Operationslampe und zeigte alle normalen Reaktionen.
    Sobald er sicher war, daß die Operation ein Erfolg war, machte sich Deon auf zu Snymans Büro. Er hatte Mühe, nicht in Laufschritt zu verfallen. Snymans Sekretärin versuchte ihn mit ihrem üblichen Getue abzuwimmeln, aber nach einigem Hin und Her gelang es ihm, in das Heiligtum des alten Herrn vorzudringen. Snyman blickte ihm ein wenig frostig über den Brillenrand entgegen.
    »Wozu dieser Wirbel?« näselte er.
    Miss Arensen stand hinter Deon und gab missbilligende Laute von sich, aber Deon schenkte ihr keine Beachtung.
    »Herr Professor, können Sie mir zehn Minuten Ihrer Zeit widmen? Ich möchte Ihnen etwas im Tierlabor zeigen.«
    »Was ist es?«
    »Ein Versuch. Ein neuer Test. Ich glaube, daß es Sie interessieren wird.«
    Snyman erhob sich und nahm den weißen Kittel vom Haken, ohne den er keinen Schritt aus dem Büro tat. Miß Arensen flatterte wie eine aufgeregte Henne um ihn herum, aber er brachte sie mit einer abwehrenden Geste zur Ruhe.
    »Kommen Sie!« wandte er sich zu Deon.
    Als er den Hund mit den beiden Köpfen sah, spiegelte sein Gesicht eine Mischung von Furcht und Grauen. Deon zeigte ihm, wie der aufgesetzte Kopf auf Stimuli reagierte und erklärte, wie er die beiden Kreisläufe verbunden hatte. Snyman hörte schweigend zu, ohne den Blick von dem Hund zu wenden, der noch angeschnallt auf dem Tisch lag.
    Als Deon mit seinen Erläuterungen fertig war, sagte Snyman: »Wissen Sie, was Sie da geschaffen haben? Ein Ungeheuer!« Er drehte sich auf dem Absatz herum und verließ das Labor.
    Ein paar Tage später, als sie sich zufällig auf dem Gang trafen, fragte Snyman scheinbar beiläufig: »Was ist eigentlich aus Ihrem zweiköpfigen Hund geworden?«
    »Ach, nichts, wir haben ihm den Kopf wieder abgenommen. Sie hatten recht, es sah wirklich ein bißchen gruselig aus. Außerdem war nichts damit bewiesen.«
    Professor Snyman nahm die Brille ab und putzte sie mit einem makellos weißen Taschentuch. »Das will ich nicht sagen. Sie haben damit bewiesen, daß ein so empfindliches Organ wie das Gehirn während einer Verpflanzung nicht zu Schaden kommt. Versuchen Sie es doch noch einmal! Aber – mit den Schnauzen nach vorn. Das sieht besser aus.« Mit einem Nicken ging er weiter, drehte sich aber noch einmal um, als sei ihm nachträglich etwas eingefallen. »Sagen Sie mir aber Bescheid, wenn Sie soweit sind, ja? Dann komme ich rüber und helfe Ihnen.«
    Drei Tage später wiederholte Deon das Experiment, verband aber diesmal die Arterien so, daß der neue Kopf nach vorn zeigte. Professor Snyman hatte anfangs als erster Assistent fungiert, dann aber fast unmerklich die Führung übernommen. Deon ließ ihn mit einem resignierten Grinsen gewähren. Der alte Knabe konnte eben nicht die zweite Geige spielen, und es hatte keinen Sinn, ihn zu verärgern. Sie nähten den Kopf fest und warteten ungeduldig, bis das zurückgepumpte Blut das unterkühlte Gehirn erwärmte. Wie beim ersten Mal kamen beide Köpfe zum Leben, sobald die Narkose abgeklungen war. Snyman war fast außer sich vor Aufregung.
    »Fotos!« rief er. »Das müssen wir fotografieren! Sagen Sie dem Krankenhausfotografen Bescheid! Und eine Filmkamera soll er auch mitbringen. Daraus machen wir einen Film!«
    Der Hund erholte sich schnell von der Narkose. Robby hob ihn vom Tisch, und er lief unsicher über den Fußboden. Er war noch ein bißchen wackelig auf den Beinen. Jemand brachte eine Untertasse mit Milch aus dem Kaffeeraum. Beide Köpfe schleckten sie auf.
    »Knipsen Sie das!« befahl Professor Snyman dem Fotografen. Er schlug Deon auf die Schulter und lachte vor Vergnügen. »Das ist 'n Ding, was? Junge, Junge! Haben Sie noch die Notizen von der ersten Operation?«
    »Ja.«
    »Die reichen Sie mir bitte demnächst ein. Ich möchte sie mir gern mal ansehen.«
    Am Ende der Woche ließ der Professor Deon zu sich ins Büro rufen. Er schien nervös zu sein und schob fortwährend die Gegenstände auf seinem Schreibtisch hin und her, den Kalender, den Federhalter, das Diktiergerät, den Löscher.
    »Der zweiköpfige Hund – lebt er noch?«
    »Ja, Herr Professor. Wir haben weitere Versuche mit ihm gemacht. Die Gehirn- und Schädelfunktionen scheinen völlig normal zu sein.«
    »Aha. Schön.« Snyman schob den Löscher von rechts nach links. »Leider hat die Presse Wind von dieser Geschichte bekommen. Den ganzen Morgen haben die Reporter mich belästigt. Sogar aus New

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