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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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von Deons Unmut zu sein.
    »Also, wir besprechen die Sache am Montag. Ich habe heute Morgen eine Konferenz in der Herzklinik. Machen Sie inzwischen keine weiteren Experimente.«
    »Jawohl, Herr Professor.« In Moolmans konventionell höflicher Stimme schwang deutlich Enttäuschung und eine gewisse Feindseligkeit mit.
    Zum Teufel mit ihm, dachte Deon. Diese jungen Schnösel! Zuerst hilft man ihnen auf die Beine, und wenn sie allein laufen können, werden sie frech! Augenblicklich fiel ihm die Ironie in der Umkehrung dieses Verhältnisses auf: er, der arrogante junge Emporkömmling, und Snyman, der in seiner Stellung bedrohte Altmeister.
    Er wirbelte auf seinem Drehstuhl herum und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Es war schon eine aufreibende Geschichte. Gestern hatten sie den Hund mit einem einwandfreien Blutkreislauf und -druck vom Operationstisch gehoben. Die Operation war erfolgreich verlaufen, nur daß der Hund einen Tag darauf starb.
    Sein Blick fiel auf die Maske des Medizinmanns an der Wand, nach der Giovanni so entzückt seine Hand ausgestreckt hatte. Ob er noch lebte? Trish. Er hatte oft an sie gedacht, während er mit Moolman an den Experimenten arbeitete. Ob ihr ernstes Gesicht vor Freudeaufleuchten würde, wenn er ihr sagte, daß er an einer Methode arbeitete, die ihrem Sohn das Leben retten sollte?
    Einer plötzlichen Eingebung gehorchend, nahm er das Telefonbuch zur Hand und schlug es bei C auf. Ca… Co… Coleman … Hier war es: Coulter. Coulters Apotheke in Rodebosch. Eine Privatadresse stand nicht dabei. Er erinnerte sich, daß Trishs Eltern damals in Newlands wohnten. Ob sie umgezogen waren? Oder gestorben?
    Er drückte auf den Knopf. »Jenny, verbinden Sie mich bitte mit dieser Nummer …« Er las sie ihr aus dem Telefonbuch vor. Kurz darauf summte die Sprechanlage. »Coulters Apotheke, Herr Professor.«
    Eine Frauenstimme wiederholte: »Coulters Apotheke. Guten Morgen.«
    »Morgen. Kann ich bitte Mr. Coulter sprechen?«
    Eine kurze Pause. »Tut mir leid. Einen Mr. Coulter gibt es hier nicht.«
    »Aber ich bin doch mit Coulters Apotheke verbunden?«
    »Ja, aber es ist nur der Name. Der Geschäftsführer ist Mr. Sloan. Möchten Sie ihn sprechen?«
    »Bitte.«
    Eine knappe, keimfreie Stimme sagte: »Sloan. Was kann ich für Sie tun?«
    »Guten Tag. Ich suche Mr. Coulter.«
    »Es tut mir leid, Sir, aber ich bin erst seit sechs Monaten hier und habe Mr. Coulter nicht mehr gekannt.«
    »Vielleicht weiß der vorige Besitzer …«
    »Der Laden gehört einem Konzern, Sir. Den Namen haben war nur aus geschäftlichen Gründen beibehalten. Seit Mr. Coulter seine Firma verkaufte, waren hier sicher ein Dutzend verschiedene Geschäftsführer.«
    »Aha.« War es so leicht, in Vergessenheit zu geraten? »Vielleicht erinnert sich jemand vom Personal …?«
    Die Stimme klang jetzt doch ein wenig irritiert: »Bedaure, Sir. Ich habe niemanden, der länger als ein Jahr hier gearbeitet hat.«
    »Naja, dann …«
    »Ach, warten Sie mal«, sagte der Apotheker mit veränderter Stimme. »Einen Moment bitte.«
    »Danke.«
    Nach einigen Minuten wurde der Hörer wieder aufgehoben. »Hallo? Mir fiel gerade der alte Farbige ein, der die Botengänge macht. Er ist schon lange hier. Er meint, sich zu erinnern, daß Mr. Coulter nach Hermanus zog, als er das Geschäft verkaufte.«
    »Hermanus? Gut. Herzlichen Dank!«
    »Gern geschehen.« Der Hörer wurde mit einem harten Klicken aufgelegt, wie um zu betonen, daß die Störung an einem lebhaften Samstagmorgen höchst ungelegen war.
    Deon schlug das Telefonbuch mit den Landbezirken auf. Hermanus. Kein Coulter.
    Die Spur war verweht. Nichts zu machen. Ein Gefühl von Trauer und Verlust überwältigte ihn, von Reue und Schmerz, wie an jenem längst vergangenen Tag, als ihm zum ersten Mal klar wurde, daß Trish für immer aus seinem Leben verschwunden war.
    Heftig drehte er sich auf seinem Stuhl wieder nach vorn. Er schob seinen Ärmel zurück. Viertel vor zehn. Um zehn hatte er eine Konferenz in der Herzklinik. Und dann war er, abgesehen von der Morgenvisite am Sonntag, fürs Wochenende frei. Vorausgesetzt natürlich, daß keine dringenden Fälle auftraten. Nachmittags hatte er eine Verabredung zum Golfspielen. Am besten machte er sich gleich auf den Weg hinüber zum Krankenhaus, denn er kam nicht gern zu spät, das gab ein schlechtes Beispiel.
    Aber er konnte sich nicht aufraffen. Herrgott, schalt er sich, du benimmst dich wie ein verliebter Gockel. Reiß dich zusammen,

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