Die Erbsünde
York kam ein Anruf.«
»Verflixt.« Deon überlegte schnell. »Die werden natürlich versuchen, Fotos zu ergattern. Wir müssen den Hund einsperren und bewachen. Ich sage den Laborgehilfen Bescheid, daß sie niemanden mit einer Kamera in seine Nähe lassen.«
»Ja.«
Jetzt war die goldgerahmte Fotografie seiner hageren Gattin an der Reihe; sie wurde nach rechts gerückt, dann nach links. »Ich glaube, wir müssen ihnen die Geschichte geben«, sagte Snyman endlich.
Deon sah ihn zweifelnd an. »Halten Sie das denn für klug, Herr Professor? Das könnte sehr falsch aufgenommen werden.«
Snyman brachte ihn mit einer gebieterischen Geste zum Schweigen. »Ich habe es mir gut überlegt. Besser die ganze Geschichte, so wie sie wirklich ist, als irgendwelche sensationell aufgemachten Gerüchte.«
»Da ist was Wahres dran.«
»Das ist immer die beste Haltung der Presse gegenüber.«
Der alte Herr stellte das Foto entschieden im rechten Winkel zum Löscher. Listig spähte er Deon über die Brillenränder an. »Ich habe eine Pressekonferenz für heute Nachmittag einberufen. Um drei Uhr hier in meinem Büro. Natürlich sollen Sie auch mit dabei sein«, fügte er mit einem nervösen Kichern hinzu. »Aber um die Reporter kümmere ich mich besser selbst, glaube ich. Ich habe einige Erfahrung darin, wissen Sie.«
»Natürlich.« Deon ertappte sich dabei, daß er sich argwöhnisch fragte, wie die Geschichte tatsächlich zur Presse durchgesickert war. »Also um drei.«
Am Nachmittag gab Snyman sich gelöst und mitteilsam, scherzte mit den Reportern, lächelte in die Blitzlichter, nahm willig diese und jene Pose ein. Bei der Ansprache war seine Stimme wieder würdevoll, und er nickte befriedigt, als seinen Worten erregtes Geraune folgte.
»Ja, meine Herren«, sagte er, »ich glaube, ich kann guten Gewissens sagen, daß an diesem Krankenhaus Geschichte gemacht wurde.«
Deon und Robby wurden nur oberflächlich vorgestellt, so daß deutlich der Eindruck entstand, daß sie nur eine untergeordnete Rolle bei dem Experiment gespielt hatten. Es wurde zwar nie offen ausgesprochen, aber die Folgerung lag auf der Hand: Professor Tertius Snyman hatte eine Methode erfunden, den Kopf eines Hundes auf den Körper eines anderen zu verpflanzen.
Da saß er, sonnte sich in Beifall und Schmeicheleien, und Deon sah in erbittertem Schweigen zu.
Professor Snyman und sein zweiköpfiger Hund hatten Weltberühmtheit geerntet. Antivivisektionisten schrieben empörte Briefe an die Zeitungen. In den Leitartikeln wurden ernsthaft die moralischen, ethischen und wissenschaftlichen Konsequenzen erwogen. Eine medizinische Fachzeitschrift begrüßte das Experiment als Vorboten einer Epoche, die der Menschheit eine Art von Unsterblichkeit auf Erden bescherte. Aber wahrscheinlich war das überall so in der Welt. Die Chefs heimsten die Lorbeeren für die Arbeit ihrer Untergebenen ein. Die Versuchung war eben zu groß.
7
Am Samstag morgen rief Moolman Deon an, um ihm – nicht zum ersten Mal – die niederschmetternde Nachricht mitzuteilen.
»Tut mir leid, Professor. Der Hund, den wir gestern operiert haben, ist auch gestorben.« Er schluckte hörbar. »Gestern Abend war er noch wohlauf, aber als ich heute Morgen ins Labor kam, lag er tot in seinem Zwinger.«
Die Leitung war gestört, aber trotz des Knackens entging Deon Moolmans niedergeschlagener Ton nicht. »Was! Schon wieder? Dann können wir's ja gleich aufgeben. Was ist denn schiefgelaufen? Wieder die Lungen?«
»Ich weiß es noch nicht, ich bin selbst eben erst reingekommen, Sir. Die Autopsie habe ich noch nicht gemacht. Aber als ich gestern Abend nach Hause ging, war die Atmung gut. Ich hatte sogar die Brustdrainage entfernt. Und geblutet hat er auch nicht.«
Zu Beginn ihrer Experimente, eine Methode zur Operation der Trikuspidalatresie zu entwickeln, waren sie auf eine Menge technischer Probleme gestoßen. Allmählich hatten sie all diese Hindernisse überwunden. Aber es war ihnen bis heute nicht gelungen, einen Hund länger als ein paar Stunden am Leben zu erhalten.
»Machen Sie jetzt die Autopsie?«
»Ja, sofort, Sir. Sobald ich fertig bin, teile ich Ihnen das Ergebnis mit.«
»ja …« Deon zögerte. Im Moment konnte er nicht viel tun. Er knallte wütend den Hörer gegen den Schreibtisch. Das Knacken hörte nicht auf. »Verdammt noch mal!«
»Sir?«
»Das Telefon. Ich kann Sie kaum hören!«
»Ach so.« Der junge Mann schien erleichtert, als habe er gefürchtet, selbst der Gegenstand
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